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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Gegensatz zum Ziborium ist der Reichsapfel nicht aus massivem Gold«, flüsterte er. Schweiß trat ihm auf die Stirn. »Die Kugel, die den Globus stilisiert, besteht aus einer Harzmasse und ist mit Goldblech umkleidet. Bei einer Gesamthöhe von nur einundzwanzig Zentimetern bleibt nicht viel übrig. Natürlich sind die Perlen, die die Spangen entlang des Äquators und das Kreuz besetzen, sehr wertvoll.« Er schluckte krampfhaft. »Ich wage gar nicht daran zu denken, was sie dem Saphir angetan haben, der im Schnittpunkt der beiden Kreuzbalken angebracht war. Er zeigt nämlich ein Monogramm, das denen der merowingischen Könige ähnelt. Jeder Kenner könnte es sofort zuordnen.« Plötzlich straffte er seine Schultern. »Die Diebe müssten die allergrößten Dilettanten sein, wenn sie versucht hätten, den Reichsapfel einzuschmelzen.«
    »Glauben Sie mir, man darf diese Räuber nicht für Kunstkenner halten.« Theo Winters Stimme klang hart. »Für die sind Kunstwerke Gegenstände wie alle anderen auch. Ich habe seinerzeit den Caravaggio gesehen, der aus dem Museum für westeuropäische und orientalische Kunst in Odessa gestohlen wurde und später in Berlin wieder aufgetaucht ist. Nicht nur, dass die Täter das Bild aus dem Rahmen schnitten, sie haben es auch geknickt, anstatt es zu rollen. Dadurch haben sich einige Malschichten erhoben, und es bekam Falten. Zum Glück stellte sich danach heraus, dass es eine Fälschung war, aber das wussten die Täter zum Zeitpunkt der Entwendung nicht.«
    »Es ist jetzt, wie es ist. Wir können nichts daran ändern«, unterbrach Hackenholt Winters Horrorschilderung. »Wenn Christine Mur in Hausen fertig ist, werden wir Genaueres erfahren. Ich glaube nicht, dass man einen Gegenstand einschmelzen kann, ohne Spuren zu hinterlassen. In der Zwischenzeit machen wir so weiter, wie wir es vorhin besprochen haben.«
    Und das bedeutete, dass Stellfeldt und Wünnenberg sich mit einer Gruppe des Unterstützungskommandos in Schnaittach trafen, während Hackenholt sich eine richterliche Anordnung holte, um bei den Providern eine Offenlegung der Handydaten zu erwirken, die am Samstagvormittag um kurz nach acht Uhr im Funkmasten eingeloggt gewesen waren, der die Signale im Umkreis der Schmiede empfing.
    Als Hackenholt die Daten erhielt, glaubte er zunächst an einen Scherz. Er hatte mit einer Handvoll Handys gerechnet – doch die Aufstellung umfasste knapp zweitausend Nummern. Erst als er der Datenflut mit Hilfe einer Karte auf den Grund ging, stellte er fest, dass die Schmiede selbst zwar mitten im Nirgendwo lag, sich allerdings sowohl die A73 als auch die B470 in nicht allzu großer Ferne befanden und offenbar von derselben Funkzelle abgedeckt wurden.
    Er saß noch über seine Listen gebeugt, als Wünnenberg und ein Kollege von der Streife schließlich Viktor Kern aus Schnaittach ins Kommissariat brachten. Hackenholt musterte den übergewichtigen Jüngling mit der hellen Haut und den dunkelblonden kurzen Haaren. Hatte der Schmied den Mann nicht als südländischen Typ beschrieben? Und trainiert wäre jetzt auch nicht gerade Hackenholts Wortwahl gewesen.
    »Der Junge arbeitet in einer Metzgerei am Ort. Das heißt, er muss mehr Kraft haben, als man ihm auf den ersten Blick zutraut. Schließlich schlachten sie die Viecher selbst – und so ein Schwein wiegt ganz schön was«, erklärte Wünnenberg Hackenholt im Nebenzimmer.
    »Woher weißt du das?«
    »Er war noch in der Arbeit, als wir ihn geholt haben.«
    »Hat er irgendetwas gesagt?«
    »Viel. Sehr viel sogar. Er hat uns erzählt, dass er sich nicht für Rollenspiele oder Mittelaltertreffen interessiert und dafür auch keinerlei Ausrüstung besitzt. In einer Schmiede war er kein einziges Mal, und von Hausen hat er noch nie gehört. Am Sonntagmorgen war er zu Hause. Die Mutter hat seine Angaben bestätigt; er wohnt bei seinen Eltern.«
    »Klingt nicht gerade so, als hätten wir den Fang des Jahrhunderts gemacht.«
    »Das denke ich auch. Deshalb haben wir uns darauf verständigt, dass er uns freiwillig unterstützt. Nachdem ich ihm den Sachverhalt erklärt habe, möchte er zur Aufklärung beitragen. Er sagt, er hat ein reines Gewissen.«
    Hackenholt sah auf die Uhr. Es war halb vier. »Geh mit ihm zum Erkennungsdienst und lass seine Fingerabdrücke einscannen. So bekommen wir am schnellsten Klarheit. Danach machst du eine Zeugenvernehmung und nimmst eine DNA -Probe, um ihn definitiv aus dem Täterkreis auszuschließen. Wenn der Schmied hier ist,

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