Habgier: Roman (German Edition)
wird er unser Gefängnis in ein paar Tagen beehren.«
»Wie wär’s mit was zu essen?«
»Ehrlich gesagt bin ich am Verhungern, aber ich muss zuerst duschen.«
»Kein Problem. Wie klingt ein Corned-Beef-Sandwich? Oder ist das zu viel um ein Uhr früh?«
»Meine innere Uhr geht drunter und drüber. Sandwich klingt gut, und bestreich es dick mit viel Senf und Mayonnaise. Senf ist für Akiva, den Juden, und Mayo für Peter, den Goy.«
Sie lachte. »Dazu noch Krautsalat?«
»Je mehr, desto besser. Ich treffe dich dann am Esstisch.«
Eine halbe Stunde später wischte Decker sich den Mund ab. Sein Bauch wusste noch nicht, ob er sich erst angenehm gesättigt oder doch schon überfressen fühlen sollte. Die Sache erledigte sich dann von selbst, als Decker herausfand, dass es weder mehr Corned Beef noch mehr Brot gab.
»Ich habe die letzten Reste nur für dich aufgehoben.« Rina nippte an einer Tasse mit Kamillentee. »Und das ist gar nicht so leicht, Corned Beef gegen eine Horde hungriger Teenager zu verteidigen.«
»Du meinst damit ein paar Jungs?«
»Besonders Hannahs Horrorexemplare.«
»Tzvika und Michael?«
»Wen sonst?«
»Stimmt was nicht?«, fragte Decker. »Die zwei sind doch eng befreundet und mögen Hannah sehr gerne.«
»Aber sie interessiert sich für keinen von beiden.«
»Und warum verbringt sie dann so viel Zeit mit ihnen?«
»Ich glaube, sie mag es, umschwärmt zu werden.«
Decker verdrehte die Augen. »Wir müssen ein Auge darauf haben, sonst verscheucht sie sie wie Fliegen.«
»Wenn sie Jungs nicht mehr verscheucht, sollten wir uns eher Sorgen machen.«
»Wohl wahr.« Decker atmete tief ein und langsam wieder aus. »Ich werde noch mal nach Santa Fe fahren.«
»Möchtest du Beths Eltern die Nachricht persönlich überbringen?«
»Nein, ich habe sie schon angerufen, gleich nachdem wir Raymond Holmes verhaftet hatten.«
»Wie haben sie reagiert?«
»Sehr zurückhaltend.« Decker leerte sein Wasserglas in einem Zug. »Peter hat sich bei mir bedankt. Sandra hat uns zum Santa-Clara-Fest eingeladen, im August.«
»Bis dahin kennst du bestimmt die ganze Stadt.«
»Ich kenne das Gefängnis von Santa Fe, falls du eine Führung möchtest. Ich muss da noch mal hin, um mit dem alten Mann seine Aussage durchzugehen.«
»Mit Belizes Vater?«
»Genau, Martin Hernandez. Er ist unser Hauptzeuge gegen Holmes, und ich habe bei ihm kein gutes Gefühl. Ein Mann, der seinen eigenen Sohn verraten und verkauft hat, ist nicht gerade ein sympathischer und glaubhafter Zeuge. Außerdem ist er alt. Zu viele Fragen würden ihn durcheinanderbringen.«
Decker lehnte sich zurück und blickte an die Decke. »Die Anklage wegen Mordes beruht auf der Aussage des alten Herrn, und der wirkt nicht gerade vertrauenswürdig. Dann findet die Jury noch heraus, dass er für diese Aussage früher entlassen wird. Das nimmt dem Mann das letzte bisschen Integrität, sofern noch was übrig war.«
»Na ja, aber Belize ist hinter Gittern, und das ist besser als gar nichts. Wie ich schon sagte: Egal was du tust, es fällt irgendwann auf dich zurück . Mida keneged mida .«
Decker starrte Rina an. »Das macht Beth nicht wieder lebendig.«
»Wir alle sterben, Peter. Wenn du gläubig bist wie ich, glaubst du daran, dass Gott für Gerechtigkeit sorgt.« Sie nahm seine Hand. »Du hast die endgültige Antwort auf eine Frage gegeben, die eine Familie mehr als dreißig fürchterliche Jahre lang gequält hat. Außerdem wird Belize bestraft werden, und dafür hast du gesorgt. Du hast deinen Teil für Gott und dieses Land geleistet.«
»Danke.« Decker schnappte sich Rinas Tasse und nahm einen Schluck Tee. »Jetzt steht vor uns das große Fragezeichen in Sachen Manny: Ist er tot oder lebendig?«
»Was meinst du?«
»Ich glaube, er ist tot. Ich weiß nicht, wer Beth getötet hat, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Belize Manny ermordet hat. Belize hatte überhaupt keine Lust, wieder ins Gefängnis zu wandern, und sein Bruder war ein zu großes Risiko. Wenn ich mit den Eltern spreche, werde ich durchklingen lassen, Belize habe Manny und Beth umgebracht. Wie gesagt, es macht Beth nicht wieder lebendig, aber vielleicht ist es erträglicher für sie, wenn sie wissen, dass ihr eigener Ehemann nicht ihr Mörder war. Und du hast recht, Belize hat in jedem Fall Schuld auf sich geladen.«
Rina schob ihre Teetasse vor Decker. »Wirst du versuchen, ihn in Zusammenhang mit dem Verschwinden von Roseanne Dresden zu bringen?«
»Liebend gerne,
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