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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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dies, ohne das... Mann, sogar die Gangstas werden wählerisch. Alle wollen weniger Fett im Essen.«
     
    Das Büro des zuständigen Coroners im L. A. County lag in der North Mission Road in dem einst berüchtigten Rampart-Viertel, nordöstlich von Downtown L. A. Das Polizeirevier war mittlerweile blitzsauber, und obwohl das Kainsmal der vorangegangenen Skandalserie langsam verblasste, erinnerte man sich noch gut an alles.
    Das Leichenschauhaus bestand aus zwei Gebäuden, die mit einer Brücke verbunden waren, rechts die Büros, links die Crypt. Das ganze Jahr über begrüßte ein Schwarm schwarzer Fliegen die Besucher am Eingang. Nachdem sich die Detectives angemeldet und ihre Schutzkleidung erhalten hatten, inklusive Überziehern für Schuhe und Gesichtsmasken, geleitete Darwin die Gruppe hinunter in die Crypt. Mit jedem weiteren Meter nach unten wurde der Geruch im Fahrstuhl stärker. Egal wie oft Decker hier schon vorbeigekommen war – der Gestank machte ihm jedes Mal zu schaffen.
    Im Seitengang herrschte Stille, denn die Türen führten zu den verglasten Autopsiesälen und zu den Kühlräumen, in denen die Toten aufbewahrt wurden. Wegen der unglaublichen Flut an Leichen lagerten die Kadaver auf fahrbaren Pritschen im Korridor. Einige von ihnen waren gut verpackt in Plastikhüllen, bei anderen konnte man die Haut sehen, die immer grauer und schlaffer wurde.
    Das Büro des Rechtsmediziners lag am Ende des Korridors und wirkte durch die vielen Ober- und Unterschränke eher wie eine Schiffsküche. Die Ablageflächen aus Edelstahl quollen über mit dem für diesen Beruf typischen Handwerkszeug: Mikroskope, Waagen, Messschieber, Skalpelle, Pinzetten und eine Kameraausrüstung. In sieben Behältern schwammen Körperteile in undefinierten chemischen Flüssigkeiten, hauptsächlich Finger, die rehydriert wurden, um danach Fingerabdrücke zu nehmen. Darwins Schreibtisch stand, bedeckt mit hohen Papierstapeln, in einer Ecke. Für eine Person reichte das Büro aus, aber mit vier Anwesenden war es hoffnungslos überfüllt.
    Der Doktor und die Detectives versammelten sich um ein Mikroskop und wechselten sich damit ab, den schmutzigen, schlammfarbenen Stofffetzen, ein circa fünfzehn Zentimeter großes Rechteck, auf Hinweise zu untersuchen. Unter dem Mikroskop konnte Decker an einzelnen Fäden noch die ursprüngliche Farbe Pink ausmachen. Darwin verringerte die Vergrößerung, damit die Buchstaben, die am deutlichsten in der Mitte des Stoffs zu erkennen waren, wieder lesbar wurden. Der Aufdruck war bereits dabei abzuplatzen.
    Decker schielte durch das Binokular. »Muss man sich erst mal dran gewöhnen.«
    »Ja, das stimmt«, pflichtete ihm Darwin bei, »aber man kann Worte erkennen.«
    »Ich erkenne nur Buchstaben.«
    »Welche Buchstaben?«, fragte Marge und zückte ihren Notizblock.
    » V-e-s ...«, darauf folgte eine Pause und dann: »Sieht aus wie v-e-s-t-o-n .«
    Marge notierte sich alles. »Und was noch?«
    »Unter v-e-s-t-o-n steht d-i-a-n . Und darunter a-p-o-l , noch weiter unten steht...« Decker atmete kurz aus. »Ich glaube, es ist p-e-k ...« Er starrte durchdringend auf den Stoff. »Der Rest ist verschmutzt.«
    Darwin sagte: »Schauen Sie mal vor dem p in p-e-k , da ist glaube ich ein o .«
    »Stimmt... ja, jetzt sehe ich es. Also o-p-e-k .«
    » Opek ?«, fragte Oliver, »wie das Ölkartell?«
    »Das wäre o-p-e-c «, erklärte ihm Decker.
    »Gehen Sie mal in die obere linke Ecke«, sagte Darwin, »da sind auch Buchstaben.«
    Decker verschob den geschützten Stoff und fand die Partie, auf die Darwin ihn hingewiesen hatte. »Ja, ich seh’s. A-j-o-r .«
    »Genau.«
    »Noch irgendwas, das ich sehen sollte?«
    »Das ist alles, was ich Ihnen bei dieser Vergrößerung bieten kann«, erläuterte Darwin, »aber vielleicht finden wir mehr heraus, wenn wir es in den Computer einscannen.«
    »Gute Idee.« Decker richtete sich vom Mikroskop auf und rollte die Schultern. »Will noch jemand?«
    »Ich probier’s mal«, sagte Oliver, und alle warteten schweigend, während Oliver den Stofffetzen untersuchte. »Tja... mehr kann ich auch nicht erkennen.« Er hob den Blick vom Binokular. »Nicht gerade viel, um loszulegen. Die Buchstaben sind offensichtlich Teile von längeren Wörtern.«
    »Wir müssen das Stück Stoff in einem größeren Zusammenhang sehen«, sagte Marge.
    »Was für ein Zusammenhang?«, fragte Oliver.
    »Also zunächst einmal: Wann trug man so etwas?« Marge untersuchte den Stoff durch die Schutzhülle. »Wegen

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