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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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weit bis Eridu wäre.
    »Wir kommen gleich noch in ein Wäldchen, und hinter dem Wäldchen befinden sich schon die ersten Weiden der Bewohner Eridus. Dann treffen wir auf den Fluss Buranum, an dem wir uns orientieren, in dem wir dem Flusslauf folgen. Und dort, wo sich der Idiglat mit dem Buranum vereinigt, beginnt das Große Wasser. Dort liegt auch Eridu, das Zentrum unseres Landes.«
    Sarah hatte noch keinen dieser Namen gehört. Unabhängig von der Frage, in welcher Zeit sie gelandet war, über die sie die gesamte Zeit brütete, interessierte sie es natürlich immer noch, wo sie sich befand.
    Sie machten sich auf das letzte Stück ihrer Reise.
    Die Sonne hatte ihren Zenit schon lange hinter sich gelassen, als sie auf den Buranum stießen, es war bestimmt schon fünf Uhr abends. Sie hatten tatsächlich schon die ersten Bewohner Eridus getroffen, die auf den Weiden ihr Heu bündelten. Diese hatten ihnen freundlich zugewunken.
    Der Buranum war ein breiter Fluss, viel breiter als der Fluss in Schenas Dorf, und sein unruhiges Wasser brach das Licht der Abendsonne tausendfach auf kleinen, wilden Wellen. Er floss schnell, und an einigen Stellen sorgten Steine für richtige Verwirbelungen des Wassers und ein ohrenbetäubendes Tosen. Auf beiden Seiten des Flusses waren Wege zu erkennen, die Gräser dort waren einfach plattgetreten und der Sand war hart und unbewachsen. Sarah genoss die Landschaft, Flüsse schienen auf sie in dieser Welt eine besondere Aura zu haben, sie empfand ein noch stärkeres Gefühl als beim Fluss am Dorf.
    Er ist eine Ader des Lebens, denn Wasser ist Lebensquell und eines der vier Elemente des Lebens und der Großen Mutter. Ohne Wasser existiert kein Leben. Ohne Erde existiert kein Leben. Ohne Luft existiert kein Leben. Und auch ohne Feuer existiert kein Leben. Sarah schaute unbewusst zur Sonne.
    Was war das jetzt? Hatte Arnek diese Worte gesagt oder nicht? Sie sah ihn an, aber es sah nicht so aus, als ob er gerade mit ihr geredet hätte. Es war es wohl nicht, die Stimme klang auch anders. Sarah war sie nicht sicher ob diese Stimme nicht nur in ihrem Kopf war. Na toll, jetzt höre ich auch noch Stimmen. Und dennoch. Es war ja richtig, was diese Stimme sagte. Sie fühlte es intuitiv.
    Vielleicht ist es das Wissen, was in mir schlummert, das sich da gemeldet hat. Vielleicht hängt es auch mit meiner Begegnung mit der steinernen Großen Mutter zusammen. Den anderen sagte sie nichts, obwohl sie fühlte, dass ihr keine Vorwürfe gemacht werden würden. Es war einfach noch nicht die Zeit dafür. Da kam ein Schiff in Sichtweite, das stromaufwärts fuhr. Es lag tief im Wasser, an Bord waren viele Kisten verstaut, die mit Linnen abgedeckt waren.
    Es wurde von Ochsen gegen die starke Strömung gezogen. Gleich drei Ochsen waren notwendig, um diese Arbeit zu erledigen. Das Schiff war bestimmt zehn Meter lang, sein Mast ragte nackt in den Himmel, die Segel waren gerafft. Arnek winkte den beiden Männern zu, einer war an Bord des Schiffes, der andere führte die Ochsen.
    »Es sind Händler aus dem Norden, sie haben ihre Waren gegen unsere eingetauscht, die sie dringender benötigen, und nun kehren sie mit ihrem vollbeladenen Schiff in ihre Heimat zurück.« Sarah fragte sich, was diese Händler wohl geliefert hatten, und was sie wieder in ihre Heimat mitnehmen würden.
    Arnek schien das zu erraten und sagte: »Sie liefern vor allem Stoffe und Tücher, Eridu dafür Stein und Salz. Jedes Dorf tauscht das ein, was reichlich vorhanden ist und so nur wenig nutzt und bekommt dafür Ware, die größeren Nutzen stiftet.«
    Sarah empfand das als sinnvoll, und ihr kam das bekannt vor. Nur dass Arnek Dorf sagte, machte sie stutzig. Handel kennt dieses Volk also schon und auch Schiffe, um große Lasten weit zu transportieren. Und das sogar stromaufwärts.
    Sie zollte diesen Menschen ihren Respekt. Sie waren überaus einfallsreich. Kurz nachdem das Schiff außer Sicht war, konnte man Eridu sehen. Schena hatte es gestern Großdorf genannt, und tatsächlich war es von beträchtlicher Größe. Aber Sarah war doch enttäuscht. Eridu war keine richtige Stadt, jedenfalls nicht so eine wie sie erwartet hätte. Im Kopf hatte sie so etwas wie Hamburg oder eine vergleichbar große Stadt erwartet. Eridu soll ihre größte Stadt sein und ihr Zentrum.
    Die Steinhütten glänzten in der untergehenden Sonne. Sie schimmerten rötlich, wahrscheinlich waren das gebrannte Lehm- oder Tonziegel, und, tatsächlich rund. Sie sahen aus wie riesige

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