Habgier: Roman (German Edition)
eine Glühbirne erstrahlte: Erstens, Roseanne war in San Jose. Zweitens, ihr Leichnam wurde nie gefunden.
Ivan riss die Augen weit auf. »Und Sie glauben, Roseanne ist zu ihm geflogen, und dann passierte ihr was?«
»Wir ermitteln in sämtliche Richtungen«, sagte Marge, »und je eher wir etwas herausfinden, desto eher bekommen Sie Ihr Geld.«
»Jedes kleinste Detail hilft uns, Ivan, damit wir alle auf dem gleichen Stand sind«, meinte Oliver. »Also, wer ist er ?«
»Das wissen Sie nicht?«
»Wie wär’s mit einem Namen?«
»Raymond Holmes. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, konnte ich kaum fassen, dass Roseanne so tief sinken würde, für eine Chopard-Uhr.«
»Unterschätzen Sie nie die Macht der Juwelen«, bemerkte Marge trocken.
Ivan schnaubte wütend. »Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Natürlich wäre es möglich, dass sie zu ihm geflogen ist.«
»Aber Sie sagten doch, Roseanne habe Ihnen aufs Band gesprochen, sie würde für jemanden einspringen?«, fragte Marge nach.
»Na und? Ist doch trotzdem möglich, dass sie sich mit dem Großkotz in San Jose getroffen hat und die beiden dann Streit bekommen haben. Roseanne war richtig gut darin, Diskussionen vom Zaun zu brechen. Und sie lief zur Bestform auf, wenn sie jemanden richtig fertigmachen wollte. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Arschloch die Nerven verloren hat.«
»Kennen Sie ihn persönlich, Ivan?«, fragte Oliver.
»Näh, hab den Typen nie getroffen. Kenn ihn nur von ein paar Fotos. Sah aus wie ein fett gewordener Football-Spieler.«
»Woher wollen Sie dann wissen, ob Raymond Holmes leicht die Beherrschung verliert?«
»Selbst der friedfertigste Mensch wird nach ein paar Monaten mit Roseanne ganz schnell die Beherrschung verlieren. Hören Sie, ich weiß, dass Roseanne die Affäre beendet hat. Ich habe sie vor die Entscheidung gestellt: er oder ich. Sie musste nicht besonders lang darüber nachdenken. Ich war dabei, als sie ihn anrief. Doch Mr. Fettarsch hat ein Problem mit dem Wörtchen nein. Er hat ihr immer wieder hinterhertelefoniert. Einmal landete er bei mir. Ich hab ihm gesagt, er soll meine Frau vergessen, und da wurde er regelrecht ausfallend. Dann habe ich ihm gesagt, dass ich ihn umbringe, wenn ich seine hässliche Fresse noch ein Mal in Roseannes Nähe sehen würde. Er meinte nur, ich solle mich besser beeilen, denn sonst würde er zuerst schießen.« Ivan sah Marge an. »Wir sind uns nie begegnet, und es ist nichts passiert, aber dieses eine Gespräch mit ihm reicht mir völlig, um zu wissen, dass der Kerl unangenehm werden kann.«
»Hört sich so an, als könnten Sie das auch«, erwiderte Marge.
Dresden verdrehte die Augen und blickte Oliver hilfesuchend an: »Ich bin dem Kerl nie begegnet. Ich will Ihnen nur meinen ganz persönlichen Eindruck schildern, mehr nicht.«
»Und wir sind sehr froh, Ihre Meinung zu hören«, sagte Oliver, »aber wir haben da ein Problem, Ivan. Wir denken, dass West Air Roseanne keinen Einsatzplan für Flug 1324 ausgestellt hat. Denn wir können keinen solchen Plan für Roseanne in San Jose finden. Punkt.«
Alle Anwesenden schwiegen, doch dann sagte Dresden schließlich verärgert: »Vielleicht erinnere ich mich nicht mehr richtig an ihren Anruf. Vielleicht hat sie ja nur gesagt, dass sie in San Jose war und wir uns später über den Streit unterhalten würden, und ich habe einfach angenommen , sie sei eingeteilt worden. Seitdem ist so viel passiert...« Seine Wut kippte plötzlich in Trauer um. »Vieles davon würde ich gerne vergessen. Und Sie müssen eben mit meinem mangelnden Erinnerungsvermögen leben.«
»Na schön, Ivan, denn wir wissen, dass der letzte Anruf von Roseannes Handy aus über einen Funkturm in San Jose an Ihre Festnetznummer ging«, sagte Oliver. »Wie haben Sie eigentlich von Raymond Holmes erfahren?«
»Roseanne tauchte hier plötzlich mit Zeugs auf, das nicht von ihrem Gehalt bezahlt worden sein konnte. Und dann ihr Versuch, mir weiszumachen, ihre neue Chopard-Uhr sei ein Geschenk ihrer Fluglinie, die doch kurz davor stand hinzuschmeißen. Das reichte.«
Oliver lachte. »Stimmt, wir haben gehört, dass West Air finanzielle Probleme hat.«
»Ihre Firma hat immer erst spät gezahlt, so viel zu faulen Ausreden. Also hab ich sie unter Druck gesetzt, und sie hat alles zugegeben.« Das kurze Lachen klang bitter. »Wie oft hat sie mir die Hölle heiß gemacht, nur weil ich mich mit den Jungs amüsiert habe. Und die ganze Zeit vögelt sie einen hässlichen Fettarsch
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