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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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unsere Matu-Hütte.«
    Dort, mitten im Wald versteckt, waren meterhohe, bearbeitete Findlinge zu einer Art Gebäude aufgebaut worden.
    Es hatte eine ringförmige Form, und auf jeweils zwei Säulen war ein Stein quer als Dach gelegt. Das Dach selbst war begrünt, es wuchs Gras auf ihm. In den Zwischenräumen zwischen den Säulen waren kleinere Steine eingearbeitet, und nur an einer Stelle gähnte ein dunkles, schwarzes Loch. Der Eingang. Vor dem Eingang war eine kleine Lichtung und das Blätterdach des Waldes ließ die Sonne durch.
    »Diese Steine müssen ja Tonnen wiegen. Sie sind mindestens zwei Meter hoch!« Sarah überlegte, an was sie das erinnerte. Es dämmerte ihr, dass sie etwas ähnliches doch schon mal gesehen hatte. Ihr fiel nur nicht ein, wann oder wo. »Wie könnt ihr so etwas überhaupt bauen? Dazu müsst ihr doch diese riesigen Steine irgendwie bewegen? Habt ihr Hebegeräte?«
    Schena verstand nicht, warum sie das überraschte. »Ja, sie sind ziemlich schwer, aber es gibt eine einfache Möglichkeit, sie zu transportieren. Vielleicht sehen wir es in Eridu. Man braucht nur wenige Menschen, um das zu machen. Aber Arnek kann es dir bestimmt besser erklären.«
    Arnek war die paar Meter, die er schon vorausgelaufen war, wieder zurückgekommen und lächelte, als er Sarahs Erstaunen bemerkte. »Bestaunst du unsere Matu-Hütte? Sehr beeindruckend, nicht wahr?«
    Sarah nickte.
    Schena sprach an Arnek gewandt: »Erkläre du ihr bitte, was das Geheimnis dieser Steine ist. Sarah kann sich nicht vorstellen, dass wir das gebaut haben.«
    Arnek wandte sich zu Sarah: »In der Tat. Es ist ganz einfach. Was wir in den Jahrhunderten von den Steinen gelernt haben, ermöglicht es uns, auch solche großen Steine zu bewegen.«
    »Aber wie macht ihr das?« fragte Sarah, wobei ihre Betonung auf dem Wie lag. Er ging zum Eingang und berührte mit seiner Hand den rechten Block. »Diese Steine kommen aus einem Steinbruch, der einen Tagesmarsch entfernt ist. Sie werden dort bearbeitet, und dann hierher gebracht.«
    Sarah verstand überhaupt nichts.
    »Da das Wissen über die Steine mittlerweile sehr umfangreich geworden ist, haben sich einige Menschen auf das Wissen der Steine spezialisiert, wir nennen sie Steinkundige.«
    Sarah fand das faszinierend. Sie hörte Arnek weiter zu.
    »Wir besuchen in Eridu am besten einen Steinkundigen. Er wird es dir besser erklären können.«
    Sarah nickte. Das wäre bestimmt interessant. Sie hoffte, in Eridu mehr über diese mysteriösen Steinkundigen erfahren zu können.
    »In Eridu steht übrigens auch der Omphaloi, der Nabelstein, als Zeichen des Zentrums unserer Kultur.«
    Sarah begriff, dass dieses Volk auf keinem Fall primitiv war, wenn es mit solch schweren Steinen umgehen konnte. Den Sinn dieser Hütte jedoch verstand sie nicht.
    »Welchem Zweck dient eure Matu-Hütte? Warum liegt sie so versteckt im Wald?«
    »Sie symbolisiert den Schoß der Großen Mutter. Normalerweise benutzen wir Höhlen, doch in unserer Gegend gibt es nur wenige natürliche Höhlen. Dieser Ort ist von der Kraft überflutet, die in der Erde wohnt. Er ist besonders heilig.« »Können wir mal rein gehen?« Sarah war wie immer neugierig, und wollte die dunkle Hütte erforschen.
    »Na klar, warum nicht? Es gibt keine Orte, an die wir nicht gehen dürfen.« Arnek ging hinein und nahm eine am Eingang bereitgelegte Fackel. Er schlug zwei Steine aufeinander, und schon bald loderte die Fackel und warf Schattenspiele auf die Wände. Sarah folgte Arnek hinein und erschauderte. Sie konnte im flackernden Schein der Fackel mit roter Farbe gemalte Bilder an den Wänden erkennen.
    Er erklärte weiter: »Diese Matu-Hütte ist sowohl Geburts- als auch Todesort, hier erblicken wir im Dunkeln das Licht der Welt, hier erlöscht unser Licht, wenn wir sterben. Wir kommen aus dem dunkeln Schoß der Mutter und in ihn kehren wir auch zurück. Wenn unsere Zeit gekommen ist, ziehen wir uns zum Sterben hierher zurück.«
    Sarah war mulmig zu Mute.
    Eine Grabkammer, in der auch die Kinder zur Welt kommen. Wie gruselig! Hätte sie das eher gewusst, wäre sie nicht hereingegangen. Ihr stellten sich sämtliche Härchen
    zu Berge, aber auch jetzt empfand sie keine Angst.
    »Was sind das für Bilder?«
    »Nun, sie stellen den Ewigen Zyklus dar, und sie sind mit dem Blut vieler
    Geburten gemalt worden.«
    Eine Sekunde war ihr leicht übel geworden, beim Gedanken, dass diese Bilder mit Blut gemalt wurden, aber fast sofort ging es ihr besser, als sie

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