Habgier: Roman (German Edition)
wackelig, sagt man.«
»Ihr Ehemann betrog sie laufend und war nicht sonderlich diskret dabei. Aber wie üblich gibt es bestimmt auch bei dieser Sache zwei Seiten der Medaille.«
»Und was, würden Sie sagen, war sein Anteil daran?«
Arielle seufzte. »Ich mochte Roseanne sehr. Sie war lebensfroh, lustig und loyal und hätte für jeden ihr letztes Hemd gegeben. Sie war verständnisvoll und hatte immer Zeit für ihre Freunde.«
»Aber...«
»Aber hin und wieder...«, Arielle schüttelte den Kopf, »wie soll ich sagen? Hin und wieder kam ihre Achte-Klasse-Attitüde durch, und dann war sie einfach unausstehlich. Sie konnte jemanden mit wenigen, genau gezielten Worten erdolchen.«
»Jemanden wie ihren Ehemann?«
Arielle blickte zur Decke. »Roseanne war normalerweise ein Schatz, und wenn man sie bisher noch nie so erlebt hatte, war man völlig perplex. Ich erinnere mich an einen solchen Abend, als mein Freund und ich mit ihnen zu einem Essen eingeladen waren, mit Rosie und Ivan. Sie war wirklich sauer auf ihn und putzte ihn den ganzen Abend über runter. Zwischendurch meckerte er mal zurück, aber es war klar, dass er nicht mithalten konnte.«
»Autsch.«
»Stimmt genau! Ivan hatte es wahrscheinlich nicht besser verdient, trotzdem war es ziemlich unangenehm, besonders weil...« Sie wedelte mit der Hand in der Luft herum. »Lassen wir das.«
»Ms. Toombs«, sagte Decker, »es ist jetzt nicht der passende Augenblick, verschämt zu tun. Ich muss wirklich wissen, was sich zwischen den beiden abgespielt hat.«
Arielle wartete einen Moment und fragte dann: »Warum?«
Jetzt wäre eigentlich Decker an der Reihe gewesen, ein »Lassen wir das« in den Raum zu stellen, aber er fütterte sie stattdessen lieber mit einer Notlüge. »Wir untersuchen den Absturz in Hinblick auf einen Versicherungsbetrug. Offensichtlich gibt es Unstimmigkeiten darüber, wen sie als Nutznießer ihrer Versicherungspolice genannt hat. Wenn es zwischen den beiden seit langem Eheprobleme gab, könnte das Einfluss auf die Bewertung der Klage und der Gegenklage haben.«
»Tja, hätte Rosie gewusst, was ihr zustoßen würde, hätte sie dem Trottel garantiert keinen Cent hinterlassen. Aber ob sie dazu gekommen ist, ihre Lebensversicherungen umzuschreiben, das weiß ich nicht.«
Versicherungen. Also mehr als eine. »Was wollten Sie mir also gerade eben lieber nicht erzählen?«
»Herrgott noch mal!« Arielle rollte die Augen. »Eigentlich nur, dass Roseanne auch nicht nur ein Engel war.«
»Hm...« Decker nickte.
»Alles war Ivans Schuld. Sie fing nichts an, bevor er nicht wieder und wieder fremdgegangen war.«
»Gab es da jemand Bestimmtes?«
»Vermutlich muss ich jetzt alle Karten offen auf den Tisch legen. Ungefähr vor sechs Monaten hat Roseanne eine lange Affäre mit einem verheirateten Mann beendet. Er war um die fünfzig. Ich weiß nicht, wie reich er war, aber er gab eine Menge Geld für sie aus. Jedes Mal, wenn wir nach San Jose flogen, um von dort aus zu arbeiten, und wenn wir eine Nacht dort verbringen mussten, kam sie am nächsten Morgen mit was Glänzendem am Finger, im Ohr oder am Handgelenk zurück. Einmal schenkte er ihr sogar eine mit Diamanten besetzte Uhr, eine Chopard. Die sind ziemlich teuer.«
»Stimmt. Also war das vielleicht der Grund, warum sie von San Jose aus arbeiten wollte.«
»Vor sechs Monaten hätte ich uneingeschränkt mit Ja geantwortet.« Arielle nahm einen großen Schluck Wasser. »Allerdings hatte sie die Affäre beendet und wollte ihn nie mehr wiedersehen. Mr. Verheiratet hatte die Schnapsidee, mit ihr abzuhauen. Er war gut genug für ein oder zwei Klunker, aber sie wollte ihn sicher nicht dauerhaft um sich haben. Nachdem sie Schluss gemacht hatte, erzählte Rosie mir, er soll sehr aufgebracht gewesen sein. Das Ganze endete ungut. Und deshalb fand ich es so seltsam, dass sie an Bord war, um von San José aus zu starten.«
»Vielleicht haben sie sich versöhnt.«
»Ich... kann mir das wirklich nicht vorstellen. Sie wollte sich wieder mit Ivan versöhnen. Sie gingen zusammen zur Eheberatung, auch wenn es laut Roseanne nicht viel brachte.«
»Ich würde mich gerne mit ihrem Exgeliebten unterhalten, und dafür bräuchte ich seinen Namen.«
»Den kann ich Ihnen geben, aber in welchem Zusammenhang steht das mit der Lebensversicherung?«
»Wir gehen allen Hinweisen nach«, sagte Decker, »und wenn sie diesen Typ heiraten wollte, hätte sie vielleicht ihre Police umschreiben lassen.«
»Da sind Sie auf dem
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