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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Redakteur weismachen musste, ich sei eine Versicherungsagentin... obwohl ich die Sache ziemlich cool durchgezogen habe.«
    »Ich hab dieselbe Tarnung gewählt.«
    »Große Geister denken gleich.«
    »Ruf Oliver an, und sag ihm, wir legen den Fall bis auf Weiteres zu den Akten. Ich treff dich im Revier, und dann wollen wir doch mal sehen, welche Heimsuchungen die Einwohner des West Valley für uns bereithalten.«

9
     
    Bei dem zaghaften Klopfen an seiner Tür sah Decker von den Papieren auf seinem Schreibtisch hoch. Marissa Kornblatt stand in der Tür, und ihr Gesichtsausdruck passte perfekt zu ihrem zögerlichen Auftreten. »Entschuldigen Sie, Lieutenant, ich hab’s per Telefon versucht, aber Ihr Telefon geht nicht.«
    »Ich habe es ausgesteckt, sonst komme ich hier nie voran. Was gibt’s denn?«
    Sie reichte ihm einen ansehnlichen Stapel rosafarbener Merkzettel. »Das sind die Anrufe der letzten drei Stunden, aber deshalb bin ich nicht hier. Farley Lodestone ist auf Leitung drei, und wie immer will er ein ›Nein‹ nicht gelten lassen.«
    Es war in zwei Wochen der siebte Anruf des hinterbliebenen Vaters, und sein Anruf wurde langsam zu so etwas wie einem morgendlichen Ritual. Die neuesten Nachrichten hatte er nicht besonders gut verkraftet.
    Hello Farley – sie nannten sich mittlerweile beim Vornamen.
    Nein, der Leichnam wurde noch nicht offiziell identifiziert, aber sie sind an der Sache dran. Ja, es tut mir leid, dass es so lange dauert, aber wir geben hier alle wirklich das Beste und wollen keinen Fehler machen. Der Coroner und ich melden uns, sobald wir mehr wissen.
    Decker stöpselte sein Telefon wieder ein und nahm Leitung drei entgegen. »Hallo Farley, hier ist Pete Decker.«
    »Sie müssen die Nase von meinen Anrufen gestrichen voll haben.«
    »Keineswegs, ich wünschte mir nur, ich könnte Ihnen etwas Neues berichten. Die Rechtsmedizin hat sich noch nicht gemeldet, aber es ist ja auch erst elf Uhr vormittags.«
    »Ich habe gerade mit denen telefoniert, Decker. Nicht mit der ganzen Abteilung, nur mit Cesar Darwin. Haben Sie ihn schon mal getroffen?«
    »Öfters, er ist ein sehr kompetenter Leichenbeschauer.«
    »Gut zu hören, zumal er mit Akzent spricht.«
    »Er kommt aus Cuba. Ist er zuständig für die Untersuchung der Opfer des Absturzes?
    »Genau das ist er, und genau deshalb rufe ich Sie an. Während unseres Gesprächs klang er ziemlich ausweichend.«
    »Ausweichend?« Decker raufte sich die Haare. »Inwiefern, Farley?«
    »So als wüsste er was und wollte es mir nicht sagen. Rufen Sie ihn an, und finden Sie heraus, was da läuft. Wenn Sie mir danach sagen, ich bin paranoid, dann glaub ich’s Ihnen. Aber ich will, verdammt noch mal, Ihre ehrliche Meinung, Decker, wenn Sie auch finden, dass er verdächtig klingt.«
    »Verdächtig?«
    »Ich habe ihn gefragt, ob er mit Roseannes Autopsie schon zugange ist – eine ganz einfache, eindeutig zu beantwortende Frage. Merkwürdigerweise gab er mir aber kein klares Ja oder Nein. Stattdessen kam das übliche Doktor-Wischiwaschi, gequirlte Kacke. Ich setze mein Vertrauen in Sie, und das ist ein ziemliches Kompliment, denn ich vertraue grundsätzlich niemandem. Also tun Sie mir den Gefallen, Decker, rufen Sie ihn an, und finden Sie raus, ob Ihre Verarschungsantenne genau so gut auf Empfang gestellt ist wie meine.«
     
    Der Anruf bei Dr. Darwin war schnell erledigt, aber die Antwort fiel ganz und gar nicht nach Deckers Geschmack aus.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns persönlich unterhalten.«
    Cesar Darwin war seit fünfundzwanzig Jahren im Land, aber sein Akzent war noch immer sehr stark, so dass man ihn am Telefon kaum verstehen konnte.
    Decker vermutete, es lag an mangelndem Feedback bei den Gesprächen, weil sich Cesar in der Crypt verkroch und mit den Toten redete, statt Patienten mit schlagenden Herzen zu behandeln.
    Ein Treffen von Angesicht zu Angesicht war daher sicher eine gute Idee.
    »Gibt es Ungereimtheiten?«, fragte Decker.
    »Ja.«
    »Wann passt es Ihnen?«
    »Ich habe noch eine Autopsie. So gegen zwei? Dann bin ich fertig und hungrig. Ich kenne ein gutes kubanisches Restaurant um die Ecke. Außer Sie wollen mich unbedingt in der Crypt treffen.«
    Decker dachte an seine präkoscheren Tage in Florida zurück. Die kubanische Küche bot nicht gerade viele rein vegetarische Vorspeisen. Sogar Reis und Bohnen wurden meistens mit Speck zubereitet. Andererseits kochten die Kubaner hervorragenden starken Kaffee. Und sowieso war alles besser

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