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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gerne behilflich sein, denn Oliver war ein Detective, und das zog. Außerdem: Er tauchte dort zwar nicht regelmäßig auf, aber er kannte den Laden gut.

7
     
    Marges Ohr war rot und heiß, weil sie seit Stunden am Telefon hing. Als i-Tüpfelchen hatte sie heute Morgen auch noch den Fehler begangen, die neuen Perlenohrringe anzulegen, die ihr Will Barnes geschenkt hatte. Telefonieren wurde dadurch richtig unangenehm.
    »Ja, ich weiß, dass Roseanne Dresden auf der Liste der Opfer ist«, erklärte Marge. »Ich frage ja nur, ob sie von Anfang an auf der Liste stand, oder ob ihr Name nachträglich hinzugefügt wurde, denn normalerweise werden die Listen ja laufend aktualisiert, wenn neue Informationen auftauchen... nein … nicht wieder die Warteschleife... Scheiße!«
    Decker kam gerade an Marges Schreibtisch vorbei. »Alles klar?«
    »Ich hasse es, wenn man mich ins elektronische Nichts schießt.« Sie sah auf die Uhr. »Ich geh was essen. Und dann statte ich mal unserer illustren Zeitung einen Besuch ab.«
    »Wie sieht dein Nachmittag aus?«
    »Ich hätte noch Zeit.«
    »Wenn du gerade in der Gegend bist, schau doch bitte an der North Mission Road vorbei. Es ist schon eine Weile her, dass wir mit dem Ermittlerteam gesprochen haben. Frag mal nach, wie viele Leichen entdeckt und wie viele davon identifiziert worden sind. Interessant wäre auch zu wissen, ob sie Gegenstände gefunden haben, die Roseanne Dresden zugeordnet werden können.«
    Marge hatte sich bereits alles notiert und verstaute ihren Block in ihrer Handtasche.
    »Wird erledigt. Was ist mit dir?«
    »Ich habe eine Verabredung mit Arielle Toombs, der einzigen Person außer Rottiger, die sich auf Olivers Anruf hin gemeldet hat. Sie klang nicht gerade begeistert, ich konnte sie aber auf eine Uhrzeit festnageln. Hübsche Ohrringe.«
    Marge grinste über das ganze Gesicht. »Ein Geschenk von Will.«
    »Will ist ein netter Mann.«
    Marge griff nach ihrer Tasche und schaute ihren Vorgesetzten und Freund an. »Du siehst müde aus, Pete.«
    »Wir haben auf einmal eine Einbruchswelle, hauptsächlich bei Leuten, die ihre Wohnungen und Häuser nach dem Absturz verlassen mussten.«
    »Ja, Paul Deloren hat’s mir erzählt. Wie viele davon hältst du für echt?«
    »Bestimmt nicht alle, das steht fest. Wir gehen einen nach dem anderen zusammen mit den Ermittlern der Versicherungen durch.«
    »Wir hatten in der letzten Woche eine ganze Reihe Fälle von Trunkenheit am Steuer.«
    »Das und jede Menge Ruhestörungen unter Alkoholeinfluss, öffentlicher Waffenmissbrauch und doppelt so viele Körperverletzungen wie sonst. Raufereien in Kneipen, aber auch häusliche Gewalt. Und überdurchschnittlich viele Herzinfarkte.«
    »Die Nachwirkungen«, sagte Marge. »Du, ich, wir alle drehen durch. Aber diesmal gibt es wenigstens einen Grund dafür.«
     
    Die größte und älteste Zeitung der Stadt hatte sich vor hundertfünfundzwanzig Jahren in Downtown L. A. niedergelassen, als diese Gegend noch jugendliche Frische ausstrahlte, mit belebten Straßen, noblen Geschäften und der Angel’s-Flight-Kabelbahn. Nach ihrer vierten Wiederbelebung war die Hauptniederlassung jetzt an der Ecke Spring und First Street untergebracht. Die Architektur war ein Lobgesang auf American Art déco und die WPA-Artists, die das Gebäude entworfen hatten, mit seinen bronzenen Basreliefs, einem Fries, Schnitzereien und sonstigen Verzierungen.
    Im Inneren fand sich Marge in einer Rotunde wieder, in deren Zentrum sich ein Globus drehte, umkreist von aus Bronze gegossenen Sternzeichen. Rechts davon gab es eine Tafel mit einem Abriss der Geschichte, daneben stand ein Wachmann; geradeaus befanden sich alarmgesicherte Drehkreuze und dahinter eine Reihe Fahrstühle. Als Beute ihres morgendlichen Telefonmarathons hatte sie eine Liste mit Namen und Durchwahlen dabei und händigte diese dem Wachmann aus, der wiederum ein paar Anrufe tätigte. Schließlich verkündete er, Mr. Delgado würde gleich für sie da sein.
    Sechsundzwanzig mit ungeduldigem Fußwackeln verbrachte Minuten später – in denen Marge einen verherrlichenden Rückblick der Zeitung auf sich selbst gelesen hatte – sah Marge einen untersetzten Mann durch die Halle trampeln. Er hatte pechschwarzes Haar, das er sich wie Dracula streng nach hinten kämmte, und seine buschigen Augenbrauen lagen dachartig über seinen außergewöhnlich blassen blauen Augen. Seine Haut war gebräunt, aber faltenlos, weshalb Marge ihn auf Ende zwanzig, Anfang dreißig

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