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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Kuh mich auf dem Kieker. Schließlich hielt Manny das nicht mehr aus. Er sagte mir, er würde mich ja lieben, aber es ginge so nicht weiter und ich müsste gehen. Ich sagte ihm, dass das in Ordnung sei. Ich hätte einen Kumpel in Arizona, der wahrscheinlich für ein paar Wochen einen Schlafplatz für mich hätte, bis ich auf dem Bau Arbeit finden würde. Ich wollte nicht in Los Angeles auf dem Bau arbeiten. Zu viele beschissene Illegale. Ich bin kein dreckiger Mexikaner. Ich bin ein amerikanischer Staatsbürger, dessen Vorfahren seit ewig in New Mexico ansässig waren, und ich denke gar nicht daran, Seite an Seite mit lauter Illegalen zu arbeiten.«
    »Verstehe«, sagte Decker, »fahren Sie fort.«
    »Manny fühlte sich echt schlecht dabei, mich vor die Tür zu setzen. Ich war immerhin sein großer Bruder. Also bot Manny an – ich wiederhole, er bot es an -, mir Geld zu geben. Ich sagte, okay und stellte keine Fragen. Ich war übel dran und brauchte Hilfe, und wenn mein kleiner Bruder mir Geld gibt, sage ich, okay. Ich wusste nicht, woher das Geld kam. Und ich fragte auch nicht danach. Erst später, als Beth ihn anschrie, fand ich heraus, dass er der Kassenwart der Kirchengemeinde war und dass das Geld aus deren Kasse stammte.«
    »Wann war das?«
    »Die Nacht, in der es passierte. Beth schrie ihn an, er sollte das Geld von mir zurückholen. Ich fühlte mich schuldig, der Grund ihres Streits zu sein, also klopfte ich an die Schlafzimmertür und erklärte der Zicke, dass ich keinen Penny in der Tasche hätte. Ich versuchte ihr klarzumachen, dass ich’s zurückzahlen würde, sobald ich wieder auf eigenen Füßen stünde. Ich bot ihr sogar Zinsen an.«
    »Wie viel hat er Ihnen gegeben?«
    »Ungefähr tausend Dollar.«
    »Zweiter Versuch, Mr. Holmes.«
    »Es waren um die tausend Dollar.«
    »Das Konto war komplett leer geräumt.«
    »Wenn Sie wissen wollen, was passiert ist, lassen Sie mich zu Ende erzählen, okay?«
    »Einverstanden«, sagte Decker, »reden Sie weiter. Manny hat Ihnen also tausend Dollar geliehen, und Beth wollte, dass Sie das Geld zurückgeben.«
    »Genau.« Holmes trank noch ein Glas Wasser aus. »Und jetzt kommt der Teil, der etwas verschwommen ist. Von diesem Moment an wollte ich nur weg aus dem verdammten Apartment, aber Beth hatte sich warmgelaufen. Sie schrie mich an, sie schrie ihn an, und sie bestand immer wieder darauf, ich müsse sofort das Geld zurückgeben! Leck mich, dachte ich, Manny hat’s mir gegeben, nicht sie. Sie hat mir nichts zu sagen. Also mach ich mich auf zu gehen, aber da schreit Beth, dass sie die Polizei rufen wird, weil ich das Geld gestohlen habe.«
    Er atmete krächzend aus.
    »Sie nimmt den Hörer in die Hand und wählt die Nummer der Polizei oder den Operator oder die Auskunft, irgendwas. Da geht Manny zu ihr hin und reißt ihr den Hörer aus der Hand. Er sagt zu ihr: ›Beth, das kannst du nicht machen.‹< und sie sagt: ›Ich kann machen, was ich will, und du wirst mich nicht davon abhalten!‹ Ich glaube, in dem Moment war das alles zu viel für Manny. Er musste sich irgendwie wie ein Mann benehmen. Schließlich hatte er genug eingesteckt. Also sagt er: ›Du lässt meinen Bruder in Ruhe. Ich kümmere mich um das Geld. Ich bin der Kassenwart, und du bist ohne mich nichts als ein kleines Stück Scheiße.‹ Und um das Ganze mit Nachdruck zu versehen, schubst er sie, ohne dass er ihr wirklich wehtun wollte. Er wollte sie nur zur Seite schieben.«
    Holmes schluckte, und seine Augen waren so leer wie die Wand, auf die er starrte.
    »Leider schubste er sie ein bisschen zu stark, so dass ihr Kopf an die Wand knallte und sie zu Boden fiel.«
    Dudley wollte etwas sagen, aber dann schüttelte er nur den Kopf.
    Holmes starrte weiter vor sich hin, als würde sich die Szene noch einmal vor seinen Augen abspielen. Ganz sicher lief sie in Holmes’ Gehirn ab, aber Decker wusste, dass die Beweise nicht ganz zu Holmes’ Geschichte passten. Die Delle in Beths Schädel war durch den Schlag mit einem stumpfen Gegenstand verursacht worden, der wahrscheinlich frontal von vorne ausgeführt worden war. Die Verletzung konnte keinesfalls durch einen Aufprall des Hinterkopfes auf eine Wand entstanden sein.
    Decker sagte nichts. Das alles würde später zur Sprache kommen.
    Holmes redete weiter. »Als es passierte, war mir klar, dass wir in Mordsschwierigkeiten steckten. Ich hatte wegen Einbruchdiebstahls im Knast gesessen, und das hatte mir gereicht. Ich würde nicht nach Santa Fe gehen

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