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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Niveau wie eine selbstbewusste KI bewertet. Weil die Grenze so schlecht zu ziehen war, wurde das Klonen scharf überwacht und nur für ernsthafte medizinische Zwecke zugelassen, nicht jedoch, um damit permanent Gott zu spielen. Konnten Klone aber auch spielsüchtig werden? Das würde sie menschlicher machen, als so manchem lieb war, Daxxel eingeschlossen.
    Und wer saß eigentlich an den Überwachungskameras des Zellentrakts? Felt galt als psychisch instabil, als jemand, der einer Sucht nachhing und der derzeit einen ungewollten Entzug durchmachte. Er war damit suizidgefährdet und stand eigentlich unter permanenter Beobachtung, da man nie wusste, ob die Beruhigungsmittel, die man ihm ins Essen mischte, auch wirklich halfen. Es musste doch Aufzeichnungen geben, die genau zeigten, was passiert war.
    Oder verhielt es sich wie bei Zant … was wiederum darauf schließen lassen würde …
    Er saß eine Weile so da und wog alle Theorien gegeneinander ab. Dann kam die dritte hinzu: dass Felt rechtzeitig von den Ermittlungen gegen sich Wind bekommen und sich selbst durch das Kunstwesen ersetzt hatte, um sich abzusetzen. Eine Variante von Theorie 1, und sie machte die Sache nicht besser.
    Es dauerte nicht lange, dann kam Bewegung in die Angelegenheit. Daxxel wurde zu einem kurzen, für alle Seiten unbefriedigenden Verhör gebeten, vor allem, weil er selbst mehr Fragen stellte, als er zu beantworten in der Lage war. Dass die Aufzeichnungen gar nichts zeigten – die Sicherheits-KI bestand sogar weiter darauf, dass Felt noch wohlbehalten und gesund in seiner Zelle saß –, überraschte ihn gar nicht. Erst war Zant verschwunden und nun Felt direkt unter der Nase der Sicherheitskräfte gestorben. Die Frustration der Verantwortlichen musste enorm sein und sie brauchten sicher keinen wie Daxxel, der sie nervig immer wieder auf ihre Versäumnisse und Defizite hinwies.
    Wenig verwunderlich, dass man ihn recht schnell entnervt fortschickte, mit der üblichen Leerformel, »er solle sich zur Verfügung halten«. Er beeilte sich, der Aufforderung nachzukommen, denn er ahnte sehr wohl, dass er hier vorerst nichts mehr erfahren würde. Im Stillen erwartete er, erneut vorgeladen zu werden, um ganz und gar von den Ermittlungen entbunden zu werden, doch erst einmal geschah nichts dergleichen. Dass diese Sache weitaus größere Kreise zog als ursprünglich angenommen, war klar. Wann würde man Daxxel mit härteren Bandagen davon abhalten, seine Untersuchungen fortzusetzen?
    In dem jungen Mann erwachte wieder dieser Ehrgeiz. Es war eine Hybris, das hielt er sich selbst vor, aber er konnte den brennenden Drang nicht negieren, der ihn dazu trieb, dieses Rätsel keinesfalls auf sich beruhen zu lassen. Er musste ihm auf den Grund gehen.
    Aber das ging nicht alleine.
    Er benötigte Zant.
    Und er brauchte weitere Verbündete.
    Doch er hatte keine Ahnung, wo er die eine oder die anderen finden konnte.
    Daxxel fühlte sich nicht nur allein, er fühlte sich allein gelassen. Er vertrieb die verbitterten Gedanken aus seinem Kopf. Die Zeit drängte, das spürte er deutlich. Grübeleien halfen nicht. Taten waren gefragt.
    Doch an dieser Stelle stockte er. Taten, ja, sicher. Doch welche?
    Mit derartig kreisenden Gedanken bemerkte Daxxel erst, als er angekommen war, dass sein Unterbewusstsein ihn, wenig erstaunlich, vor die Unterkunft von Josefine Zant gelenkt hatte, ein Ausdruck seiner Suche nach der Art von Gesellschaft, die er jetzt für die weitere Arbeit am meisten benötigte und vermisste.
    Das war jetzt wirklich albern, fand er. Für einen Moment stand er vor der Tür. Sie war von den Polizeikräften nicht einmal versiegelt worden, da man diese Unterkunft keinesfalls für den Ort eines Verbrechens hielt.
    Einem plötzlichen, immer noch albernen Impuls folgend, drückte Daxxel den Türsummer. Albern. Kindisch. Unwürdig eines erwachsenen Mannes. Sogleich wollte er sich abwenden und seine ruhelose Wanderung wieder aufnehmen.
    Dann zischte etwas und er sah, wie sich die Tür öffnete. Eine Hand schoss heraus, ergriff ihn am Kragen und zerrte ihn blitzschnell durch den halb geöffneten Zugang hinein. Daxxel stolperte fast, wehrte sich nur schwach, blickte in das Gesicht eines Bodaren.
    Was …?
    Er fing sich, sah sich um und blickte in die Gesichter vieler Bodaren.
    Er erblickte auch Josefine Zant, die dastand, an eine Wand gelehnt und ihm fröhlich zuwinkte. Ein plötzlicher Impuls der Freude durchzuckte ihn.
    »Casimir Daxxel«, sagte sie leichthin.

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