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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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und wieder einsitzen. Wir wussten beide von den Besuchen bei unserem Alten, wie es da aussah. Unter keinen beschissenen Umständen würden wir untergehen, nur weil eine blöde kleine Zicke ihren Mund nicht halten konnte!«
    Decker nickte bestätigend. »Ungefähr zu welcher Tageszeit passierte das Ganze?«
    »Nicht sehr spät, aber es war schon dunkel. Keine Ahnung, vielleicht gegen sechs. Ich erinnere mich nicht mehr.«
    »Gut. Was passierte dann, als Sie merkten, dass sie sich nicht mehr bewegte?«
    »Ich war wie gelähmt und wusste überhaupt nicht, was ich tun sollte. Ich war in einer fremden Stadt, ohne Freunde, und da stand ich neben der toten Kuh und hatte sie noch nicht mal umgebracht! Ich sagte Manny, wir sollten jetzt besser verdammt schnell verschwinden. Die Reaktion von meinem kleinen Bruder war seltsam. Er war ganz ruhig und gefasst. Vielleicht fühlte er sich gut dabei. Sie war ihm schon lange auf den Wecker gegangen, und ihm hatte es vermutlich sowieso gereicht. Er war eher der ruhige Typ. Er sagte mir, ich soll die Leiche einpacken, und dann würde er sich darum kümmern. Das habe ich getan – ihm geholfen, die Leiche einzupacken und ihm geholfen, sie in seinen Pick-up zu tragen. Von da an übernahm Manny. Ich weiß nicht, was er mit ihr angestellt hat. Ich habe nie gefragt, und er hat nie etwas gesagt.«
    »Wie lange war er weg?«
    »Vielleicht ein paar Stunden. In der Zeit hab ich Klarschiff gemacht.«
    »Und Sie können sich nicht erinnern, wann Manny in die Wohnung zurückgekommen ist?«
    »Nur, dass es spät war. Wir haben den Rest der Nacht mit dem Beladen des Pick-ups verbracht, und am nächsten Morgen holte Manny das restliche Geld der Kirche vom Konto runter. Wir brauchten alles, was greifbar war.« Holmes atmete tief ein und wieder aus. »Manny wollte, dass wir zusammen losfuhren, aber ich wollte weg , weg, verstehen Sie?« Er deutete auf seine Brust. »Ich habe sie nicht umgebracht, er war’s. Sollte er sehen, wie er klarkommt. Außerdem spürte ich, dass er Angst hatte. Das Adrenalin war verbraucht, und ich hatte keinen Bock darauf, dass er ausflippt, während ich in der Nähe war. Ich sagte ihm, besser, er nimmt den Truck und fährt los, und ich kann mich um mich selbst kümmern. Er sollte mich in ungefähr sechs Monaten in Arizona ausfindig machen, wenn die Sache sich beruhigt hätte. Er hat nie angerufen, und ich habe ihn nie wieder gesehen oder von ihm gehört. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, ob er noch lebt, ob er tot ist, was auch immer.«
    Sicher, du weißt gar nichts , dachte Decker. »Wohin gingen Sie, nachdem Sie sich getrennt hatten?«
    »Ich fuhr per Anhalter nach Las Vegas, spielte im Casino und machte aus meinem mickrigen Tausender fünf große Scheine. Ich hab eine Woche lang in Saus und Braus gelebt – Alkohol, Drogen, Weiber, was Sie wollen. Es war die glücklichste Woche meines Lebens.«
    »Und danach?«
    »Was glauben Sie?« Holmes lachte. »Alkohol, Drogen und Weiber kosten Geld. Ich verließ die Glitzerstadt mit dreihundert Dollar in der Tasche und trampte nach Arizona. Dann krempelte ich die Ärmel hoch, lernte das Baugeschäft kennen und wurde zum Arbeitstier. Ich fing an, Steuern zu zahlen, und seitdem bin ich ein ehrbarer Bürger.«
    »Und Sie haben nie wieder etwas von Manny gehört?«
    »Keinen Ton. Vielleicht hätte ich meinen Bruder als vermisst melden müssen... und Beths Eltern wissen lassen, was passiert ist. Vielleicht hätte ich ihm beim Wegschleppen und beim Aufräumen nicht helfen sollen. Aber verdammt, er war mein kleiner Bruder, er steckte in Schwierigkeiten, und zwar deshalb, weil er mir helfen wollte. Ich fühlte mich verantwortlich, aber nicht so sehr, dass ich meinen Kopf für etwas hingehalten hätte, was ich nicht getan hatte.«
    Decker nickte. Vieles an der Geschichte klang ehrlich. Vielleicht stritten Manny und Beth wegen des Geldes. Und einer war während des Streits ausgerastet und hatte Beth auf den Kopf geschlagen, das konnte hinkommen. Vielleicht war es Raymond/Belize gewesen, vielleicht Manny. Das Einzige, was Decker ganz sicher wusste, war, dass einer der Brüder Beth getötet hatte.
    Deckers Meinung nach passte es auch, dass Manny Beth begraben und seinem Bruder nicht gesagt hatte, wo. Warum sonst sollte Holmes nach Deckers und Marges erstem Besuch dageblieben sein? Sie hatten ihm gesagt, man habe eine verweste Leiche unter dem Fundament eines zerstörten Apartmenthauses gefunden. Darauf reagierte Holmes nicht, weil er

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