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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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seine Schuhe auszog.
    »Habe ich auf Facebook gelesen«, antwortete Sophie. »Da stand, ihr habt einen Viktor Kern aus Schnaittach festgenommen, weil er an dem Raubüberfall beteiligt war und anschließend den Reichsapfel eingeschmolzen hat. Aber –«
    »Wie bitte?« Hackenholt, der gerade ins Bad gehen wollte, fuhr herum. »Das darf doch wohl nicht wahr sein! Wie kommen die dazu, so einen Blödsinn zu verbreiten?«
    »Im Radio wurde auch gesagt, dass es eine Festnahme gegeben hat. Es hieß aber, die Pressestelle lehnte es aus ermittlungstaktischen Gründen ab, Details bekanntzugeben. Es wurde auf eine Pressekonferenz morgen Vormittag verwiesen. Deshalb habe ich heute gar nicht so früh mit dir gerechnet. Magst du etwas essen?«
    »Ich glaube, der Appetit ist mir gerade vergangen. Zeig mir mal lieber, wo du das gelesen hast«, nuschelte Hackenholt missmutig.
    Nachdem er mit eigenen Augen die Falschmeldungen gelesen hatte, die durchs Internet geisterten, griff er zum Telefonhörer und wählte die Nummer der Einsatzzentrale. Der die Nachtschicht führende Dienstgruppenleiter war froh über den Anruf, denn er musste bereits die Kollegen von der PI Lauf nach Schnaittach schicken. Mittlerweile machte nicht nur ein Pulk Journalisten der Familie Kern das Leben schwer, auch eine pöbelnde Menschenmenge rottete sich zusammen.
    Aus lauter Wut wäre Hackenholt am liebsten selbst nach Schnaittach gefahren, um den Medienvertretern gehörig die Meinung zu sagen. Manchen schien nicht im Geringsten bewusst zu sein, was sie mit ihrer gewissenlosen Berichterstattung anrichteten. Solange sie keinerlei Belege für ihre Behauptungen vorweisen konnten und lediglich den Polizeifunk abhörten, war absehbar, dass eine Falschanschuldigung nach der anderen produziert wurde. Aber Hackenholt wusste, dass die Polizeibeamten sowieso wieder die Dummen sein würden, weil sie nicht früh genug Details weitergaben, weil sie nicht beherzt genug eingriffen, weil sie nicht verhinderten, weil sie nicht diskret genug vorgingen, weil, weil, weil …
    Warum ein Ermittler diese oder jene Entscheidung in genau dem Moment traf, interessierte hinterher sowieso niemanden mehr – denn dann hatten die Klugscheißer an ihren Schreibtischen schon längst übernommen. Die, die nicht in Sekundenbruchteilen vor Ort entscheiden mussten, wie man sich am besten verhielt.
    Mit dem Dienstgruppenleiter vereinbarte Hackenholt daher, die Familie Kern diskret in Sicherheit zu bringen. Und am nächsten Vormittag wollte er dafür sorgen, dass auf der Pressekonferenz jedem der Anwesenden eins klargemacht wurde: Der junge Metzger hatte nichts mit dem Reichsapfel zu tun.
    »Mann, Mann, Mann, da haben wir seit drei Tagen den ersten Abend, an dem wir mal wieder allein sind, und was passiert? Anstelle von Theo sitzt dein ganzer Fall bei uns im Wohnzimmer«, seufzte Sophie. »Dabei wollte ich dir doch Ronjas neuen Kinderwagen zeigen.«
    Als Hackenholt immer noch nicht angemessen reagierte, gab sie es auf. Dann würde sie ihm das Schnäppchen, das sie heute gemacht hatte, eben erst am nächsten Abend vorführen.

Dienstag
    Die Lagebesprechung am Morgen fiel nach den sich überstürzenden Ereignissen des vergangenen Tages und der damit auch unter den Beamten eingeschränkten Kommunikation sehr ausführlich aus.
    Natürlich war der erste Schwerpunkt die Frage, was mit dem Reichsapfel geschehen war. Wie Christine Mur darlegte, brachte sie der Werttransportbehälter keinen Millimeter weiter: Sein Äußeres war abgewischt worden, nachdem er in der Werkstatt abgestellt worden war. Es befanden sich nur die Abdrücke des Schmieds und seiner Frau daran. Im Inneren hatte Mur immerhin noch einen Teilabdruck gesichert, den sie Norbert Beck zuordnen konnte. Außer der Transportbox hatte sie in der Schmiede keinerlei Anhaltspunkte für die Annahme entdeckt, dass der Reichsapfel dort eingeschmolzen wurde. Um genau zu sein, gab es nicht einmal einen Beleg dafür, dass die Insignie selbst jemals in der Schmiede gewesen war.
    Anschließend folgten alle gespannt den Erläuterungen Theo Winters, der sich bemüht hatte aufzuklären, was der König von Swasiland in Mittelfranken zu tun gehabt hatte. Es kostete den LKA -Beamten einige Anstrengungen herauszufinden, dass sich der Afrikaner mit einem fränkischen Braumeister traf. Nach dessen Angaben interessierte sich der Monarch für eine Kooperation – da die Zusammenarbeit mit Coca-Cola so hervorragend funktionierte, wollte er gern eine weitere

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