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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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außerdem können wir jemanden auftreiben, der sich mit Priscilla und ihrem Major auskennt, und dann die Jacke zeitlich einordnen.«
    »Wanda Bontemps sitzt schon am Computer und versucht, das Duo zu orten«, sagte Marge. »Ich hab es gerade noch vor unserem Treffen gegoogelt: über 500 000 Treffer, aber keine offizielle Website. Wie alt sind die beiden jetzt wohl?«
    »Um die sechzig.« Nicht mehr lange hin, dachte Decker. »Während Wanda dem Duo hinterherjagt, muss jemand zum Bauamt gehen und das Konstruktionsjahr des Apartmenthauses recherchieren. Am besten schicken wir Lee Wang und Jules Chatham los, die sind gut im Umgang mit Behörden, Papierkrieg und Kleinkram.«
    »Chatham hat Urlaub«, sagte Marge, »aber ich glaube, Lee ist an seinem Schreibtisch. Ich geb ihm Bescheid.«
    Oliver überlegte laut: »Hier geht’s um ein fünfundzwanzig bis dreißig Jahre altes Gebäude. Das sind eine Menge Mieter, Loo.«
    »Irgendwo muss es eine Liste aller Mieter geben, für die Steuer. Sprich mit den aktuellen Eigentümern, und arbeite dich rückwärts durch. Ich setze einen Einsatzplan auf. Morgen früh ist das nächste Meeting. Vielleicht hat Wanda bis dahin Priscilla und den Major gefunden.«
    »Wartest du mit deinem Anruf bei Lodestone bis morgen?«, fragte Oliver.
    »Nein, ich ruf ihn an, sobald ihr alle weg seid. Und dann gehe ich nach Hause und vergesse den ganzen Kram hier. Heute Abend beginnt der Sabbat, und das bedeutet, dass ich morgen frei habe. Und selbst wenn ich morgen nicht frei haben sollte, steht mir ein letztes Abendmahl zu.«
     
    Wanda, die geräuschvoll auf ihrem Erdnussbutter-Bananen-Sandwich herumkaute, saß immer noch am Computer, als Oliver und Marge aus Deckers Büro kamen. Sie machte sich nicht die Mühe, ihren Blick vom Bildschirm abzuwenden, während sie mit ihnen sprach. »Die Wunder der modernen Technik. Jeder ist nur einen Klick weit entfernt.«
    »Was hast du recherchiert?«, fragte Oliver.
    »Zuallererst, die Originalbesetzung des Duos ist Schnee von gestern. Der echte Major – Huntley Barrett – ist seit zwölf Jahren tot. Priscilla trat dann mit einem anderen Typen namens Kendrick Springer auf, aber weder Fans noch Kritiker mochten ihn. Ihr solltet mal die Kommentare über ihn lesen.« Sie schüttelte bestürzt den Kopf. »Bei Huntleys Ersatz kochten die Gefühle der Leute hoch.«
    »Tritt Priscilla noch auf?«, fragte Marge.
    Bontemps zuckte mit den Achseln. »Interessante Frage. Sie hat keine offizielle Website, dafür einen Agenten. Ich finde keine aktuellen Konzertdaten von ihr, das letzte war vor sieben Jahren.« Sie blickte auf ihren Notizblock, riss das oberste Blatt ab und reichte es Oliver. »Ihr Agent.«
    Oliver las, was auf dem Zettel stand: Miles Marlowe und eine Telefonnummer. Sechs Uhr war durch und Marlowe bestimmt nicht mehr im Büro, aber er würde eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. »Sonst noch was?«
    Wanda übergab ihm einen zehn Zentimeter dicken Packen Papier. »Alles, was mir wichtig vorkam, hab ich für Sie ausgedruckt.«
    »Heijeijei, da fühl ich mich gleich ein bisschen schuldig«, sagte Oliver und wog den Packen in der Hand, »fast als hätte ich gerade einen ganzen Wald vernichtet.«
    Bontemps lächelte. »Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, Sir, aber ich hätte Sie nie für den umweltbewussten Typ gehalten.«
    »Sagen Sie es nicht weiter, Wanda: Ich trenne sogar den Müll.«
     
    Priscilla and the Major hatten ihren letzten Top-10-Hit vor über achtundzwanzig Jahren aufgenommen, aber ihr reichhaltiges Vermächtnis bestand aus Blogs, nur übers Privatfernsehen zu bestellenden CD-Boxen und einer Menge Leute aus der Generation sechzig plus, die sich voller Nostalgie nach Melodien zum Mitsingen und sauberen Texten sehnten. Beim Durchackern des Papierstapels fand Oliver heraus, dass die beiden, obwohl sie sich hatten scheiden lassen, bis zum Tod des Majors befreundet geblieben waren. Priscilla war sogar nach Florida gezogen, um ihn während seiner letzten Monate zu pflegen. Als Dank hatte der Major, der eigentliche Kopf des Duos und Motor ihres Erfolgs, Priscilla sein gesamtes, erhebliches Gut vermacht, unter anderem eine Sammlung von zwanzig Vintage-Gitarren, die sie fast alle versteigern ließ. Es war die Rede von einer Tochter, und die Geburt war damals eine Riesenstory gewesen, aber was aus dem Mädchen geworden war, wusste niemand.
    Nach der Lektüre legte Oliver das Material in der neu angelegten Jane-Doe-Akte ab und war gerade dabei, seinen

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