Hackenholt 06 - Reichskleinodien
noch einmal gründlich anschauen.«
»Gibt es eigentlich außer dem gefälschten Versicherungsschein noch irgendwelche weiteren Indizien?« Wünnenberg schenkte sich Kaffee nach.
»Ich halte diesen Punkt für sehr wichtig«, entgegnete Stellfeldt.
»Uns ist aber auch bekannt, wie schlecht die Firma dasteht. Die hätten sich keine teure Versicherungsprämie leisten können. Heinrich Dippold weiß ja nicht mal, wovon er die Gehälter bezahlen soll«, wandte Wünnenberg ein.
»Unterbreitest du uns da nicht gerade ein mögliches Motiv, warum Förster verzweifelt versucht haben könnte, an Geld zu kommen?«
»Aber nicht auf Kosten der Firma – denn für die ist es der Todesstoß.«
»Warum sollte Förster das so unrecht gewesen sein? Er hätte die Kohle gehabt und sein eigenes Unternehmen aufmachen können – ohne dass ihm der nörgelnde Schwiegervater ständig reinredet.« Stellfeldt schien Gefallen daran zu finden, den Advocatus Diaboli zu spielen.
»Und warum ist er dann jetzt tot?«
»Das ist die alles entscheidende Frage.«
»Wir wissen, dass die Liste, auf der die Transportfirmen samt Abholzeiten und Exponaten vermerkt waren, offen auf Dr. Drosthoffs Schreibtisch herumlag. Jeder kann darauf nachgesehen haben«, schlug Wünnenberg eine Alternative vor.
»Jetzt lass mal die Kirche im Dorf«, sagte Mur entschieden. »Wer hat denn Zugang zu Dr. Drosthoffs Büro? Mitarbeiter des Museums – und wenn man denen nicht trauen kann, wem denn dann?«
»Schwazze Schåf hasd hald ieberall«, seufzte Baumann. 43
»Und schlecht bezahlte Volontäre ebenfalls – nur dass sie dann manchmal Azubis heißen oder Praktikanten oder wie auch immer.« Stellfeldt bearbeitete immer noch seine Glatze.
»Das war ein gutes Stichwort! Christine, konntest du zwischen dem Überfall auf Felix Kurz und unserem hier einen Zusammenhang herstellen? Gibt es identische Spuren?«
Mur schüttelte den Kopf. »Nicht mal so viel wie eine Stofffaser. Eigentlich muss es sich um unterschiedliche Täter handeln. In Bad Bocklet war alles voller Fingerabdrücke – bei uns gab es nur einen einzigen auf der Patronenhülse. Außerdem hinterlässt jeder Mensch auf die eine oder andere Weise DNA -Spuren – lass es Schweißtropfen sein. Genau wie die Kollegen in Schweinfurt haben wir auch viele Spuren gesichert, aber es gibt keine einzige Übereinstimmung.«
In der anschließenden Pressekonferenz – vor der sich Hackenholt diesmal nicht drücken konnte, da die Chefs bevorzugt Termine bestritten, in denen sie Erfolge präsentieren konnten – legte der Hauptkommissar sehr deutlich dar, wie gefährlich es war, unbestätigte Gerüchte als vermeintliche Wahrheiten in die Welt hinauszuposaunen. So wurde Viktor Kern von der Polizei keines Verbrechens beschuldigt. Er war vielmehr ebenfalls ein Opfer der Räuber geworden, indem sie sich seiner Identität bedienten, um den Transportbehälter in der Schmiede abzulegen. Da der junge Mann aus freien Stücken mit der Polizei zusammenarbeitete, wollte man die gestrige mediale Hetze zu seiner und seiner Familie Lasten in einem gesonderten Verfahren untersuchen und gegebenenfalls eine Strafverfolgung in die Wege leiten.
Theo Winter referierte über die Beschaffenheit des Reichsapfels und die Sinnlosigkeit, ihn einzuschmelzen. In einem Nebensatz erwähnte er, das LKA prüfe die Möglichkeit, ob er eventuell außer Landes gebracht worden sein könnte.
Dr. Holm versicherte den Reportern, man verfolge die eingegangenen Hinweise derzeit mit höchster Priorität, aus ermittlungstaktischen Gründen dürfe er jedoch nichts Genaueres dazu preisgeben. Sobald es berichtenswerte Neuigkeiten gebe, werde man die Medien umgehend informieren.
Anders als sonst war Hackenholt nach diesem Zusammentreffen mit den Medienvertretern gut gelaunt. Zurück in seinem Büro, setzte er sich ans Telefon und rief Hauptkommissar Zögner in Schweinfurt an.
»Walter, faxt du mir bitte die Zeugenvernehmungen von dem Bauern und den Autofahrern, die beim Überfall auf Felix Kurz die drei Täter gesehen haben?«, bat Hackenholt.
»Natürlich. Gibt es bei euch etwas Neues?«
»Du hast es sicher schon in den Medien gehört: Der Behälter, in dem der Reichsapfel transportiert wurde, ist in einer Schmiede aufgetaucht. Ich würde die Angaben deiner Zeugen gerne mit denen vom Schmied vergleichen. Seine Frau hat uns ein Phantombild gezeichnet – leider ist es nicht sonderlich aufschlussreich. Wenn du willst, kann ich es dir trotzdem schicken.«
»Tu das
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