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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Augen in den Schredder gestopft hat, ohne es zuvor gelesen zu haben, ist mir der Kragen geplatzt.« Hackenholt dachte zurück, dann zuckte er mit den Schultern. »Es ist, wie es ist. Ich bin froh über das, was ich mache. So habe ich wenigstens keinen reinen Schreibtischjob.«
    »Aber der Freistaat vergeudet damit seine Ressourcen. Es gibt Fähige und weniger Fähige im höheren Dienst. Manchmal denke ich, je älter ich werde, desto mehr Kollegen gehören letzterer Fraktion an. Die jungen Führungsbeamten werden so lange gedrillt, bis sie ihren Vorgesetzten blind hinterherhecheln.«
    »In dem Punkt sind wir uns also einig.« Hackenholt lachte. »Ich wäre nicht glücklich geworden. Ich war schon immer ein Querdenker, der nicht Gehorsam und bedingungsloses Jasagen, sondern Logik und Sinnhaftigkeit in den Vordergrund gerückt hat.«
    »Wie bist du bei den Voraussetzungen dann überhaupt zur Polizei gekommen?«
    »Es war der Wunsch meiner Großmutter.«
    Winter sah ihn verblüfft an.
    »Meine Eltern kamen bei einer Gasexplosion ums Leben, als ich vier Jahre alt war. Wir wohnten in einem Mietshaus mit sechs Parteien in Münster. Ein Nachbar aus dem Erdgeschoss hat die Hauptleitung manipuliert, um am Zähler vorbei Gas abzuzapfen. Ich war in meinem Kinderzimmer. Aber wie durch ein Wunder wurde ich nur verschüttet und nicht wie meine Eltern von einem Stahlträger erschlagen. Meine Großmutter hat mich aus den Trümmern gezogen. Ich bin bei ihr aufgewachsen.«
    »Kannst du dich noch an die Nacht erinnern?«
    »Nein, ich war bewusstlos, als sie mich fand, und kam erst wieder im Krankenhaus zu mir.«
    »Lebt deine Großmutter noch?«
    »Sie ist zwei Jahre, nachdem ich zur Polizei gegangen bin, an einem Schlaganfall gestorben. Sie war nicht verheiratet. Die Eltern meines Vaters leben auch nicht mehr.« Bevor Winter etwas dazu sagen konnte, fragte Hackenholt: »Und du? Wie bist du zu unserem Verein gekommen?«
    »Mein Traum war, an die Kunsthochschule zu gehen.« Gedankenverloren zwirbelte Winter seinen Bart. »Aber mein Vater war Polizeidirektor in München. Es hat ihn nicht sonderlich interessiert, was ich machen wollte. Ich hatte einfach zu gehorchen.«

Donnerstag
    Der markerschütternde Pfiff einer Trillerpfeife durchbohrte sekundenlang Hackenholts Trommelfell. Von allen Seiten stürmten schwerbewaffnete Einsatzbeamte aus ihren Verstecken im Tresorraum. Nur wenige Sekundenbruchteile früher hatte der verdeckte Ermittler seine Mütze vom Kopf gestreift und damit das Zeichen zum Zugriff gegeben. Hackenholt hoffte inständig, dass nun, im Gegensatz zum ersten Treffen, alles glattging.
    Am Morgen war wenig nach Plan gelaufen: Der Hehler konnte den Reichsapfel nicht vorweisen. Dem verdeckten Ermittler gegenüber behauptete er, er wolle sich seinen Verhandlungspartner erst einmal anschauen und wissen, ob er zuverlässig und vor allem vertrauenswürdig war.
    Der vermeintliche Händler setzte ihn daraufhin ziemlich unfreundlich darüber in Kenntnis, dass er seine Zeit nicht gestohlen habe und Spielchen genauso wenig mochte, weshalb er den Deal platzen lassen würde, sollte der Hehler nicht bald mit einer Probe seiner Ware herausrücken. Ohne die Ware gesehen zu haben, würde er ihm kein Angebot unterbreiten.
    Hackenholt traute sich während des ganzen Gesprächs, das er zusammen mit Winter und dem SEK -Einsatzleiter vor einem Überwachungsbildschirm in einem angrenzenden Büro verfolgte, kaum zu atmen. Er war sich nicht sicher, ob der verdeckte Ermittler nicht zu schroff mit dem Hehler umsprang, und dieser daraufhin einen Rückzieher machen würde.
    Doch Winter winkte ab und behauptete, das sei einer der Punkte, an dem sich die Spreu vom Weizen trenne: Der Hehler sei ein kleiner Fisch und habe keine Ahnung vom großen Geschäft, sonst würde der verdeckte Ermittler ihn ganz anders behandeln – da könne der andere noch so oft beteuern, dass er im Besitz eines echten Goldschatzes des Heiligen Römischen Reichs sei.
    Nach dem Treffen beobachteten die Observationsbeamten den Hehler, als er zu einem weiteren Mann in einen roten Renault stieg. Sie verfolgten das Fahrzeug zum Flughafen, wo die beiden Männer einen Koffertrolley aus einem Schließfach holten und damit auf direktem Weg zurück in die Bank fuhren. Dort gingen sie mit einer Mitarbeiterin in den Tresorraum und ließen sich zur Überraschung der Ermittler zwei Schließfächer öffnen. Was sie in die daraus entnommenen Kassetten legten, konnten die Beamten jedoch nicht

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