Hackenholt 06 - Reichskleinodien
Erst nachdem sie das gesagt hatte, bemerkte sie, dass Giulietta mithörte und schickte sie umgehend nach Hause.
Plötzlich senkte Frau Veccio den Kopf. »Ich muss Ihnen trotzdem was gestehen«, murmelte sie. »Ich habe Ihnen etwas verschwiegen. Sascha hat mir nämlich eine SMS geschickt, in der stand, dass seine Frau ihm für den nächsten Tag einen Transport nach Wien reingedrückt hat. Deswegen konnten wir uns am Donnerstagabend nicht wie sonst immer treffen.«
Hackenholt schüttelte den Kopf. »Das kann nicht stimmen. Wir haben mehrere Zeugenaussagen, die unabhängig voneinander bestätigen, dass der Auftrag ausschließlich auf Herrn Försters Betreiben zustande kam.«
Wütend zückte die junge Frau ihr Handy, tippte mit fliegenden Fingern darauf herum und hielt Hackenholt schließlich die Kurznachricht unter die Nase, die Sascha Förster ihr am Mittwochabend geschickt hatte.
Hallo mein Schatz, wir können uns morgen Abend leider nicht sehen. Madame hat mal wieder über meinen Kopf hinweg einen ganz, ganz wichtigen Transport ausgemacht – und zwar nach Wien!!! Demnächst schickt sie mich sicher noch in die Türkei, Hauptsache, ich bin lange weg … So ein Scheiß, muss das ausgerechnet an unserem Tag sein? Ich küsse dich, S.
Es gab noch weitere Kurznachrichten, die belegten, dass Förster zuvor offenbar nichts von dem Transport ahnte, da Giulietta und er sich mehrere Tage lang darüber ausließen, was sie am Donnerstagabend tun wollten.
Hackenholt blickte auf. »Es tut mir leid, ich muss Ihr Telefon einstweilen als Beweismittel sicherstellen und mit ins Präsidium nehmen.«
»Was? Aber … nein … das geht nicht. Das können Sie nicht machen. Sascha hat es mir geschenkt. Ich will es nicht hergeben.« Giulietta Veccio begann wieder zu schniefen.
»In ein paar Tagen werden Sie es wohlbehalten zurückbekommen«, versprach Hackenholt.
Missmutig sah Hackenholt den Stapel Telefonnotizen durch, der sich im Lauf des Tages während seiner Abwesenheit auf seinem Schreibtisch angesammelt hatte. Die einzige, die ihm für den Moment wichtig erschien, war Zögners Bitte um Rückruf.
»Was gibt es Neues, Walter?«, fragte Hackenholt, sobald er mit dem Kollegen verbunden worden war.
»Ich habe dir heute Morgen doch erzählt, dass möglicherweise Felix Kurz’ Fahrrad aufgetaucht ist.«
Hackenholt brummte zur Bestätigung.
»Eine Zivilstreife von der PI Bad Kissingen hat gestern Abend in der Nähe des Kurgartens in Bad Bocklet einen zwanzigjährigen Fahrradfahrer angehalten und kontrolliert. Er fiel ihr wegen seinem Rad auf: Es ist dasselbe Modell wie dasjenige, das aus Felix Kurz’ Transporter verschwunden ist.« Zögner machte eine kurze Pause. »Wie du weißt, konnten wir mit Hilfe der Tante die Fahrradrahmennummer ermitteln und in den Fahndungsaufruf schreiben. Die Kollegen haben sie verglichen: Es war Felix Kurz’ Rad.«
»Hat der Fahrer Angaben gemacht, woher er es hat?«
»Tja, ab da wird die Geschichte kurios: Er will es im Kurgarten gefunden haben. Die Beamten haben ihn mit zur Dienststelle genommen, seine Personalien überprüft, eine Anzeige geschrieben und ihn dann wieder laufen lassen. Ich habe erst heute Morgen davon erfahren und entschieden, der Sache nachzugehen. Die Kollegen haben nicht einmal Fingerabdrücke genommen. Also habe ich den Herrn herbestellt und ihn in die Mangel genommen. Zunächst hat er – genau wie gestern Abend – erzählt, er habe das Rad erst unmittelbar vor dem Aufgriff im Kurgarten gefunden. Dort soll es an einem Baum gelehnt haben. Das fand ich ziemlich unwahrscheinlich bei solch einem teuren Rad. Nach einigem Lamentieren hat er die Version dahingehend geändert, dass er es im Wald gefunden hat. Und zwar grob gesagt in dem Bereich, in dem du mit deiner Frau spazieren warst.«
»Hm-mh.« Hackenholt brummte erneut eine Zustimmung, um Zögner zu signalisieren, dass er ihm noch zuhörte.
»An dem Punkt haben wir ihn erkennungsdienstlich behandelt und eine DNA -Probe genommen. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass seine Fingerabdrücke mit denen übereinstimmen, die wir in Felix Kurz’ Transporter gefunden haben.«
»Glückwunsch! Was sagt er zu dem Tatvorwurf?«
»Nichts. Er verweigert die Aussage. Morgen früh um zehn ist die Haftvorführung. Mal schauen, ob er es sich bis dahin überlegt und dem Ermittlungsrichter etwas erzählt.«
»Was ist mit dem Phantombild der Schmiedin?«
Zögner lachte. »Die Frage ist jetzt aber nicht ernst gemeint, oder?«
»Es gibt
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