Habgier: Roman (German Edition)
Jungs.
»Räumt nur eure Teller in den Geschirrspüler«, bat Rina sie, »ich mach den Rest.«
»Sicher?«, fragte Hannah noch einmal nach, aber es war ihr anzusehen, wie froh sie darüber war.
»Ganz sicher«, antwortete Rina und wandte sich an Cindy. »Dein Vater hat einen neuen Schabbes-Geschirrspüler eingebaut, der ein Geschenk des Himmels ist. Ich verstehe gar nicht mehr, warum wir damit so lange gewartet haben.«
»Eins dieser integrierten Schubladengeräte?«, fragte Koby.
»Genau, wir haben einen normalgroßen Geschirrspüler für Fleisch und einen kleinen für Milch vom selben Hersteller gekauft. Jetzt fehlt mir ein bisschen Stauraum, aber das, was wir dafür an Zeit sparen, wiegt den geringeren Platz hundertmal auf.«
»Wir vergrößern eventuell unsere Küche«, erzählte Cindy, »deshalb fragen wir.« Als sie den Gesichtsausdruck ihres Vaters bemerkte, grinste sie. »Nein, ich bin nicht schwanger, aber wir denken über Kinder nach. Und es wäre schön, ein richtiges Zimmer für unseren Nachwuchs zu haben.«
»Und weil die Immobilienpreise so gestiegen sind, finden wir beide es besser, das Haus auszubauen«, fügte Koby hinzu.
»Wer macht die Arbeit?« »Ich... und jeder, der Lust hat zu helfen«, sagte Koby.
Die Blicke aus drei Paar Augen ruhten auf Decker. »Nach dem Motto, ich hätte noch nicht genug zu tun?« Aber er wusste, er würde nachgeben, wie immer, wenn’s um die Kinder ging.
»Wir sind meilenweit davon entfernt, irgendwelche konkreten Balken durch die Gegend zu schleppen«, sagte Cindy und drehte sich Rina zu. »Das Essen war wunderbar. Ich bin satt bis obenhin.«
»Danke dir, möchtest du etwas mitnehmen?«
»Ich hatte gehofft, dass du das fragst.« Cindy stand auf und begann abzuräumen.
»Setz dich wieder«, sagte Decker zu seiner Tochter, »ich erledige das.«
»Alter vor Schönheit«, neckte Cindy ihn, »aber ehrlich gesagt, Daddy, bin ich so vollgefuttert, dass die Bewegung richtig guttut.«
»Weißt du was?«, fragte Decker. »Warum räumen nicht wir zwei ab und gönnen Koby und Rina eine Pause?«
»Da würde ich nicht Nein sagen«, gab Koby zu.
Rina lächelte. Er wollte einfach nur Zeit mit seiner Tochter allein gewinnen. »Gute Idee, ich hatte nämlich noch keine Gelegenheit, die Zeitung zu lesen.«
»Ich auch nicht.«
»Dann teilen wir sie uns«, sagte Rina, »und ich schenk dir sogar einen Scotch ein, Yaakov.«
Die beiden zogen sich ins Wohnzimmer zurück, während Vater und Tochter das Geschirr im Esszimmer abräumten und es in die Küche brachten.
»Ich spüle, du trocknest ab?«, schlug Cindy vor.
»Du musst die Sachen nur kurz unter fließendem Wasser säubern und sie dann in den Geschirrspüler stellen. Aber warum lässt du mich das nicht machen?«
»Schaff du lieber die Essensreste weg. Ich weiß nicht, wo was hinkommt.«
»Gebongt.«
Cindy drehte den Hahn auf. »Das gefällt mir: mit dir die Küche aufzuräumen. Wie früher, nur besser.«
»Stimmt, aber die alten Zeiten waren auch gut.« Er lächelte sie an. »Wie geht’s der Autoschieberei?«
»Viel zu tun. Du weißt ja: Kaum wird’s draußen wärmer, ist die Jagdsaison auf Autos eröffnet.«
»Das gilt für alle Verbrechen. Solange es draußen kalt und scheußlich ist, will keiner arbeiten – selbst die Psychos nicht. Gefällt dir dein Teampartner Joe?«
Joe Papquick war Cindys Partner. »Ganz okay. Nicht gerade redselig, aber er sagt mir, was ich wissen muss. Mittlerweile ist es ja auch schon reine Routine. Man klappert immer dieselben Läden, dieselben Schrottplätze, dieselben Leute ab. Es kommt einem so vor, als benutzten die Autoklauer ihre angestammten Autofriedhöfe, so um die zwanzig, und als ginge es nur darum, sie beim Zerlegen der Autos auf frischer Tat zu ertappen.«
»Sei vorsichtig«, warnte Decker sie. »Reine Routine schließt böse Überraschungen nicht aus.«
Cindy lächelte. »Joe sagt das auch immer. Nimm jeden Einsatz so ernst wie den ersten, sonst könnte es dein letzter sein.«
»Recht hat er. Wenn du zu entspannt bist, lassen die Instinkte nach.«
»Ich bin vorsichtig. Und nicht alles ist Routine. Zwischendrin hat man mal einen guten Riecher, und dann gelingt es einem, einen anderen Haufen Gesocks aus dem Verkehr zu ziehen.«
»Ein gutes Gefühl.«
»Ein sehr gutes Gefühl, auch wenn der Rest Routine bleibt.«
»So ist es eben als Detective.«
»Ich würde mal annehmen, dass Mord und Totschlag ein bisschen spannender sind.«
»Sicher, spannender, aber es
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