Habitat C (German Edition)
arbeiten, und dann, leise, fast schüchtern:
»Haben Sie das ernst gemeint?«
Zant begegnete seinem Blick und nickte betont langsam. Daxxel öffnete den Mund, schwieg dann aber. Da war etwas, von dem er nichts wusste, und er wollte es nicht durch unachtsame Äußerungen kaputt machen. Normalerweise wusste Zant, was sie tat.
»Das habe ich.«
»Es kann sein, dass wir auf die Gedächtnislöschung verzichten müssen.«
»Müssen?«
Der Bodare sah nicht glücklich aus. »Wir haben zwar gefunden, was wir gesucht haben, aber es entspricht nicht unseren Erwartungen.«
»Was waren Ihre Erwartungen?«
»Ich spreche hier nicht darüber.«
»Wenn Sie meine Kooperation wollen – unsere Kooperation –, dann sollten Sie mir aber einige Informationen geben.«
Der Bodare sah Daxxel an. »Ich bin mir nicht sicher, ob er nötig ist.«
Daxxel fand, dass sein Selbstbewusstsein heute schon genug gelitten hatte. Irgendwann reichte es. Er holte tief Luft und lächelte den Bodaren an. »Ich bin mir aber sehr sicher, dass ich Sergeant Zant ein williger und nützlicher Gehilfe sein kann«, erklärte er mit einem zuckersüßen Unterton, dessen Ironie, das merkte er sofort, am Bodaren völlig vorbeiging.
Der Mann mit dem Scanner flüsterte dem Anführer etwas zu. Dieser nickte.
»Felt ist tot?«, fragte er Daxxel.
»Er ist ein Geleepudding auf dem Boden seiner Zelle. Wenn er nicht tot ist, ist zumindest seine Artikulationsfähigkeit stark eingeschränkt.«
»Felt war wichtig«, stellte der Bodare fest. »Unser Freund hatte ihn beobachtet, die ganze letzte Schicht vor seiner Ermordung.«
»Freund?«
»Der tote Kellner«, half Zant aus. Daxxel sah sie einen Moment ungläubig an, dann fiel bei ihm der Groschen.
»Der Kellner hatte etwas mit Felt zu tun? Sie haben etwas mit Felt zu tun?«, fragte er den Bodaren. »Sie wissen, wie es zu den Unterschlagungen kam?« Er fragte wahrscheinlich zu viel und zu sehr auf einem Haufen, aber seine Gedanken purzelten noch viel schneller und er beherrschte sich richtiggehend.
Der Bodare schaute etwas verwirrt drein. »Unterschlagungen?«
»Felt hat offizielles Geld beiseitegeschafft. Spielsucht«, erwiderte Daxxel. Es war ein Geheimnis, aber keines, das sich ewig bewahren ließ, und es weiterzugeben, zeigte seine Bereitschaft zur Kooperation.
Die Reaktion war überschaubar.
Der Bodare schüttelte schon wieder in einer sehr menschlichen Geste den Kopf.
»Damit haben wir nichts zu tun. Davon hören wir das erste Mal.«
»Wer ist eigentlich genau wir?«, hakte Daxxel sofort nach.
»Wir eben.«
»Wir … alle? Diese Gruppe? Eine Bodarenorganisation?«
»Wir. Wir Bodaren.«
»Auf Habitat C?«
Der Anführer sah Daxxel an, als sei dieser ein kleines Kind, dem man mit großer Mühe einen sehr einfachen Sachverhalt erklären musste.
»Wir Bodaren. Alle Bodaren.«
Daxxel schwieg. Zant machte einen Schritt nach vorne, hob ihre Jacke auf, strich über den Ärmel, den der Scanner bearbeitet hatte, und zog sie sich dann über.
»Wir haben wirklich so einiges zu besprechen«, erklärte sie dann bestimmt.
Es sprach für Zant, dass der Bodare keine gegenteilige Ansicht äußerte. Es sagte einiges über die angenommene Wichtigkeit Daxxels, dass er alleine Zant mit hinausbat, um »ins Versteck« zu gehen, und dass er letztlich nur stillschweigend duldete, als Daxxel sich ihnen anschloss.
Daxxel wappnete sich. Er hielt sich nicht für übermäßig wichtig und hatte schon öfters die Führung aus der Hand gegeben, wenn Zant etwas tat, von dem sie offenbar überzeugt war.
Er war bereit, bescheiden zu sein.
Lustig-doofer Sidekick war doch auch was.
Kapitel 10
Minister Grant fragte sich manchmal, ob die Tatsache, dass seine physische Mobilität davon abhing, wohin sich Präsidentin Carol Myas bewegte, irgendwann ein Problem werden konnte. Es hatte Fälle in der Vergangenheit gegeben – in seiner, nicht der von Carol Myas –, in denen sich dies in der Tat als schwierig erwiesen hatte, vor allem dann, wenn sein Wirt partout nicht auf seinen Rat hatte hören wollen.
Natürlich, irgendwann würde er die Präsidentin weitgehend lobotomisiert haben und ihre Körperfunktionen vollständig übernehmen, aber die menschlichen Körper waren sehr anfällig und verfügten trotz aller medizinischen Fortschritte über eine nahezu kläglich begrenzte Lebensdauer. Er würde sich aufwendig in einen neuen Wirt transplantieren lassen müssen, jedes Mal eine anstrengende und aufreibende Prozedur, die
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