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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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sein.«
    Sarah war nicht sonderlich interessiert. Sie hatte keine Ahnung, um was es sich dabei handelte. Das sollte sich schnell ändern. Frau Arnold schaltete den OHP ein. Sarah las den Text schon einmal still, während Frau Arnold sehnsüchtig auf eine Meldung wartete. Anscheinend bemerkte Frau Arnold, dass sie schon las, auf jeden Fall sagte sie: »Sarah, was ist mit dir? Möchtest du den Text
    vorlesen?«
    Sarah war wie vom Blitz getroffen zusammengezuckt. Das war wie ein schlechter Traum. Es konnte unmöglich sein.
    »Sarah?«
    »Ähm, ja. Natürlich.«
    Sarah las laut vor, was dort an der Leinwand stand:
    »Der Turmbau zu Babel«
    Sie machte eine kurze Pause um die Überschrift anzudeuten.
    »Und die ganze Erde hatte ein und dieselbe Sprache und ein und dieselben Wörter.«
    Es fiel ihr unglaublich schwer, sich zu konzentrieren und sich beim Lesen nicht zu verhaspeln.
    »Und es geschah, als sie von Osten aufbrachen, da fanden sie eine Ebene im Land Schinar und ließen sich dort nieder.«
    Das konnte nicht sein, nein. Keine Pause jetzt. Sie versuchte wieder den Faden zu finden und weiterzulesen:
    »Und sie sagten einer zum anderen: Wohlan, lasst uns Ziegel streichen und hart brennen! Und der Ziegel diente ihnen als Stein, und der Asphalt diente ihnen als Mörtel.
    Und sie sprachen: Wohlan, wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen, und seine Spitze bis an den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Fläche der Erde zerstreuen!«
    Es war unglaublich, was in ihr vorging. Sie fühlte sich nicht gut.
    »Und der HERR fuhr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten.
    Und der HERR sprach: Siehe, ein Volk sind sie, und eine Sprache haben sie alle, und dies ist [erst] der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts unmöglich sein, was sie zu tun ersinnen.
    Wohlan, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht [mehr] verstehen!«
    Nun war ihr richtiggehend übel.
    »Und der HERR zerstreute sie von dort über die ganze Erde; und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. Darum gab man ihr den Namen Babel; denn dort verwirrte der HERR die Sprache der ganzen Erde, und von dort zerstreute sie der HERR über die ganze Erde.«
    Sie verstummte. Doch statt mit dem Unterricht weiterzumachen fragte Frau Arnold:
    »Sarah? Was ist mit dir los? Du bist so blass geworden? Geht es dir nicht gut?«
    Sie nahm sich zusammen. »Entschuldigung Frau Arnold, aber mir ist schlecht. Kann ich bitte kurz an die frische Luft gehen?«
    Sie sah besorgt aus, und ließ sie gehen. Als Sarah die Klassentür hinter sich zumachte, stellte sie sich erst einmal an die Wand des Flurs, streckte den Oberkörper nach unten , hielt sich mit beiden Armen an den Knien fest und atmete tief durch. Dann, als ihr wieder ein wenig besser war, ging sie über den Flur, die Treppe herunter durch die Pausenhalle und die Tür ins Freie.
    Es war ein trüber Tag, vorhin noch hatte es genieselt, aber die frische Luft tat ihr gut. Sie setzte sich auf die Bank, die gleich neben dem Eingang stand. Konnte das wirklich sein? Enthielt die Bibel wirklich den ultimativen Beweis für ihre Erlebnisse?
    Sie versuchte noch einmal alles zusammen zufassen. Laut der Geschichte gab es
    nur eine einzige ursprüngliche Sprache. Wie in ihrer Vision. Wie die Siedler, die aus dem Osten kommend, sich in der Ebene Mesopotamiens niederließen. Die Habiru. Da endeten allerdings die Gemeinsamkeiten. Sie hatten bei Mousud festgestellt, dass keiner eine Pyramidenform kannte. Das hieß, sie kannten sie nicht, bevor sie dort war. Und die neuen Siedler wollten mit ihren Bauwerken an ihre Macht erinnern, und bauten diesen Turm. Wahrscheinlich sah dieser Turm nicht aus wie ein Turm, wie sie sich ihn vorstellte, sondern glich eher einer Pyramide, oder besser gesagt: Einer Zikkurat.
    Und dann hat Gott diese Menschenkinder - sie schluckte, als ihr bewusst wurde, da hatte wirklich Menschenkinder gestanden: Ma-sa. Es wurde immer schlimmer - und dann hatte Gott also die Menschen bestraft, indem er hinabstieg und die Sprachen verwirrte. Warum? Und anschließend verteilten sich die Menschen in die ganze Welt. Sie glaubte nicht an einen Gott, so wie die Religionslehrerin ihn beschrieb. Und warum sollte er die Menschen bestrafen? Der Gott der Bibel war doch auch ein gnädiger Gott, der Fehler verzieh.
    Dass der Anfang der Sprachverwirrung etwas mit dem Auftauchen der Siedler zu tun hatte, ebenso wie

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