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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Herr Dippold war ganz aufgeregt, weil er Sascha nicht erreichen konnte. Ich habe ihm gesagt, er soll sich keine Sorgen machen, es kommt doch immer mal vor, dass ein Fahrer vergisst, Bescheid zu sagen, wenn er losfährt. Daraufhin hat mir Frau Förster gesagt, diesmal würde es sich um einen ganz besonderen Transport handeln, bei dem viel auf dem Spiel steht, denn der Kunde wäre das Staatsmuseum und würde richtig gut zahlen. Und das Geld hätten wir ziemlich gut gebrauchen können, bei den vielen offenen Rechnungen, die wir diesen Monat noch bezahlen müssen.« Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund. »Das hätte ich wahrscheinlich nicht sagen sollen, oder? Am besten vergessen Sie es ganz schnell wieder.«
    »Das ist schon in Ordnung. Wir gehen sowieso erst, nachdem wir hier jeden Stein umgedreht haben. Die Firma schreibt also im Augenblick rote Zahlen?«
    Die Auszubildende nickte. »Ist aber auch kein Wunder, oder? Sie müssen sich nur mal umsehen. Der Herr Förster hat immer gesagt: ›Wenn er mich bloß lassen würde!‹ Aber der alte Herr Dippold hat sich geweigert, irgendetwas zu verändern. ›Wenn ich mal nicht mehr bin, könnt ihr alles auf den Kopf stellen, aber nicht, solange ich hier das Sagen habe.‹ Dabei wollte Herr Förster doch nur ein paar neue Möbel kaufen und die Wände in fröhlicheren Farben tünchen. Dann müssten wir uns nicht so schämen, wenn Kunden in die Firma kommen. Darüber hinaus hätten wir die Chance, neue zu akquirieren. So gehen die doch alle rückwärts wieder raus. Aber Herr Förster konnte schimpfen, wie er wollte.«
    »Und was hat seine Frau dazu gesagt?«
    »Nichts, Herr Dippold ist schließlich ihr Vater. Sie ist von Kindesbeinen an gewohnt, ihm zu gehorchen. Zumindest hat sie ihm nie widersprochen.«
    »Um noch einmal auf den Transport für das Museum zurückzukommen. Bei einem derart wichtigen Auftrag müssen Verträge hin und her geschickt worden sein, Versicherungspolicen und so weiter. Sind Ihnen im Vorfeld solche Schriftstücke in die Hände gefallen? Sie sagten doch, Sie kümmern sich um die Korrespondenz.«
    Giulietta Veccio schüttelte den Kopf. »Im Nachhinein habe ich mich auch gewundert, wie es Frau Förster geschafft hat, dass niemand etwas davon erfuhr. Schließlich wussten nicht einmal Herr Dippold und Herr Förster Bescheid.«
    »Wieso?«
    »Na, ich war doch dabei, als sie Herrn Förster am Mittwochnachmittag sagte, sie habe am Donnerstag einen ganz speziellen Auftrag für ihn.«
    Hackenholt sah der Auszubildenden mit gerunzelter Stirn hinterher, als sie aus dem Zimmer ging. Ihre Aussage wollte so gar nicht ins Bild passen, das er sich bislang von der Firma gemacht hatte. Außerdem wurde er den Eindruck nicht los, dass die junge Frau Sascha Förster ziemlich angehimmelt hatte. Er wurde in seinen Grübeleien jedoch durch das Eintreten des nächsten Mitarbeiters unterbrochen.
    Fred Mayer war Anfang sechzig und, wie er behauptete, der Dienstälteste. Zusammen mit Herrn Dippold hatte er die Firma aufgebaut. Das hieß: Der Chef gründete sie, Mayer und vier andere Fahrer führten die Transporte aus. Mittlerweile war er neben Sascha Förster der einzige Angestellte mit einem Lkw-Führerschein. Alle anderen verließen nach und nach das Unternehmen, und die Jungen, die wussten in seinen Augen ja nicht einmal mehr, wie man ein Auto anständig behandelte.
    Allerdings kündigten die Kollegen von sich aus, sobald sie einen besseren Job fanden – was auch immer das heißen mochte, denn der Chef behandelte sie stets fair, zahlte pünktlich und bot üblicherweise großzügige Freizeitregelungen an, wenn man dafür auch mal anpackte, wenn es stressig wurde. Im Bösen war keiner der Mitarbeiter gegangen.
    Unter den Kunden gab es ebenfalls niemand, der einen Prass auf die Firma hatte. Ging mal etwas schief, entschuldigte man sich und machte die nächste Fahrt gegebenenfalls unentgeltlich. Probleme bereitete allenfalls das Finanzamt, wie ihm der Chef neulich bei einem Feierabendbier erzählt hatte. Hin und wieder natürlich auch der TÜV , wenn teure Reparaturen verlangt wurden, bevor eine der Rostlauben die neue Plakette erhielt. In letzter Zeit machte wohl auch der Schwiegersohn Schwierigkeiten, aber in Familienangelegenheiten mischte sich Fred Mayer generell nicht ein. Die gingen keinen etwas an.
    Der nächste Fahrer sah das ganz anders, aber vielleicht lag das daran, dass Lucky Omotoso aus Nigeria stammte und die Firma als seine Familie betrachtete.
    Er

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