Habgier: Roman (German Edition)
aufgeteilt waren.
Decker fing bei Episode 1 an.
»Nein, die war’s nicht.«
Dreizehn Episoden später stießen sie auf Öl.
Ohne den geringsten Hauch eines Zweifels rief Mike aus: »Das ist es!«
Decker war überrascht, denn er hatte sich wieder in einer Sackgasse gewähnt. »Rekonstruktion eines Mordes / Feuerstreifen?«
»Der erste Teil«, antwortete Hollander, »und es gibt einen Trailer. Hat dein Computer eine Soundkarte?«
»Ich glaube schon.« Decker klickte auf das durchgestrichene Lautsprechersymbol. Alle Computer im Einsatzraum waren auf stumm gestellt, denn es war unerlässlich, die Gespräche der Kollegen mitzubekommen. Manchmal hörte jemand unfreiwillig zu und konnte ein wichtiges Detail anfügen. Das war auch einer der Gründe, warum es ein offenes Großraumbüro gab und keine halbhoch abgetrennten Verschläge.
Decker spielte das Intro der Episode ab. Wie in allen guten Trailern wurde nichts über den eigentlichen Fall verraten, außer der Tatsache, dass der Mord in der Nähe von Wisconsin stattgefunden hatte. Decker scrollte die Website hinunter, bis er auf einen Button mit der Aufschrift Diese Episode kaufen stieß, den er anklickte, da der Preis noch im Bereich seines Budgets lag. Als Antwort erhielt er die Info, dieser Artikel sei nicht mehr verfügbar.
»Na, super.« Decker dachte kurz nach. »Bei diesem Fall ging es um forensische Rekonstruktion, und er wurde für eine Fernsehshow aufbereitet. Ich nehme mal an, dass es langwierige, hochkomplizierte Ermittlungen waren. Wenn du Wanda Bontemps beschreibst, was du gesehen hast, könntet ihr beide im Internet die spektakulärsten Mordfälle rund um Wisconsin durchforsten. Vielleicht sticht dir was ins Auge.«
»Gute Idee, aber es wird deine Polizistin eine Weile beschäftigen.« Hollander zwirbelte die Enden seines Walrossbartes. »Ich dachte gerade, dass diese Aufzeichnung doch irgendwo existieren muss, vielleicht im Archiv des Senders, und wenn nicht, kann ich vielleicht den Produzenten kontaktieren. Lass mich erst mal recherchieren, bevor wir einem Detective die Zeit stehlen.«
»Mir soll’s recht sein, wenn du deine Freizeit damit verbringen willst.« Decker hielt einen Finger in die Luft. »Hab schon verstanden: Ich stell dich als Berater an, damit du für deine Hilfe bezahlt wirst.«
»Mir soll das recht sein.«
»Aber nur«, präzisierte Decker, »wenn die Baupläne meiner Tochter nicht unter deiner Beraterfunktion leiden.«
Hollander boxte ihn in die Schulter. »Was für ein Lieutenant Detective bist du denn?«
»Blut ist dicker als ein Gehaltsscheck.«
Marge lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an der Wand und wartete, während Decker die Telefonlisten durchsah. »Ich überlege, wie wir es wohl am besten anstellen, Ivan Dresden bei den Ermittlungen auf unsere Seite zu bringen«, sagte sie schließlich.
»Da Roseannes letzter Anruf aus San Jose kam, ist er vielleicht bereits auf unserer Seite.« Decker blätterte in den Listen. »Was hat sie dort gemacht?«
»Vielleicht hat sie gearbeitet, vielleicht ihren ehemaligen Lover besucht.«
»Sogenannten Lover, noch haben wir nichts bewiesen. Ist das hier Raymond Holmes’ Telefonnummer?« Decker las die Nummer laut vor.
»Yep.«
»Roseanne hat sie sechs Monate nicht angerufen, was zu der Geschichte von Arielle Toombs passt: dass sie die Sache vor einer Weile abgebrochen hat. Allerdings hat er sie drei Monate vor dem Absturz angerufen.«
»Hm... was wissen wir über Holmes?«
»Er wohnt in San Jose, 5371 Granada Avenue. Keine Auffälligkeiten, keine Vollstreckungen, keine Vorstrafen.«
Oliver, der sich die Augen rieb und die Schultern rollte, kam in Deckers Büro. Seine rubinrote Krawatte war leicht verrutscht und der Kragen seines weißen Hemdes angegraut. Marge blickte auf ihre Uhr: fast vier Uhr nachmittags. »Anstrengende Nacht im Leather and Lace verbracht, Scotty?«
»Wenn’s denn so wär«, erwiderte Oliver und gähnte. »Ich komme gerade vom Gericht, der Peabody-Fall.«
»Kerry Trima«, sagte Decker, »das mit der nicht beweiskräftigen DNA. Wie lief’s?«
»Der Pflichtverteidiger war noch grün hinter den Ohren. Er hackte die ganze Zeit auf dem DNA-Experten rum und ließ uns freie Bahn für die Indizienbeweise. Meine Aussage hätte er leicht torpedieren können, aber Gott sei Dank hat er nicht die richtigen Fragen gestellt. Ich denke mal, die Jury wird auch ohne rauchende Colts überzeugt sein. Was liegt jetzt hier an?«
»Roseanne Dresdens
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