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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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Iglus. Und auch das Dorf selbst war so angelegt - in Kreisform und in der Mitte war ein größerer Platz frei. Nun konnte sie auch den zweiten Fluss sehen, der sich mit dem Buranum vereinte, und beide strömten in ungefähr einen Kilometer Entfernung mit gewaltiger Kraft hinter Eridu ins Große Wasser. Am Horizont war so weit das Auge reichte nichts anderes zu sehen als Wasser. Es war unzweifelhaft ein Meer. Sarah genoss diesen fantastischen Anblick.
    Sie drehte sich zu Schena und fragte: »Können wir bei unserem Besuch hier auch ans Meer gehen?«
    »Bestimmt. Wenn Arnek es uns erlaubt.« Sie zwinkerte ihr zu.
    Sarah fragte: »Wie viele Menschen wohnen in Eridu?«
    Und Schena antwortete zögernd: »Ich weiß es nicht wirklich. Es sind über hundert Sippen. Es sind viel, denn alle diese Menschen müssen sich ja versorgen können. Unser Land ist fruchtbar, aber es trägt auch nicht unbegrenzt viele Menschen.«
    Und Arnek stimmte ein: »Schena hat recht. Das Land trägt nur eine gewisse Anzahl von Menschen, und die Transportwege für Nahrung zu benutzen lohnt nicht, da sie verdirbt. Deswegen versuchen wir, die Zahl der Geburten so zu halten, dass es immer gleich viele Menschen sind. Eridu ist unser blühendstes Dorf, und deswegen auch unser Zentrum. Ich zeige dir später gerne den Omphaloi-Stein, wenn du magst.«
    Nun waren sie am Rand von Eridu angekommen, und gingen schon an den ersten Hütten vorbei. Freundliche und zufrieden dreinschauende Gesichter begrüßten sie herzlich, in dieser Stadt pulsierte das Leben förmlich. Teilweise gingen die Leute sogar auf den leicht gewölbten Dächern umher.
    Sarah überlegte, was ihr nun schon wieder eigenartig vorkam. Sie versuchte sich an ihr Wissen über menschliche Behausungen in der Geschichte zu erinnern, sie hatte dazu mal etwas in Erdkunde oder im Geschichtsunterricht erfahren. Dann fiel ihr es ein. Jetzt hab' ich es! Hier gibt es keine Befestigungsanlagen!
    Alle Städte hatten Mauern oder Gräben oder sonst welche Verteidigungsmaßnahmen, und selbst in Hamburg gab es noch Reste der alten Stadtmauer, und zwar am Klosterwall. Daran erinnerte sie sich, weil ihr Papa das erzählt hatte. Und zwar, als sie zum Hauptbahnhof gefahren waren, um Mama abzuholen, die zu Besuch bei Oma war. Und da sie dieses Land als wild und primitiv bezeichnet hätte, wunderte es sie noch viel mehr, dass es hier nichts vergleichbares für diese Stadt gab.
    »Wieso hat Eridu keine Mauern?« Sie blickte Arnek in die Augen. Aber er schien nicht verstanden zu haben, worauf sie hinauswollte. »Jede Hütte besteht doch aus Mauern. Aus den roten Ziegeln, mit denen wir fast alles bauen.«
    Sarah schüttelte mit dem Kopf. »Nein, ich meine eine Mauer um alle Hütten herum!«
    Arnek schien zu überlegen. »Wozu Mauern um die Hütten herum? Welchen Zweck sollten sie dienen? Man kann weder in ihnen wohnen noch auf ihnen gehen. Ich weiß nicht was du meinst.«
    Sarah hatte langsam genug von diesen ständigen Rätseln. Sie wollte es erst einmal dabei belassen. Vielleicht würde sie später noch herausfinden, was es mit all den Merkwürdigkeiten dieser Welt auf sich hatte. Da Sarah nicht weiter fragte, sprach Arnek weiter: »Vielleicht kann dir ein Treffen mit einem Steinkundigen helfen. Zu dem wollten wir ja sowieso. Machen wir uns auf zur Sippe der Egura.«
    Auch in Eridu gab es Kanäle, die Abwasser führten, und die Straßen waren mit einer Art Kopfsteinpflaster ausgelegt. Zwischen den Hütten waren Leinen gespannt, auf denen Wäsche getrocknet wurde. Schon nach wenigen Minuten waren sie bei den Hütten der Sippe der Egura angekommen.
    Sie fragten sich nach Nestas durch, und dann stand sie vor ihnen: Die Älteste der Egura, noch weißhaariger, faltiger und wahrscheinlich auch älter als Inanna. Sie strahlte eine Würde und Anmut aus, die Sarah atemberaubend fand.
    Nestas lächelte und trat einen Schritt auf Arnek und die beiden Mädchen zu. Sarah versuchte sich etwas im Hintergrund zu halten und blickte zu Boden. Sie wusste auch nicht, was sie hätte sagen sollen. Arnek fing an zu sprechen, so als ob das die Sitte so von Gästen erforderte: »Seid gegrüßt, Älteste der Egura. Unsere Sippe richtet euch Grüße aus, und wir erbitten um eure Gastfreundschaft. Schena kennst du sicherlich noch. Und das andere Mädchen hier, Sarah heißt sie, kommt aus einer fremden Welt und möchte mehr über sich erfahren. Inanna hofft, dass wir bei euch Rat bekommen.« Arnek verbeugte sich.
    Nestas verbeugte sich auch und

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