Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
verbunden zu werden. Den Namen hatte ihm Stellfeldt als Kontakt genannt. Schätzle war einer der altgedientesten Lebensmittelkontrolleure Nürnbergs. Er kannte nicht nur den Fleischgroßmarkt in- und auswendig, sondern hatte auch jahrelang den Schlachthof und sämtliche Nürnberger Metzgereien kontrolliert. Sein Spezialgebiet waren Fleisch- und Wurstwaren. Stellfeldt kannte Schätzle noch aus den Tagen, als dieser Streifenpolizist gewesen war, bevor er zu der städtischen Behörde wechselte.
Seine ehemalige Zugehörigkeit zum Polizeivollzugsdienst machte Schätzle in Hackenholts Augen doppelt wertvoll, brauchte er ihm doch nicht lang zu erklären, wie viel Fingerspitzengefühl die Ermittlung in einem Mordfall erforderte. Darüber hinaus hatte Stellfeldt versichert, der Kontrolleur habe einen einwandfreien Leumund. Eine Fraternisierung mit einem zu kontrollierenden Unternehmen sei bei ihm absolut ausgeschlossen. Der einzige echte Nachteil war, dass der Kollege gesundheitsbedingt nur noch Teilzeit arbeitete.
Aber Hackenholt hatte Glück und erreichte Schätzle sofort. Sie verabredeten sich für vierzehn Uhr in seinem Büro am Inneren Laufer Platz. Bevor er auflegte, erwähnte Hackenholt noch kurz, für welche Firma er sich interessierte.
Gerade als Hackenholt sein Büro verlassen wollte, um zum Mittagessen in die Kantine zu gehen, klingelte sein Telefon.
»Hast du schon den aktuellen Lagebericht gelesen?«, fragte Christian Berger.
Hackenholt verneinte.
»Heute Nacht hat es im prima-Discounter in der Schweppermannstraße gebrannt. Personen kamen nicht zu Schaden, aber das Lager der Filiale wurde verwüstet. Im Bericht steht, dass das Feuer gegen zwei Uhr ausgebrochen ist. Ich dachte, es interessiert dich vielleicht, weil der Supermarkt so nah beim Sternmann liegt.«
Hackenholt stieß einen leisen Pfiff aus, dankte dem Kollegen und las dann selbst aufmerksam die entsprechende Tagebuchmeldung durch. Das Mittagessen musste für heute leider ausfallen. Stattdessen machte er sich sofort auf den Weg, um vor seiner Verabredung mit dem Lebensmittelkontrolleur noch einen Abstecher in die Schweppermannstraße zu machen.
Wenn – wie beim nächtlichen Brand im prima-Discounter – keine Menschen zu Schaden kamen und es sich nicht um einen Großbrand handelte, nahmen die Beamten des Fachkommissariats 12 üblicherweise erst am folgenden Tag ihre Arbeit an der Brandstelle auf. Hackenholt konnte also hoffen, vor Ort einen Brandermittler anzutreffen, der ihm Näheres zur Ursache des Feuers sagen konnte.
Wünnenberg, dem er von seinem Ausflug erzählt hatte, wollte nicht mitkommen. Er hatte vor, sich am Nachmittag mit einer Kollegin vom Dezernat für Wirtschaftskriminalität zusammenzusetzen, um gemeinsam die Lieferscheine und sonstigen Belege hinsichtlich des Fleischumsatzes der Sternmann-Filiale durchzuarbeiten. Unter Umständen konnten sie errechnen, ob die Zahlen für Einkauf, Verkauf und Entsorgung übereinstimmten – auf jeden Fall konnte er aber mit der kaum älteren Kollegin flirten.
»Was machst du denn hier? Das war doch bloß ein kleines Feuerchen. Und noch dazu ohne Tote«, begrüßte der Brandermittler Matthias Heerweger Hackenholt erstaunt.
Das »kleine Feuerchen« hatte immerhin große Teile der rückwärtigen Fassade des Gebäudekomplexes rußgeschwärzt. Das Glas des einzigen in den Hinterhof gehenden vergitterten Supermarktfensters war aufgrund der Hitze zersprungen. Auch das breite Rolltor hatte dem Brand nur bedingt standgehalten: Die einzelnen Türlamellen waren zusammengeschmort, die dahinter lagernden Kartons mit Lebensmitteln in Brand geraten. Das Feuer hatte zwar nicht direkt auf die eigentlichen Geschäftsräume übergegriffen, durch Ruß und Löschwasser waren sie jedoch trotzdem stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Der entstandene Sachschaden musste mehrere zehntausend Euro betragen.
»Keine Sorge, ich nehme dir schon keine Arbeit weg«, scherzte Hackenholt. »Ich war gerade in der Nähe und wollte mich nur kurz umsehen. Weißt du schon etwas über die Ursache?«
Heerweger schüttelte den Kopf. Er sei am Vormittag im Büro aufgehalten worden und selbst erst vor einer Viertelstunde in der Schweppermannstraße eingetroffen. Da er noch ganz am Anfang der Sichtung und Sicherung der Spuren stand, konnte er Hackenholt rein gar nichts sagen, versprach jedoch, ihm eine Kopie seines Ermittlungsberichtes zu schicken, sobald er seine Arbeit abgeschlossen hatte. Hackenholt nickte zum Dank und
Weitere Kostenlose Bücher