Habitat C (German Edition)
irgendwie, trotz der permanenten Überwachung durch die Kameras in seiner Zelle.
Das würde seine Situation sehr verkomplizieren.
»Darf ich?«, sagte er und bahnte sich den Weg, warf einen Blick durch die geöffnete Zellentür auf …
Ja, auf was eigentlich?
Ein Arzt beugte sich über einen großen Teich aus einer geleeartigen Masse. Er senkte ein Diagnosegerät in die Substanz und betrachtete stirnrunzelnd die Ergebnisse. Auf dem Bett lag die Kleidung Felts, durchtränkt von der gleichen schleimigen Flüssigkeit, und es sah nicht so aus, als hätte sie da jemand hingelegt, mehr … Vor Daxxels geistigem Auge entstand das Bild, wie sich der Körper des Mannes, der auf seinem Bett lag, plötzlich in Gelee auflöste und langsam die Bettkante hinunterfloss, bis er den Tümpel bildete, der da jetzt auf dem Boden lag.
Der Arzt blickte hoch. Daxxel sah ihn an, versuchte dabei, einigermaßen wichtig zu wirken, damit der Mediziner seine Frage beantwortete, die allerdings nur aus einem bedeutungsvollen »Und?« bestand.
»Nun«, meinte der Mann, der allem Anschein nach dermaßen verwirrt war, dass er seine Ergebnisse jedem erzählt hätte, der ihn dazu aufforderte. »Es ist genetisches Material, dass die DNS des Gefangenen enthält. Allerdings ist in diesem Zustand auch erkennbar, dass es … es ist … nicht das Original.«
»Felt war ein Klon?«, half ihm Daxxel. »Ein Biodroide?« Er musste unwillkürlich an den warmen, festen Händedruck von Minister Grant denken und konnte nicht verhindern, dass ihm ein kalter Schauer den Rücken hinablief.
Der Arzt runzelte die Stirn und betrachtete sein Diagnosegerät.
»Ich kann das nicht ohne eine weitere Untersuchung …«
»Er war nicht das Original, was auch immer er war?«
Der Arzt leckte sich über die Lippen. »Ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt ein Original gibt!«
Daxxel starrte den Mann für einige Momente an, während in seinem Kopf ein Räderwerk in Gang gesetzt wurde. Gott, wie sehr er in diesem Moment Zant vermisste. Sie hätte gewusst, was als Nächstes zu fragen war. Daxxel hatte eher das starke Bedürfnis, den Arzt bei den Schultern zu packen und zu schütteln, bis er aufhörte, kryptisches Arztzeug von sich zu geben.
Daxxel holte tief Luft.
»Ich bin Sonderermittler Daxxel vom Außenministerium«, erklärte er, erneut mit aller Wichtigkeit, die er in die Worte zu legen vermochte. »Dies war mein Gefangener.«
Das klang toll. Der Arzt sah die Wachmänner an, doch von denen widersprach keiner, nicht zuletzt deswegen, weil sie wohl meinten, dass jemand mit Daxxels Besuchserlaubnis wohl tatsächlich eine Persönlichkeit von einiger Bedeutung sein musste.
»Sie informieren mich sofort, wenn Sie mehr wissen«, gebot Daxxel und sah den Mediziner ernst an. »Ich will sofort informiert werden. Sofort, verstanden?«
Der Arzt wirkte jetzt tatsächlich ein klein wenig eingeschüchtert, was Daxxel sehr freute. All die endlosen Übungsstunden vor den Spiegeln zahlreicher Hotelbadezimmer waren also nicht völlig fruchtlos geblieben!
Ehe es sich der Arzt anders überlegen konnte, wandte Daxxel sich ab. Er wollte auch nicht, dass die Leute seine eigene Verwirrung erkannten, die den wichtigtuerischen Gesamtauftritt geschmälert hätte. Als er durch die Gänge marschierte und sich in das leere Verhörzimmer setzte – man würde ihn aufgrund des Vorfalls erst einmal nicht ohne Weiteres gehen lassen –, versuchte er vor allem, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Die eine Theorie war, dass Felt irgendwie der Verhaftung hatte entkommen können, indem man anstatt seiner einen hastig fabrizierten, nicht sehr lange haltbaren Klon mit einer oberflächlichen Mentalimprimatur installiert hatte. Das war zwar verboten und es war möglich, diese Art von Fälschung schnell zu identifizieren, aber wenn jemand genug Geld und Expertise in die Sache steckte, mochte es Wege geben, die Qualität so hoch zu halten, dass es eine Weile funktionierte – bis die biologische Matrix sich in Wohlgefallen auflöste. Die andere Theorie war, dass Felt niemals echt bestanden, sondern schon immer nur als Kunstwesen existiert hatte, was einige weitreichende Implikationen nach sich zog. Wer hatte ihn produziert? Zu welchem Zweck? Warum an dieser Stelle? Und: Was war schiefgelaufen? Klone waren letztlich auch intelligente und empfindsame Lebewesen, selbst wenn sie nur auf der Basis einer maschinell erstellten Mentalimprimatur produziert wurden, gemeinhin nicht einmal auf dem gleichen
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