Habgier: Roman (German Edition)
Schreibtisch zu verschließen, als sein Handy klingelte. Die Nummer auf dem Display kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er hatte keine Idee, wer dran sein könnte. Da es sein Handy und nicht das Diensttelefon war, meldete er sich mit »Hallo« statt mit seinem Namen.
»Ich suche einen... einen Detective Scott Olivier.«
Die Stimme sprach seinen Namen wie den des großen verstorbenen Schauspielers aus, was Oliver gut gefiel – es verlieh ihm Würde. »Am Apparat. Mit wem spreche ich denn?«
»Miles Marlowe. Also ich hab hier eine Nachricht, dass Sie wegen Priscilla Barrett angerufen haben.«
»Stimmt, und...«
»Na ja, sie sucht keinen Partner.«
»Das ist gut, denn ich bin nicht daran interessiert, ihr Partner zu werden.« Oliver unterdrückte einen Lachanfall. »Wie kommen Sie denn auf die Idee?«
»Weil Sie sich Detective nennen.«
»Weil ich ein Detective bin.«
»Ein echter?«
Diesmal rutschte Oliver ein Kichern heraus. Der Mann klang alt und resolut. »Ja, ein echter, Mr. Marlowe. Ich bin von der Los Angeles Polizei und...«
»Also, Sie müssen verstehen, mit was ich mich hier rumschlage«, unterbrach ihn Marlowe, »dahergelaufene Möchtegern-Stars rufen mich an, um der neue Partner von Priscilla zu werden, und alle haben sie einen Titel. Ich hatte Sergeants, ich hatte Captains, ich hatte Colonels und Lieutenants. Sogar Adelige waren dabei: zwei Prinzen und ein Herzog. Ich dachte, Sie seien einer von denen. Sie wissen schon... wollen meine Lady umtaufen in Priscilla and the Detective .« Es folgten ein paar hastige, kurze Atemzüge – der Mann war Raucher oder hatte ein Emphysem. »Klingt ja nicht schlecht, aber eben doch mehr nach einer Fernsehshow als nach einem Sängerduo. Egal, was wollen Sie denn von meiner Lady?«
»Ich würde Sie gerne sprechen, Sir.«
»Warum?«
»Im Zusammenhang mit laufenden Ermittlungen. Ich werde nicht viel von Priscillas Zeit beanspruchen.«
»Keine grausigen Ermittlungen, hoffe ich. Sie ist eine zarte Seele.«
»Überhaupt nichts Grausiges«, log Oliver. »Ich habe meine Hausaufgaben gemacht und herausgefunden, dass sie in Vegas lebt.«
»Sie war eine ganze Weile in Vegas. Hat Unmengen von Leuten angezogen, aber sie beschloss irgendwann, das alles sei nichts mehr für sie. Wie ich schon sagte, sie ist eine zarte Seele.«
»Vollkommen klar, Sir. Und weil ich ein alter Fan und ein Detective bin, dachte ich, ich könnte mich mit ihr unterhalten...«
»Ich dachte, Sie halten mit was hinterm Berg. Die Frau hat immer noch das gewisse Etwas.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Oliver, »aber ich verspreche Ihnen, ich habe keinerlei Hintergedanken.«
»Na ja, ich werde Folgendes für Sie tun: Ich geb ihr diese Nummer. Sie ruft sie an, wenn sie will.«
»Ich werde wohl von Angesicht zu Angesicht mit ihr reden müssen, Sir, und je früher desto besser. Wenn es Ihnen recht ist, würde ich sie gerne persönlich anrufen.«
»Wenn Sie sie sprechen wollen, läuft das über mich. Sie könnten ja auch ein Agent sein, der mir meine Lady stehlen will, was weiß denn ich? Sie wollen sie treffen, Detective Oliver, lügen Sie mich nicht an!«
Oliver versuchte es jetzt auf die schmalzige Tour. »Okay, Mr. Marlowe, Sie haben mich durchschaut. Ich will Ihre Lady treffen.«
»Na also, dann können wir ja endlich zur Sache kommen. Woher weiß ich, dass Sie sind, wer Sie zu sein behaupten?«
»Sir«, antwortete Oliver, »warum kommen Sie nicht ins West Valley Dezernat der Los Angeles Polizei, und wir fahren gemeinsam zu Ihrer Lady. Dann sehen Sie, dass ich der bin, für den ich mich ausgebe, und Sie sehen, dass ich ein Detective bin.«
»Hmm...« Marlowe dachte über den Vorschlag nach. »Also gut, ich denke, ich kann das einrichten und Sie unter die Lupe nehmen. Wenn Sie echt sind, begleiten Sie mich zu ihrem Haus. Sie wohnt im West Valley... Porter Ranch.«
»Na, das ist ja für alle Beteiligten äußerst angenehm.«
»Für mich nicht, ich wohne in Hollywood.«
»Umso mehr weiß ich es zu schätzen, dass Sie sich die Zeit nehmen. Aber das ist wirklich nicht nötig, zumal ich wirklich ganz in der Nähe …«
»Kommen Sie jetzt bloß nicht auf die Idee, unangemeldet bei ihr aufzukreuzen, Detective Olivier. Sie lebt in einer rund um die Uhr bewachten Wohnanlage.«
»Das würde ich nie tun, Sir, denn das wäre ja Stalking. Wann wäre Ihnen ein Treffen recht?«
»Es geht hier nicht um mich, sondern um Priscilla. Ich rufe sie an und geb Ihnen dann Bescheid.«
»Das klingt
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