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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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die Ecke. Dann bemerkte Hackenholt, dass das Formular auch nach dem Geburtsdatum fragte. Der Unbekannte war angeblich gerade fünfundzwanzig Jahre alt geworden.
    »Was ist dann am Samstag passiert?«, wandte sich der Hauptkommissar schließlich wieder an den Schmied.
    »Der junge Mann war ein bisschen spät dran, er hat wohl nicht auf Anhieb hergefunden. Es war kurz nach acht Uhr, als er endlich ankam. Zu der Zeit haben meine Frau und ich schon im Hof gewartet, weil wir loswollten. Ich habe ihm die Werkstatt gezeigt, mich noch einmal versichert, dass er mit allem zurechtkommt. Dann haben wir den Papierkram erledigt, und ich bin gegangen.«
    »War er allein?«
    »Ja.«
    »Hat er Ihnen gesagt, was er in Ihrer Werkstatt machen wollte?«
    »Ein Schwert für das Cave Gladium.« Als Thurn sah, dass Hackenholt dieser Begriff nichts sagte, erklärte er: »Das ist ein bekanntes Mittelalterfest in Furth im Wald. Es geht über ein ganzes Wochenende und hat nicht nur einen besonders großen Markt, sondern auch ein Lager, in dem die Menschen wie zu damaligen Zeiten leben. Außerdem werden dort Schaukämpfe und Schlachten veranstaltet. Viele unserer Kunden sind in der Szene zu Hause. Wir waren vor ein paar Jahren mal zum Schauschmieden dort, aber jetzt konzentrieren wir uns mehr auf die Märkte hier in der Umgebung.«
    »War der Kerl noch da, als Sie von dem Bulldogtreffen zurückgekehrt sind?«
    »Nein.« Der Schmied hielt kurz inne. »Das hatte ich aber auch nicht erwartet, weil wir erst sehr spät nach Hause kamen. Und ein einfaches Schaukampfschwert kann man in acht bis zehn Stunden anfertigen – zumindest, wenn man ein bisschen Ahnung und Routine hat. Ein prunkvolles, scharf ausgeschliffenes Schwert oder auch ein stumpfes, fein gearbeitetes Fechtschwert dauert allerdings ein Vielfaches länger. Da können dann durchaus mehrere Wochen Arbeit drinstecken. Das Einzige, was mich jetzt im Nachhinein stutzig macht, ist: In der Schmiede wurde nichts verändert. Die Werkzeuge lagen alle dort, wo sie gelegen haben, und es war alles sehr sauber. Ich war ziemlich erstaunt, dass er so ordentlich war. Aber offensichtlich hat er gar kein Schwert geschmiedet. Heute Morgen ist mir außerdem noch aufgefallen, dass er nur sehr wenig Kohle verbraucht hat. Zu wenig für ein Schwert.«
    »Könnte er in Ihrer Werkstatt einfach nur etwas eingeschmolzen haben?«
    Der Schmied stieß einen langen Seufzer aus. »Genau das frage ich mich auch. Wenn meine Frau erfährt, dass der Kerl den Reichsapfel in unserer Werkstatt zerstört hat, bringt sie ihn eigenhändig um, falls er ihr noch einmal über den Weg laufen sollte.«
    »Das heißt, Sie und Ihre Frau würden ihn wiedererkennen?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann müssen wir Sie bitten, zu uns nach Nürnberg ins Polizeipräsidium zu kommen und sich ein paar Lichtbilder anzusehen. Unter Umständen müssten wir auch einen Spezialisten hinzuziehen, der mit Ihnen ein Phantombild erstellt.«
    Der Schmied nickte. »Meine Frau wird begeistert sein, sie zeichnet nämlich selbst sehr viel.«
    »Eine letzte Frage: Haben Sie das Auto von dem Kerl gesehen?«
    »Es war ein blauer Fiat Punto. Er stand gleich links neben der Einfahrt am Feldrand. Aber auf das Kennzeichen habe ich dummerweise nicht geachtet.«
    Während Hackenholt und Wünnenberg mit dem Schmied sprachen, war Christine Mur mit ihrem Team eingetroffen. Den Werttransportbehälter hatte sie zwischenzeitlich auf Fingerabdrücke sowie DNA -Spuren untersucht. Daher sah die Spezialistin keinen Grund, warum Hackenholt ihn nicht mit nach Nürnberg nehmen sollte. Theoretisch bestand die Möglichkeit, dass sie es mit einer alten, ausgemusterten Box zu tun hatten. Sie mussten sich also vom Museum bestätigen lassen, dass es sich in der Tat um das metallene Behältnis handelte, in dem der Reichsapfel nach Wien zurückgebracht werden sollte.
    Auf dem ganzen Weg nach Nürnberg herrschte beklommenes Schweigen im Dienstwagen. Sowohl Hackenholt als auch Wünnenberg erinnerten sich an Stellfeldts Schilderung der Pressekonferenz, in der ein Journalist auf das gestohlene Ziborium zu sprechen kam, das aufgrund des hohen Goldpreises höchstwahrscheinlich eingeschmolzen worden war.
    Da Hackenholt von seinem Gehalt zwar ganz gut leben, aber keine Reichtümer anhäufen konnte, hatte er sich nie dafür interessiert, seine Ersparnisse in Gold anzulegen. Immerhin wusste er, dass das Edelmetall auf dem weltweiten Markt in Feinunzen gehandelt wurde und diese ungefähr einunddreißig

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