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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Gramm entsprachen. Aber wenn der Reichsapfel eingeschmolzen worden war, war er ja nun ein einfacher Goldklumpen ohne Prägung. Und kam es nicht auch auf die Reinheit an? Wie viel Karat mochte die Insignie gehabt haben?
    Dem Hauptkommissar entfuhr ein tiefer Seufzer, als er daran dachte, welcher Aufschrei durch die Öffentlichkeit gehen würde, wenn bekannt wurde, dass der Reichsapfel nicht mehr existierte. Bestimmt würde ein Politiker umgehend nach einer Untersuchungskommission rufen, die überprüfen musste, ob das Unglück nicht hätte verhindert werden können und die Polizei zu langsam gearbeitet hatte. Und in all dem Chaos müsste er versuchen, nicht nur denjenigen zu finden, der die Kostbarkeit zerstört hatte, sondern auch die Verbrecher, die Förster und Graef erschossen hatten.
    Hackenholt entfuhr ein weiterer Seufzer.
    In der Dienststelle wählte er sofort Norbert Becks Nummer. Zu seiner Verwunderung meldete sich jedoch nach dem zweiten Klingelzeichen die Pforte und teilte ihm mit, Norbert Beck habe auch für diese Woche eine Krankmeldung eingereicht. Daher wurde der Hauptkommissar zum Ausstellungsleiter durchgestellt.
    »Herr Dr. Drosthoff, ich muss Sie bitten, sofort zu uns ins Kommissariat zu kommen«, sagte Hackenholt, ohne sich lange mit Höflichkeiten aufzuhalten.
    »Wie stellen Sie sich das vor? Ich kann hier doch nicht einfach –«
    »Wir haben möglicherweise den Transportbehälter gefunden und benötigen eine Identifizierung«, fiel er ihm ins Wort. »Ich gehe davon aus, dass Sie in zehn Minuten da sind.«
    Schlussendlich dauerte es eine Viertelstunde, bis die Pforte die Ankunft des Kurators meldete, aber Hackenholt nutzte die Zwischenzeit, um die Personalien zu überprüfen, die der Kunde beim Schmied notiert hatte. Zu seiner großen Verwunderung war unter der angegebenen Adresse tatsächlich ein Viktor Kern gemeldet. Was noch verblüffender war: Sogar das Geburtsdatum stimmte überein. Mit dieser Erkenntnis trommelte er seine engsten Kollegen im Besprechungszimmer zusammen und teilte ihnen in groben Zügen die unfassbare Neuigkeit mit.
    »Sobald wir eine positive Identifizierung der Box durch Dr. Drosthoff haben, alarmieren wir das Unterstützungskommando und fahren nach Schnaittach, wo der junge Mann wohnt. Sollte er tatsächlich derjenige sein, der den Reichsapfel eingeschmolzen hat –«
    »Das ist unmöglich«, unterbrach ihn Dr. Drosthoff, den eine Schreibkraft in dem Augenblick ins Zimmer geführt und der nur den letzten Satz gehört hatte.
    »Falls er eingeschmolzen wurde, hat ihn zumindest nicht der König von Swasiland mitgenommen«, meinte Stellfeldt trocken.
    »Warum sollte ihn der König von Swasiland haben?«, fragte Dr. Drosthoff irritiert.
    Hackenholt deutete auf den Tisch. »Ist das der Behälter, in dem der Reichsapfel zurück nach Wien gebracht werden sollte?«
    Der Ausstellungsleiter besah sich die Metallbox eingehend, dann nickte er. »Schauen Sie, hier steht die Transportnummer, die Herr Beck der Insignie zugeordnet hat. Allerdings fehlt die Luftkissenpolsterung, die das Exponat vor Beschädigungen schützen sollte. Außerdem wurde die Verplombung an den Schließen gewaltsam entfernt. Dadurch ist offenbar die Rauchsicherung explodiert.« Er deutete auf die roten Farbpartikel, die der Oberfläche anhafteten.
    Auf Hackenholts fragenden Blick erklärte er: »Sie müssen sich das wie einen Miniaturfeuerwerkskörper vorstellen: Wenn er hochgeht, verbreitet er ein rötliches Pulver. Das dient zur Abschreckung und färbt gleichzeitig den Täter für mehrere Tage ein.«
    »Es ist also kein Zweifel möglich?«
    »Nein! Nun sagen Sie schon, wo haben Sie den Behälter gefunden?«, fragte der Kurator ungeduldig.
    Hackenholt holte tief Luft. »In einer Kunstschmiede in der Nähe von Forchheim.«
    »Aber …« Dr. Drosthoff stockte. »Aber das ist absolut unmöglich!«, setzte er noch einmal an. »Der Reichsapfel kann nicht eingeschmolzen worden sein.«
    »Warum nicht? Denken Sie an den hohen Goldpreis. Vielleicht ist den Tätern durch die Berichterstattung in den Medien klar geworden, dass sie es niemals schaffen würden, eine Reichskleinodie an einen Hehler zu verkaufen. Und wahrscheinlich haben sie geahnt, dass es kein gutes Ende für sie nimmt, wenn sie versuchen, vom Museum Geld für die Rückgabe zu erpressen. Also haben sie die Edelsteine abgebrochen und den Rest eingeschmolzen. Ähnlich wie damals beim Ziborium.«
    Mit einem Mal wirkte Dr. Drosthoff am Boden zerstört. »Aber im

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