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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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als der Geruch nach Tod. »Kubanisch klingt gut. Sagen Sie mir die Adresse, dann treffen wir Sie dort.«
    »Wir?«
    »Ich komme mit meinen Kollegen Dunn und Oliver, denn ich befürchte, ich brauche Unterstützung.«
    Während Decker sich an seinem Kaffee festhielt, verschlangen Oliver, Dunn und Darwin pastelitos – kleine Blätterteiggebilde gefüllt mit Schinken, Huhn, Schwein und einer kubanischen Spezialität, pacadillos , scharf gewürztem Rinderhack. Dazu kam noch ein Topf Adobo vom Schwein auf den Tisch, und als Beilage gab es gebratene schwarze Bohnen und lockeren weißen Reis. Gott sei Dank war es ein milder Tag, denn das Restaurant in East L.A. lag direkt an der Straße und hatte keine Klimaanlage. Auf den Bürgersteigen liefen die Geschäfte gut, manche davon legal, andere eher nicht, aber es war nicht Deckers Revier, und er hatte keine Lust auf Ärger. Auch wenn Decker das Essen nicht anrührte, konnte er es dennoch riechen, und die Düfte hatten seine Geschmacksnerven angeregt. Wie gut, dass er koscher blieb – es half ihm, sein Gewicht zu halten.
    Das Essen musste scharf gewürzt gewesen sein, denn Marge schwitzte ziemlich, selbst nachdem sie ihren Pulli ausgezogen und die Ärmel ihrer weißen Bluse hochgeschoben hatte.
    »Richtig lecker«, bemerkte Oliver, der schon sein Sakko abgelegt hatte und jetzt dabei war, seine Krawatte zu lockern und die langen Ärmel seines Hemdes aufzukrempeln. »Wie ist der Kaffee, Loo?«
    »Gut, und ich sollte es wissen, denn das ist mein vierter.«
    »Mit Koffein?«, fragte Marge.
    »Meinem Herzschlag nach, ja.«
    Darwin winkte ein etwa fünfzehnjähriges Mädchen heran. Sie hatte schokoladenbraunes, gelocktes Haar, und ihre Arme, ihr Nacken und ihr Rücken waren mit den Abzeichen ihrer Gang tätowiert – von Schlangen über Tiger bis hin zu Schmetterlingen. Die Tattoos sahen fachmännisch aus, was jede Menge Stiche und entsprechend große Schmerzen bedeutete. Das Mädchen trug einen Jeans-Minirock und an den Füßen Flip-Flops. Gemächlich erhob sie sich aus einem Stuhl und schnappte sich einen Notizblock. Der Arzt hatte ihnen erklärt, dass der Laden ihrem Vater gehörte und sie jetzt hier arbeitete, nachdem sie von der Schule geflogen war.
    »Kaffee, Dr. Cesar?«
    »Für alle, Marta.«
    »Ich glaube, Sie hatten genug Kaffee«, wandte sie sich an Decker.
    »Stimmt, ich nehme ein Wasser.«
    »Mögen Sie kein kubanisches Essen?«
    »Ich hatte ein riesiges Frühstück«, antwortete er ihr auf Spanisch, »und hab noch keinen Hunger.«
    Marta rümpfte die Nase. »Man sollte nicht versprechen, was man nicht halten kann. Ich bringe Ihnen ein Dessert, okay?«
    »Was für ein Dessert?«
    »Ist das wichtig?«
    »Ich esse nichts mit Speck.«
    Sie räusperte sich und drehte ab. Ein paar Minuten später kam sie mit Kaffee und einer Platte voll zischender Ausgebackener zurück. »Reines Pflanzenöl.«
    Decker grinste und pickte sich ein Teil aus dem Mischmasch heraus. »Oh Mann, das schmeckt gut. Aber es verlangt nach Kaffee.«
    »Ich bringe Ihnen einen entkoffeinierten.«
    Es war schon fast eine Stunde um und an der Zeit, das ernste Thema anzusprechen. Decker wandte sich an Darwin. »Ich bin sicher, meine Kollegen sind dankbar für das Essen, aber das ist nicht der Grund für unser Treffen. Was ist los, Doc?«
    »Ah ja, der Grund, warum ich Sie hergerufen habe.« Der Doktor aß noch eine der frittierten Köstlichkeiten und tupfte sich die Lippen an einer Papierserviette ab. »In der Tat ein verblüffender Fall und eine sehr schwierige Autopsie. Das Skelett ist durch und durch verkohlt, alles bis auf die Knochen vernichtet und leider zu Asche geworden. Wir hoffen, dass wir sie anhand des Gebisses ohne Vorbehalte identifizieren können. Wir haben zwar einen intakten Schädel, allerdings ist er ziemlich fragil. Da wir keine forensischen Beweise vernichten wollen, haben wir ihn wie ein rohes Ei behandelt. Deshalb war es wahnsinnig schwierig, ihn in denselben Winkel wie auf den Röntgenaufnahmen von Roseannes Zahnarzt zu drehen. Der Kieferknochen ist ein bisschen dicker, also auch stabiler und leichter zu positionieren. Aber ich muss nochmals betonen, das Ganze kann sehr leicht zerbrechen.« Darwin nippte an seinem Kaffee. »Ich habe drei forensische Odontologen befragt und sie die prä- und postmortalen Röntgenbilder untersuchen und vergleichen lassen. Wir sind einhellig der Meinung, dass dieser Schädel nicht zu Roseanne Dresden gehört.«
    Alle am Tisch schwiegen. Oliver verdaute

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