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Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Titel: Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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der darauffolgenden halben Stunde erhielt er von Schätzle einen Schnellkurs in puncto Fleisch, Schlachtung und Hygiene. Danach gab Schätzle ihm einen Überblick über den Fleischhandel in Nürnberg im Allgemeinen und die Arbeit der Lebensmittelkontrolleure im Besonderen. Hackenholt erfuhr, dass die Gübingers in vierter und sicher bald fünfter Generation eine Schlachterei am Hafen betrieben. Das sei durchaus eine Besonderheit, denn früher war der Fleischbedarf hauptsächlich durch den städtischen Schlachthof gestillt worden. Die Firma hatte sich über Jahre hinweg einen guten Namen erarbeitet und verzichtete fast völlig auf Angestellte, die nicht der Familie entsprangen. Auch der Zukunft, so Schätzle, könne das Unternehmen gelassen entgegensehen. Die zwei Söhne waren nach dem tüchtigen Vater geraten, und die Tochter half der Mutter mit der Buchhaltung und beim Putzen.
    »Und wann wurde der Betrieb zum letzten Mal kontrolliert?«
    Schätzle griff nach einer Aktenmappe auf seinem Schreibtisch, schlug sie auf und setzte dann seine schmale Lesebrille auf. »Hm, das ist schon eine Weile her. Wie ich dir vorhin erklärt habe, gibt es bei uns keinen festen Turnus, vielmehr gehen wir nach dem Zufallsprinzip vor. Sonst könnten sich die Unternehmen ja an einer Hand abzählen, wann sie wieder an der Reihe sind, und der Sinn der Überprüfung wäre hinfällig. Ich selbst war letztes Jahr im Mai bei den Gübingers, aber einer meiner Kollegen hat Ende August noch einmal bei ihnen nach dem Rechten gesehen. Seither wurden sie nicht mehr kontrolliert, müssten also bald mal wieder an der Reihe sein. Ein produzierendes Unternehmen wird im Schnitt alle halbe Jahre besucht.« Damit klappte er die Akte wieder zu. »Aber vielleicht kann ich dir besser helfen, wenn ich weiß, worum es konkret geht.«
    Während Hackenholt berichtete, wurde der Gesichtsausdruck des Kontrolleurs zunehmend besorgter. Hatte Hackenholt anfänglich noch befürchtet, sich mit Ludwig Korks Theorie lächerlich zu machen, merkte er schnell, dass dessen Vermutung nicht annähernd so abwegig war, wie er zunächst geglaubt hatte.
    »Selbstverständlich gibt es auch in unserer Region schwarze Schafe, die die Vorschriften nicht beachten. Bei gefrorenem Fleisch entdecken wir immer wieder überlagerte Ware. Aber das ist meistens auf einer Kärwa, wo die Ware von sonst woher stammt. Dass ein ortsansässiger Betrieb Fleisch mit überschrittenem Verfallsdatum einsammelt, umetikettiert und dann einfach mit der nächsten Lieferung erneut in den Verkehr bringt, hatten wir Gott sei Dank noch nicht. Aber grundsätzlich ist es natürlich machbar, darüber mussten wir ja nun wirklich oft genug in der Presse lesen.«
    »Merkt man das denn nicht? Ich meine, ich hatte damit noch nie etwas zu tun, aber verdorbenes Fleisch riecht, und es muss doch auch irgendwie anders aussehen.« Mit einer gewaltigen Willensanstrengung schob Hackenholt Bilder ungeklärter Todesfälle beiseite, zu denen er gerufen worden war. Bilder von Menschen, die oft wochenlang unentdeckt in ihren Wohnungen gelegen hatten.
    Schätzle schien Hackenholts Gedanken erraten zu haben. Ein nachsichtiges Lächeln umspielte seinen Mund. »Wir reden hier von geschlachteten Tieren, die unter höchsten hygienischen Bedingungen zerteilt, abgepackt und bei knapp über null Grad gelagert werden. Ein Mindesthaltbarkeitsdatum ist, was der Name schon besagt: das Datum, bis zu welchem das Fleisch mindestens hält. Mindestens. Nicht höchstens. Wenn die Kühlkette nicht unterbrochen wird, kann es wesentlich länger dauern, bis es anfängt zu riechen oder gar seine Farbe zu verändern. Und dann musst du bedenken, wie einfach es ist, den Geruch und die Farbe zu kaschieren. Wenn du das Fleisch in eine dicke Gewürzmarinade einlegst, merkt keiner etwas.«
    Angeekelt verzog Hackenholt das Gesicht. »Aber das muss doch furchtbar schmecken!«, protestierte er.
    »Was glaubst du, wie viele Konsumenten tonnenweise Mayonnaise oder Ketchup auf ihr Fleisch kippen?«, fragte der Kontrolleur. »Auch andere Gewürze sind beliebt. Schau dir beispielsweise einen Döner an. Zwischen Brot und Salat schmeckst du das bisschen Fleisch kaum noch raus. Vor allem dann nicht, wenn noch ein tüchtiger Schuss Knoblauchsoße darübergekippt wird.«
    »Und was ist mit Krankheiten?«
    »Das Schlimmste, was dir passieren kann, ist eine Salmonellenvergiftung. Und die wird hauptsächlich Alten und Kindern gefährlich. Wenn ich mich recht an die letzten Zahlen

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