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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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zwanzig Jahren Ehe einfach beklauen?«
    »Wann wurde Ihnen endgültig klar, dass er das Geld abgehoben hat?«
    »Als ich Kopien der auf das Konto ausgestellten Schecks erhielt, wusste ich sofort, wo das ganze Geld hingewandert war. Sechs Stück für einen Juwelier. Ab und zu kaufte Ray mir zu besonderen Anlässen eine Halskette oder ein Armband – Muttertag, mein Geburtstag, Weihnachten. Aber sechs Schecks? Nein, nein, nein, Ray hatte diese Schecks nie und nimmer ausgestellt. Dann bemerkte ich, dass auf den Schecks Rechnungsnummern notiert waren. Als ich bei dem Juwelier anrief, um nach den Rechnungen zu fragen, bekam ich den Schock meines Lebens. Mein erster – naiver – Gedanke war, dass sich jemand Zugriff auf das Konto verschafft hatte. Logisch, oder?«
    »Logisch.«
    »Jemand musste Rays Unterschrift gefälscht haben. Aber während des Gesprächs mit dem Juwelier erinnerte der sich plötzlich genau an Ray, weil der Mistkerl eine Chopard-Uhr gekauft hatte, mit folgender Gravur auf der Rückseite: › Für Roseanne von Ray, in innigster Liebe ‹. Mir war so schlecht, dass ich am liebsten gekotzt hätte.«
    »Gibt einfach Ihr Geld für seine Freundin aus«, sagte Decker.
    »Tiefer kann man nicht sinken.« Sie trank einen großen Schluck Kaffee. »Können Sie sich das vorstellen?« Sie hielt den Pappbecher hoch. »Kriege ich noch so einen?«
    »Sicher.« Er blickte in die Kamera. »Noch einen Spezialkaffee für Mrs. Holmes, bitte.«
    Lindie murmelte nurmehr vor sich hin. Es dauerte zehn Minuten, bis ihr Designerkaffee da war. Nach ein paar Schlucken war sie wieder gesprächsbereit. »Und dann hat er die Nerven, mich um die Kaution zu bitten! Was für ein Schwachkopf!«
    »Seine Kaution ist... hoch.«
    »Über eine Viertelmillion Dollar. Sogar bei zehn Prozent davon müsste ich eine zweite Hypothek auf das Haus aufnehmen. Mal ganz abgesehen von den Anwaltskosten. Meinetwegen kann er im Gefängnis verrotten. Ich erstatte Anzeige! Ich will mein Geld zurück! Ich werde jeden Cent davon brauchen. Ich habe Kinder. Gott sei Dank konnte er wenigstens das Konto fürs College nicht plündern!«
    Sie lehnte sich vor und sah Decker beschwörend an.
    »Wie bekomme ich mein Geld zurück?«
    Darum ging es also. Vielleicht konnte Decker damit spielen. »Mrs. Holmes, was Ihr Mann getan hat, ist verabscheuungswürdig.«
    »Sie sagen es!«
    »Moralisch höchst verwerflich.«
    »Ja, verdammt noch mal.«
    »Nur leider ist das keine Straftat.«
    »Was?«, schrie Lindie. »Der Mistkerl hat mir mein Geld gestohlen!«
    »Rein technisch gesprochen hat er überhaupt nichts gestohlen, da das Konto auch auf seinen Namen lief.«
    »Das galt nur für Notfälle und falls mir etwas zugestoßen wäre!«
    »Ich weiß, Mrs. Holmes. Und Sie haben völlig recht. Er hat Ihr Geld entwendet und es auf unangebrachte Weise ausgegeben...«
    »Er hat mein Geld für seine Geliebte verschleudert!«
    »Das sehe ich, und es ist schrecklich, es ist unmoralisch, es ist ganz einfach verwerflich.« Decker verzog das Gesicht. »Aber es ist nicht illegal.«
    »So ein Irrsinn! Kann ich nicht wenigstens Anzeige wegen Diebstahl oder was Ähnlichem erstatten?«
    »Bestimmt fällt einem schlauen Anwalt und Ihnen eine Möglichkeit ein... Verklagen Sie ihn wegen Betrugs vor einem Zivilgericht. Vielleicht funktioniert das.«
    »Ich kann mir jetzt keinen Anwalt leisten.«
    »Es gibt Leute, die übernehmen solche Fälle pro bono «, log Decker sie an. »Vielleicht können Sie ja die Lebensversicherung Ihres Mannes anzapfen. Ich glaube eher nicht, dass er noch Cash übrig hat. Mr. Holmes ist jetzt in ziemlich schlechter Verfassung.«
    »Scheiß auf den Mistkerl!«
    Decker atmete tief ein und wieder aus. »Sie gehen gerade durch die Hölle, Mrs. Holmes. Ich fühle mit Ihnen. Und Sie wollen doch wegen Ihres Ehemanns bestimmt nicht tiefer sinken, als Sie sowieso schon drinstecken, nicht wahr?«
    Ihr Blick wurde wachsam. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine damit, dass ich Ihnen, sollten Sie noch von anderen Verbrechen Ihres Mannes etwas wissen, gerne zuhören werde.«
    Zum ersten Mal verstummte die Frau.
    »Natürlich wissen Sie«, fügte Decker schnell hinzu, »dass Sie als die Ehefrau von Mr. Holmes nicht dazu verpflichtet sind, irgendwelche Vergehen zu offenbaren, die Ihr Mann begangen und Ihnen anvertraut haben könnte...«
    »Ich weiß, wovon Sie sprechen. Fünfter Verfassungszusatz.«
    Holmes und sie hatten das Thema also schon mal. »Gut«, sagte Decker, »aber wenn Sie

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