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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Neuigkeit sofort an die Öffentlichkeit zu gehen und nach weiteren Zeugen zu suchen, die die Anhaltung beobachtet hatten. Doch dann entschied er, Baumann sollte zunächst sämtliche in Frage kommenden Dienststellen abklappern, um sicherzustellen, ob es nicht doch echte Einsatzkräfte waren, die ein ganz anderes Fahrzeug gestoppt und kontrolliert hatten.
    Kaum hatte Hackenholt der Kollegin Bescheid gegeben, klingelte sein Telefon. Es war Sophie.
    »Was hältst du davon, wenn ich später in die Metzgerei Kleinlein fahre und drei Portionsschäufele kaufe?«, fragte sie ohne Umschweife. »Ich finde, Theo sollte unbedingt unsere Spezialitäten probieren, solange er hier ist. Kannst du ihn fragen, ob er heute Abend zu uns zum Essen kommen mag?«
    »Sophie, du sollst dich schonen!«
    »Das tue ich doch. Aber ich kann nicht den ganzen Tag auf dem Sofa rumliegen. Außerdem geht es mir gut, alles ist in bester Ordnung. Wahrscheinlich hatte ich heute Nacht ein paar Übungswehen – die sind vollkommen harmlos.«
    »Trotzdem, wir müssen uns nicht jeden Tag um Theo kümmern. Heute kann er ruhig mal allein etwas unternehmen.«
    »Das ist aber nicht sonderlich nett von dir. Essen müssen wir beide auch. Es macht wirklich keine Arbeit, wenn er mitkommt.«
    »Also gut«, sagte Hackenholt mit einem Seufzen, »ich rede mit ihm. Wenn du in der nächsten Viertelstunde nichts mehr von mir hörst, bring ich ihn mit.«
    Hackenholt stand auf und ging in das winzige Vernehmungszimmer am Ende des Flurs, wo er Theo Winter fragte, ob er zum Abendessen Lust auf eine urfränkische Spezialität habe. Der Münchner sagte freudig zu, ohne nachzuhaken, was ein Schäufele sei.
    »Ist deine Frau Fremdenführerin? Das wollte ich sie gestern schon fragen, bin aber immer wieder davon abgekommen.«
    »Nein, Sophie ist Übersetzerin. Und nebenbei hat sie früher einen kleinen Partyservice betrieben.«
    »Wie kommt es, dass sie gestern diese irre Führung mit uns einfach so aus dem Ärmel schütteln konnte, wenn sie das nicht regelmäßig macht?«
    »Sophie übersetzt Bücher. Manchmal habe ich das Gefühl, dass so gut wie alle Nürnberger Bildbände über ihren Schreibtisch gehen. Außerdem ist sie sehr lokalpatriotisch – aber das hast du ja selbst gemerkt bei all den Seitenhieben auf die bösen Bayern, die sich das bedauernswerte Franken unter den Nagel gerissen haben.«
    »Kennt sie sich mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände genauso gut aus?«
    Hackenholt nickte.
    »Denkst du, sie hätte Lust, es mir zu zeigen?«
    »Natürlich. Wenn es nach Sophie geht, würde sie es sofort tun.«
    »Oh, ich meine nicht gleich heute – meine Füße müssen sich erst erholen. Morgen vielleicht?«
    »Schauen wir mal, ja? Für Sonntag haben wir eine Einladung, und Sophie sollte sich schonen und nicht immer so viel rumrennen, aber sie hat ihren eigenen Kopf. Am besten fragst du sie heute Abend selbst.«
    Als der Hauptkommissar endlich mit Wünnenberg bei der Firma Dippold-Transporte eintraf, warteten dort die Mitarbeiter schon auf sie. Als Erste befragten die Ermittler eine verheult aussehende junge Frau. Giulietta Veccio, süße vierundzwanzig Jahre jung, einen Meter sechzig groß, schwarze, zu einem Pferdeschwanz gebundene Haare, große rehbraune Augen. Sie machte in der Firma eine Ausbildung zur Speditionskauffrau. Von Hackenholt darauf angesprochen, dass sie deutlich älter sei als der durchschnittliche Azubi, erklärte sie ihm, sie habe bisher bei ihren Eltern gearbeitet. Aufgrund der Rezession stimmte ihr Vater jedoch zu, als sie ihn bat, sich für einen Ausbildungsplatz bewerben zu dürfen, um einen krisensicheren Job zu haben.
    »Das ist alles so schrecklich, ich weiß gar nicht, was jetzt werden soll«, schniefte sie.
    »Na, noch ist doch gar nicht entschieden, wie es mit der Firma weitergeht«, versuchte Hackenholt sie aufzumuntern. »Was sind denn Ihre Aufgaben hier?«
    »Zusammen mit Frau Förster kümmere ich mich um alles, was gerade anfällt. Das ist das Tolle an der Stelle. Ich erledige die Post, halte die Buchhaltung auf dem Laufenden, schreibe Angebote und Rechnungen, gehe ans Telefon, sage den Fahrern, wo sie was abholen sollen. Und manchmal durfte ich sogar Herrn Förster auf seinen Touren begleiten.« Mit einem Mal begann sie wieder zu schniefen. »Ich kann es gar nicht glauben, dass er tot ist. Und der arme Thorsten«, fügte sie nach einem Moment hinzu.
    »Wann haben Sie zum ersten Mal von dem Auftrag für das Museum gehört?«
    »Donnerstag.

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