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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Ihnen.«
    Marge versuchte, Erikas stechenden Blick einzuschätzen. Darin lag Feindseligkeit, aber auch Schmerz. Wahrscheinlich hatte sie sich in der Hochphase der Affäre immer wieder mal gewünscht, Roseanne wäre tot. Jetzt trug sie die irrationale Schuld mit sich herum, dass ihre Wünsche wahr geworden waren. Marge wühlte in ihrer Handtasche und zog ihre Dienstmarke und ihren Ausweis hervor.
    »Polizei?« Erika war entgeistert. »Warum ermittelt denn die Polizei?«
    »Weil Roseannes Leiche nicht gefunden wurde. Demnach gilt sie offiziell als vermisst. Seit über vier Monaten hat niemand mehr etwas von ihr gehört, also ist sie sehr wahrscheinlich tot... und vermutlich verlor sie ihr Leben nicht durch den Flugzeugabsturz. Da komme ich ins Spiel. Ich arbeite bei der Mordkommission.«
    »Sie glauben, sie wurde umgebracht ?«
    »Im Moment versuche ich, Mord auszuschließen. Leider war ich damit nicht sehr erfolgreich.«
    »Sie glauben, Ivan hat’s getan?« Erika knetete nervös ihre Hände. »Sagen Sie lieber nichts. Ich will es nicht wissen.«
    »Ich könnte Ihnen nichts dazu sagen, selbst wenn ich etwas wüsste. Aber ich will Ihnen ehrlicherweise sagen, dass ich im Moment noch nicht einmal weiß, ob sie wirklich ermordet wurde. Genau aus dem Grund muss ich mit allen sprechen, die mit dem Crash zu tun hatten. Bis jetzt hat Ihr Arbeitgeber uns die Arbeit nur erschwert. Aber Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Bringen Sie mich nicht dazu, dass ich es bereue.«
    »Sie werden es nicht bereuen, denn Sie verhelfen einer Freundin zu Gerechtigkeit.«
    »Sehr schön formuliert.«
    »Eine letzte Frage, und dann sind Sie mich los«, sagte Marge. »Arbeitete noch jemand am Gate mit Ihnen zusammen, Ms. Lessing?«
    Die Frau schwieg. Sie hörte auf, ihre Hände zu kneten, nahm einen letzten Schluck Kaffee und stand auf. »Sara McKeel, aber das wissen Sie nicht von mir.«
     
    Die Anzahl der vermissten Frauen, die zu den forensischen Merkmalen der Jane Doe passten, war niederschmetternd. Decker hatte sich durch eine Dekade von Vermisstenanzeigen gearbeitet – ab 1971, dem Baujahr des Gebäudes, bis 1981 -, als Marge an den Türrahmen seines Büros klopfte.
    »Komm rein, setz dich und bring gute Neuigkeiten«, sagte Decker, »denn hier bei mir laufen die Dinge gelinde gesagt beschissen.«
    »Wieso das denn?« Marge zog einen Stuhl zu sich heran und setzte sich ihm gegenüber.
    »Einhundertsiebzehn vermisste Frauen und Mädchen zwischen 1971 und 1981, und das nur im Valley. Einige waren bestimmt Sorgerechtsstreitereien, andere haben sich vielleicht ohne unser Wissen in Wohlgefallen aufgelöst, aber der Rest sind ungeklärte Fälle. Ein paar von euch Pechvögeln werden nicht um die unangenehme Aufgabe herumkommen, bei Familien, die gerade denken, dass ihr Leben weitergeht, erneut Kummer und Leid zu verbreiten.«
    »Wir sollten Wanda und Julius die Anrufe machen lassen. Sie haben beide sympathische Telefonstimmen.«
    Decker reichte ihr mehrere Stapel Akten. »Du bist der Sergeant, Marge. Teil die Leute ein, wie du’s für richtig hältst.«
    »Ich liebe meinen Dienstgrad.« Marge nahm die Akten entgegen. »Ich wollte dich auf den neuesten Stand in Sachen Roseanne Dresden bringen.«
    »Gute oder schlechte Nachrichten?« »Erhellende. Ich habe mit zwei Frauen gesprochen, die am Gate des Fluges 1324 gearbeitet haben. Keine der beiden hat Roseanne an Bord gehen sehen. Eine der beiden Stewardessen – Sara McKeel – würde nicht beschwören, dass Roseanne das Flugzeug nicht bestiegen hat, aber sie kann sich nicht erinnern , Roseanne an diesem Morgen gesehen zu haben. Die andere Flugbegleiterin, Erika Lessing, hat mir eine ganz andere Geschichte erzählt.« Marge wiederholte alles für Decker. »Erika schwört bei allem, was ihr heilig ist, dass sie bemerkt hätte, wenn Roseanne an Bord gegangen wäre. Sie hatte ein auf Empfang gestelltes MADAR – das sogenannte Mätressen-Radar.«
    Decker nickte. »Aber Lessing weiß nicht, ob Roseanne bereits in der Maschine aus San Jose war und nur nicht ausgestiegen ist.«
    »Nein, das konnte sie mir nicht sagen. Ich denke mal, jetzt sollten wir in San Jose nachfragen, ob Roseanne dort an Bord gegangen ist.«
    Scott Oliver klopfte kurz, um gleich darauf Deckers Büro zu betreten. Er sah bereits sehr nach Wochenende aus: marineblauer Pullover mit rundem Ausschnitt, darunter ein hellblaues Baumwollhemd im Oxford-Stil, abgerundet durch schwarze Chinohosen, an den Füßen Segelschuhe aus Leinen.
    »Wer

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