Hackenholt 06 - Reichskleinodien
nicht, dass der Reichsapfel geraubt wurde, um den Mord an Sascha Förster zu vertuschen.«
»Daher hat sie auch den Versicherungsschein gefälscht. Es sollte alles so aussehen, als ob sie von nichts wusste und der Transport allein Sascha Försters Idee war«, ergänzte Wünnenberg.
»Ich denke, es ist an der Zeit, Dr. Holm vom aktuellen Sachstand zu unterrichten, damit er den Ermittlungsrichter informieren kann«, wandte sich Stellfeldt an Hackenholt. »Wir brauchen ein paar Beschlüsse, die uns Sabine Försters Leben durchleuchten lassen. Eine Telekommunikationsüberwachung wäre beispielsweise nicht verkehrt. Wenn sie Komplizen hat, werden die sich früher oder später mit ihr in Verbindung setzen: mit einem Anruf oder einer SMS . Außerdem wäre es interessant zu sehen, mit wem sie in den letzten Wochen telefoniert hat. Soweit sich das noch zurückverfolgen lässt.«
»Und sobald wir eine Telekommunikationsüberwachung laufen haben, holen wir Frau Förster ins Kommissariat und konfrontieren sie mit dem Tatvorwurf«, schloss sich Theo Winter an. »Danach lassen wir sie wieder gehen und warten ab, was passiert. Wenn ihr es richtig macht, wird sie sich unter Druck gesetzt fühlen und mit ihren Komplizen Kontakt aufnehmen. Zur Sicherheit sollten wir sie auch noch observieren lassen.«
»Theo, wir sind in Franken! Wir verfügen nicht über dieselben Mittel wie das LKA – unser Budget ist begrenzt.«
»Na, na, im Geld schwimmen wir genauso wenig, nur weil wir in der Landeshauptstadt angesiedelt sind, aber so einen kleinen Sonderetat wird das Ministerium bestimmt springen lassen. Schließlich sollen wir den Reichsapfel schnellstmöglich wiederbeschaffen.«
Hackenholt konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: Manchmal nahm Winter seinen Job sehr pragmatisch wahr. Dann glitt sein Blick zur Wanduhr. Halb vier. Wenn er sich beeilte, würde er den Oberstaatsanwalt noch im Büro erreichen.
Mittwoch
»Frau Förster, Sie sind Beschuldigte in einem Strafverfahren. Ihnen wird Urkundenfälschung zur Last gelegt. Um genau zu sein: Sie werden beschuldigt, einen Versicherungsschein gefälscht zu haben, um dadurch die Vergabe eines Transports an die Firma Dippold-Transporte durch das Nürnberger Staatsmuseum zu erreichen. In dem Zusammenhang haben Sie auch mehrfach die Unterschrift Ihres Vaters Heinrich Dippold gefälscht. Derzeit prüfen wir, ob möglicherweise noch weitergehende Straftaten in Betracht kommen. Ihnen steht frei, sich zur Sache zu äußern. Sie dürfen jederzeit – auf eigene Kosten – einen Anwalt hinzuziehen, und Sie können Beweisanträge zu Ihrer Entlastung stellen. Haben Sie die Belehrung so weit verstanden?«
Sabine Förster nickte.
»Möchten Sie Angaben zur Sache machen?«
»Ich möchte meinen Anwalt bei dem Gespräch dabeihaben.«
»Wissen Sie seine Telefonnummer auswendig, oder soll ich Ihnen das Branchenbuch holen?«
Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und diktierte Hackenholt die Nummer. Dann reichte er ihr den Telefonhörer und verließ das Zimmer.
»Er wird in einer Viertelstunde hier sein«, berichtete Frau Förster, nachdem sie das Telefonat beendet und dem vor der Tür wartenden Hauptkommissar ein Zeichen gemacht hatte.
Sobald der Anwalt eingetroffen war, stellte Hackenholt zu seinem Erstaunen fest, dass dieser bereits umfassend informiert war. Offenbar hatte sich Frau Förster gestern nach ihrem Gespräch in der Firma mit ihm getroffen. Hackenholt legte das Blatt mit den Angaben zur Person beiseite, das sie in der Wartezeit ausgefüllt hatten, und konfrontierte Sabine Förster mit den Anschuldigungen.
»Frau Förster, wir haben Grund zu der Annahme, dass Sie uns bislang die Unwahrheit gesagt haben. Entgegen Ihren Behauptungen wusste Ihr Mann ganz offensichtlich nichts von dem Transport nach Wien.«
»Wie kommen Sie darauf? Das ist doch absurd!«
»Wir konnten eine Kurznachricht auf einem Handy sichern, die Ihr Mann an eine dritte Person geschickt hat. Darin teilt er mit, er müsse ein zu einem früheren Zeitpunkt vereinbartes Treffen absagen, weil er unmittelbar zuvor von dem Transport nach Wien erfahren hat, den Sie vereinbart haben.«
Sabine Försters Augen verengten sich zu Schlitzen. »Und diese SMS hat Ihnen natürlich unsere Azubine gezeigt.«
»Der Empfänger der Kurznachricht ist völlig irrelevant.«
»Nein, ist er nicht. Wie ich Ihnen gestern bereits gesagt habe: Wir haben Frau Veccio am Montag gekündigt. Und jetzt versucht sie, uns bei Ihnen anzuschwärzen. Sie wissen
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