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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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Man wollte die Menschen regelrecht mürbe machen mit ständiger Angst vor andauernden Bombenangriffen Sie diskutierten, warum man eine solche Taktik anwendete. Schon war klarer, dass es nicht wirklich um Saddam ging. Das richtete sich doch ganz klar auch gegen die Bevölkerung. So viele Getreue Kämpfer hatte Saddam nach all den Jahren der brutalen Herrschaft bestimmt nicht mehr, als dass man diese auch noch mit brachialer Militärgewalt schocken musste, damit sie nicht kämpften. Und wollte man wirklich Saddam habhaft werden, so hätten doch die Bilder der Spionagesatelliten ausgerechnet, um punktuell zuzuschlagen, anstatt das Volk zu schocken. Tobias erwähnte, dass selbst die schrecklichen Luftangriffe im 2. Weltkrieg gegen die Zivilbevölkerung großer Städte nie das gewünschte Ziel erreicht hätten. Statt die Bevölkerung Kriegsmüde zu machen, hatte man immer die Erfahrung machen können, dass diese Angriffe den Widerstand und Zusammenhalt stärkten.
    Sarah dachte: Die Menschen sind schlau. Sie wissen ganz genau, dass ein Krieg, der vor allem auf die Zivilbevölkerung zielt, immer als hochgradig ungerecht empfunden wird. Was konnte man schließlich für die Kriegsspiele derer da oben, der Regierungen und Militärs? War nicht deshalb auch die Genfer Konvention überhaupt mal formuliert worden, um einen Rest von Menschenverstand walten zu lassen, um wenigstens die Zivilbevölkerung ein wenig zu schützen?
    Sie meldete sich und brachte ihren Gedankengang vor. Herr Schmidt stimmte ihr zu. Man sah es ihm an - es bereite ihm eine innere Freude, zu sehen, wie seine Schüler kritischer und kritischer wurden und viel von der verrückten Welt selbst entdeckten. Im Zuge der weiteren Diskussion sprach Herr Schmidt von den Pressekonferenzen aus dem ersten Irak-Krieg, zur Befreiung Kuwaits, in denen man die Kameras von den ferngelenkten Waffen zeigte, die auf ihr Ziel zurasten.
    »Es sah wirklich so aus wie in einem Videospiel - ein klinisch sauberer Krieg, man sah keine Opfer, sondern nur militärische Anlagen, die auf diese Art und Weise zerstört wurden. Schöne, neue Welt.«
    An solche Bilder konnte sich keiner erinnern. Kein Wunder, die Meisten waren
    u der Zeit zwei oder drei Jahre alt. Sarah stellte sich diese Bilder vor. Sie glaubte nicht an einen sauberen Krieg. Krieg bedeutete immer das gleiche: Tod, Verletzungen, seelisches Leid, Vergewaltigungen, Folter, Hunger. Terror.
    Ebenso wenig glaubte sie die Aussage G.W. Bush, man erreiche Frieden undDemokratie, in dem man Kriege inszenierte. Man konnte gegen den Terror nicht gewinnen, in dem man ihn mit Terror bekämpfte. Der war auch nicht deswegen rechtsmäßig, weil ein Staat ihn ausführte. So etwas konnten nur wirkliche Hardliner glauben, und vielleicht noch die Hintermänner in der Rüstungsindustrie, für die ein Krieg immer auch Geschäft war.
    Man hätte sich nur den Nah-Ost-Konflikt anschauen brauchen, um das zu erkennen. Dabei hätte man Israelis genau wie Palästinenser fragen können. Sie
    war sich sicher, das auch die Menschen dort keinen Krieg wollten, es sei denn, ihre Herzen waren vor Hass zerfressen, ihr Mitleid abgestumpft wegen der ständigen Konfrontation mit Gewalt, dass sie nur noch Rache wollten. Wenn man selbst Opfer von Gewalt wurde, würde man sicher diese Gewalt nicht mehr wollen. Oder doch? Wie konnten die Menschen nur so blind sein?
    Diese Sache ging ihr durch den Kopf. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie erneut ein kleines Puzzlesteinchen entdeckt hatte, auch wenn ihr nicht bewusst war, um was es sich handelte. Dann war die Stunde vorbei.

2. Die alte Sprache
    Die Realität holte sie in der nächsten Pause ein, als sie bemerkte, dass sie ihre Mathe-Hausaufgaben hatte. Kurz vor der Stunde versuchte sie noch schnell, die richtigen Lösungen von Daniela abzuschreiben, was ihr aber nicht mehr rechtzeitig gelang.
    Aber sie hatte Glück. Sie wurde nicht drangenommen. Ansonsten war es ein ereignisloser Tag. Bis zur letzten Stunde. Sie hatte gerade begonnen. Ihre Religionslehrerin Frau Arnold kam herein. Sie war immer sehr engagiert, aber die Klasse nahm sie nicht sonderlich ernst. Es war eher immer lustig im Unterricht, Frau Arnold ließ eine ganze Menge durchgehen, ohne böse zu werden. Und das wurde weidlich ausgekostet. Sie nahm eine Folie aus ihrem Ringbuch und legte sie auf den Overhead-Projektor. Sie fing an zu sprechen, obwohl der allgemeine Lärmpegel eher dem nahenden Wochenende entsprach. »Heute soll der Turmbau zu Babel unser Thema

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