Habitat C (German Edition)
ausmachen. Es war, als hätte sie der Erdboden verschluckt.
»Niib-Technik«, presste Speldor hervor. »Lass es gut sein, Leda. Das bringt nichts.«
Er blieb stehen und starrte auf die Wand, als mache er sie persönlich für seine Niederlage verantwortlich. Dann aktivierte er den Kommunikator. Der Leiter der geheimen Forschungsanlage meldete sich sofort.
»Wir kommen jetzt direkt zu Ihnen runter«, teilte Speldor ihm mit. »Geben Sie den Lift frei.«
»Ich habe noch nicht …«
»Geben Sie den verdammten Lift frei!«
Sein Gesprächspartner zögerte mit der Antwort, vielleicht ein wenig zu lang, denn Speldor holte scharf Luft. Er musste das gehört haben, denn seine Antwort kam schließlich, unwillig, fast zögerlich, etwas trotzig.
»Gut. Begeben Sie sich zum Einstieg.«
Es knackte, die Verbindung war unterbrochen.
Speldor nickte seinen Begleitern zu.
Es dauerte eine halbe Stunde, dann befanden sie sich ein Stockwerk tiefer an einer anderen Stelle des Tempels, wo sich hinter kunstvoll drapierten Trümmerteilen der Zugang zum Lift verbarg, der sie direkt in die Tiefe führen würde. Hier war zwar auch von außen nichts zu sehen, doch die Tarnung war aus menschlicher Hand errichtet und sie waren über den Zugang informiert worden. Dies allein hätte den Leiter der Anlage bereits davon überzeugen müssen, dass Speldor voll autorisiert war, hier zu agieren.
Wie angekündigt, fanden sie eine leere Liftkabine vor. Eine Kamera, installiert von Menschen und nicht von Niib, starrte ihnen entgegen. Speldor machte eine Grimasse und sie betraten den Aufzug. Die Tür schloss sich unvermittelt und mit einem Ruck ging es abwärts.
»Wir brauchen etwa zehn Minuten«, erklärte Leda.
Speldor wappnete sich mit Geduld. Der Lift war in einen zerstörten Schacht gebaut worden, in dem einstmals die Niib selbst einen Aufzug installiert hatten. Hier war ordentlich investiert werden. Speldors Aufgabe – seine eigentliche, seine wahre Aufgabe – war es, für die weitere Amortisierung dieser Investition zu sorgen. Leda und Rogers waren auf seiner Seite. Sie profitierten ebenfalls. Er wusste, warum er mit ihnen zusammenarbeitete.
Als sich die Tür wieder öffnete, standen ihnen drei Männer gegenüber. Zwei trugen Kampfanzüge und hatten Waffen auf sie gerichtet, einer hatte einen maßgeschneiderten Anzug an und hielt sich einige Schritte im Hintergrund.
Speldor hob die Arme.
»Was soll das?«, fragte er leise.
»Ich möchte Ihre Waffen«, erklärte der Anzugträger. »Ganz langsam.«
»Ich bin autorisiert …«
»Hier unten autorisiere ich – und sonst niemand.«
Speldor bemerkte, wie Leda ihr Gewicht auf den Beinen neu verteilte, ein klares Zeichen dafür, dass sie zu einem Kampf bereit war. Er kalkulierte blitzschnell ihre Chancen und kam zu dem Ergebnis, dass sie nicht weit kommen würden. Die beiden Wachmänner machten einen guten Eindruck, es waren Söldner und sie taten das hier, weil sie wussten, was von ihnen verlangt wurde. Sie würden nicht sie alle drei erwischen, aber mindestens einen von ihnen töten oder schwer verletzen.
Das war diese Kinderkacke nicht wert.
Er machte ein Zeichen und Leda entspannte sich. Augenblicke später lagen alle offen sichtbaren Waffen auf dem Boden. Sie alle hatten noch das eine oder andere kleine Notfallinstrument am Körper verborgen. Speldor konnte keine Scanner erkennen und wusste, dass vergleichbare Niib-Anlagen bisher nicht gefunden worden waren. Es konnte natürlich sein, dass die Wachleute auf Gründlichkeit beharrten und zur Leibesvisitation schreiten würden, aber da sich der Anzugträger jetzt plötzlich eher entspannt zeigte, beschloss Speldor, auf eine Deeskalationsstrategie zu setzen.
»Wir sollten reden. Die Bedrohung kommt aus einer anderen Richtung.«
Der Anzugträger machte einen Schritt zurück.
»Sie sind Speldor«, stellte er fest. »Ich hätte gerne eine Identifikation, nur um sicherzugehen.«
Das war eine vernünftige Forderung. Speldor fingerte mit betont langsamen Bewegungen eine ID-Karte aus seiner Brusttasche. Die Abteilung verfügte über Sonderanfertigungen, die so fälschungssicher waren, wie es technisch überhaupt möglich war. Der Stationsleiter musste über ein passendes Lesegerät verfügen, um …
Speldor stellte zufrieden fest, dass er es hervorholte und vor die Karte hielt. Dann las er das Ergebnis ab und entspannte sich.
»Gut. Lasst die Waffen sinken.«
Speldor und seine Leute traten aus der Liftkabine. Leda warf einen lauernden
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