Hackenholt 06 - Reichskleinodien
also keine Ähnlichkeit?«
»Absolut keine. Du kannst dir die Fotos, die unser Erkennungsdienst gemacht hat, selbst anschauen, sie wurden zu den Personendaten gestellt.«
»Wie heißt der Beschuldigte?«
»Finn Schöller, wohnhaft in Bad Bocklet.«
»Sobald du die DNA -Ergebnisse hast, lass sie mich bitte wissen, ja?«
»Natürlich, ich halte dich auf dem Laufenden.«
Nachdem Hackenholt aufgelegt hatte, ging er zu seinen Kollegen ins Besprechungszimmer.
»Die Schweinfurter haben einen Tatverdächtigen festgenommen«, verkündete er, woraufhin die bislang geführten Gespräche schlagartig verstummten. Rasch berichtete er von dem Gespräch mit Zögner und anschließend, was sie bei Sabine Förster und Giulietta Veccio in Erfahrung gebracht hatten.
»So allmählich scheint sich eine Richtung herauszukristallisieren, in die uns die Ermittlungen führen«, murmelte Stellfeldt.
Winter nickte zustimmend. »Wenn sich jetzt noch die Komplizen von Frau Förster melden und versuchen, den Reichsapfel zu Geld zu machen, haben wir den Fall gelöst. Und das in weniger als einer Woche. Der Herr Ministerpräsident wird hocherfreut sein.«
»Theo, jetzt lass mal die Kirche im Dorf! Das Einzige, was sich im Augenblick abzuzeichnen scheint, ist, dass der Schweinfurter Überfall nichts mit unserem zu tun hat«, bremste Mur.
»Des is ned gsachd! Wårum sollnern der Moo, den däi Schweinfurder fesdgnummer homm, nix mid unsern Fall zern dou hom?« 47
»Weil es dafür keinerlei Beweise gibt. Das hast du doch gerade gehört.«
»Iech hobbb gheerd, dass der Finn Schöller nix zur Sach gsachd hodd. Un iech hobb gheerd, dass sei DNA nunni ausgwerded worn is. Un iech hobb gheerd, dass bei dem Überfall in Schweinfurd drei un bei uns vier Däder am Werg gween sei solln.« 48
»Es spricht aber wirklich vieles dafür, dass Sabine Förster in der ganzen Sache mit drinhängt«, ergriff nun auch Wünnenberg Partei. »Erstens«, begann er an den Fingern abzuzählen, »hat sie unter ihrem Vater gelitten. Sie hat uns gegenüber selbst zugegeben, wie gerne sie die Firma von ihm übernommen hätte – aber er hat sich eisern an seinen Chefsessel geklammert und gegen jegliche Veränderung gesträubt, was die Firma an den Rand des Ruins getrieben hat. Zweitens wusste sie vom Verhältnis zwischen ihrem Ehemann und der Azubine.«
»Ja, und? Solls desweeng ihrn Moo umbrachd hom? Sie hoddnern doch gliebd – sonsd wärs ja wohl ned eifersüchdich gween. Wenn, nåcherd hedds wårscheins ehra däi glanne Idalieneri umbrachd!« 49
»Was ist mit dem Spruch: Wenn ich ihn nicht haben kann, soll ihn auch keine andere haben?«, konterte Wünnenberg.
»Ich denke«, schaltete sich Hackenholt in die Diskussion ein, »wir müssen das im Kontext sehen. Frau Förster las offenbar regelmäßig die Kurznachrichten, die ihr Mann seiner Geliebten geschrieben hat. Vielleicht hatten die beiden Pläne, zusammen wegzugehen.«
»Das sind Spekulationen. Die helfen uns nicht weiter, zumindest nicht, solange du keine entsprechende Kurznachricht präsentieren kannst«, beschied Mur. »Als Fakten stehen bislang im Raum: Sascha Förster hat beim Museum angerufen. Und: Die Briefe wurden von Herrn Dippold unterschrieben.«
Wünnenberg schüttelte den Kopf. »Die Unterschrift könnte sie gefälscht haben. Das wäre nicht einmal uns aufgefallen, weil wir bislang nur den Schriftverkehr mit dem Museum vorgelegt bekommen haben. Wir wissen gar nicht, wie Dippold tatsächlich unterschreibt.« Er nahm einen Schluck Kaffee. »Ihr dürft eins nicht vergessen: Sabine Förster war ständig in der Firma, Sascha dagegen immer in einem der Autos unterwegs. Wie hätte er die eingehende Post abfangen sollen? Für die Frau war es dagegen ein Kinderspiel: Sie musste sie nur schnell an sich nehmen, bevor die Veccio sie öffnen konnte.«
»Anderschdrum wissmer doch, dass däi Förschderi ern Überfall ned selber gmachd ham koo. Zum ann wårs zu dera Zeid in der Firma, zum andern häddns ihr Moo un der Dorsdn Graef alle zwaa erkennd. Also mous Komblizn ghadd hom. Wårum solldnern ned anner vo denner in Museum oogrufm ham.« 50
»Ihr plädiert also auf ein Mordkomplott?«, fragte Hackenholt.
»Wenn sie wirklich die Drahtzieherin ist, hat sie es ungemein geschickt angestellt«, erklärte Stellfeldt. »Alle Welt schaut auf die gestohlene Insignie – die zwei getöteten Männer sind bloßes Beiwerk. Auf den ersten Blick geht jeder davon aus, dass sie infolge des Raubes erschossen wurden – und
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