Hackschnitzel
großen Stadt alle den Rücken gekehrt, aber ermittlungstechnisch gesehen ist der Erfolg unserer Tour doch sehr bescheiden.«
Lindt nickte: »Die tragische Geschichte von Marie, die uns ihr Vater gestern hier berichtet hat, fiel jedem der vier ein, als wir das Stichwort ›Konrad Fink‹ gaben. Doch sonst hatte der sich wohl nicht sehr im Gedächtnis seiner Kollegen vom Amt eingeprägt.«
»Sie betrachteten ihn gar nicht mehr als einen der ihren. Eher als Abtrünnigen, als Aussteiger, dem sein sicherer, ruhiger Bürojob nicht gut genug war.«
»Ja, Paul, aber trotzdem erstaunlich, dass er diesen Absprung gewagt hat, denn wir haben eigentlich gar nichts Typisches, nichts Besonderes über seine Person gehört. Eher alles so farblos und ohne Emotionen. Der Fink hat sich wohl nicht als starker Charakter verewigt – die vier Pensionäre vom Tiefbauamt sahen in ihm auch nach seinem Ausscheiden nur die pedantische, graue Buchhalter-Maus.«
»Na«, strahlte Jan Sternberg, »dann ist es ja gut, wenn wenigsten ich ein paar Schrittchen weitergekommen bin.«
Gespannt hörten ihm seine beiden älteren Kollegen zu.
»Es hat mich fast den ganzen Tag und mindestens zwanzig, nein eher dreißig Telefonate und Faxe gekostet, aber ich konnte tatsächlich die drei restlichen früheren Fink-Kollegen feststellen.«
»Die, die im Lauf der Zeit ebenfalls gekündigt haben?« Interessiert schielte Oskar Lindt auf den Monitor seines Mitarbeiters.
»Der hier war einfach rauszufinden.« Sternberg zeigte auf die oberste der Adressen. »Hat sich nach seinem Absprung aus dem Amt bei der ›Badischen Asphalt‹ hochgebuckelt und ist jetzt der dritthöchste in diesem Zweihundert-Mann-Betrieb.«
»Moment mal«, durchfuhr es Paul Wellmann. »Die ›Badische Asphalt‹, das sind doch die Straßenbau-Kolonnen mit ihren auffälligen gelb-roten Fahrzeugen.«
»Richtig Paul, gelb mit roter Schrift, die badischen Farben, fast wie bei der Tram, diese Fahrzeuge sind einem irgendwie bekannt aus dem Straßenbild«, erinnerte sich auch Lindt an die Firma.
»Das Mischwerk ist draußen im Hafengelände und meistens machen die Gruppen Instandhaltungsarbeiten im Straßennetz, Frostschäden ausbessern und so«, bestätigte Sternberg.
»Und die andern beiden?«
»Da hatte ich zwei harte Nüsse zu knacken, aber durch einen Kollegen vom Wirtschaftsdezernat habe ich den einen in Bruchsal und den andern in Landau wiedergefunden. Ebenfalls Karriere in mittelständischen Baufirmen, ganz wie es ihnen unser toter Fink vorgemacht hat.«
Lindt las laut von Sternbergs Bildschirm ab: »Abteilungsleiter Tiefbau bei der ›Oberhardt-Bau‹. Dieser Name ist auch nicht unbekannt«, kratzte er sich am Ohr.
»Und hier, Technischer Direktor bei der ›Seebold GmbH‹, Landau. Hmm, eine Firma in der Pfalz, was machen die denn?«
»Sehen Sie, Chef«, wies Sternberg auf eine Passage weiter unten in seinem Bericht. »Hauptsächlich Rohre verlegen, Gas- und Wasserleitungen zum Beispiel, aber auch Telefon- und Stromkabel pflügen die in die Landschaft.«
»Sagtest du vorhin Wirtschaftsdezernat, Jan?«, entsann sich Paul Wellmann. »Sind diese Herrschaften dort etwa aktenkundig?«
»Nein, nicht direkt«, druckste Sternberg herum. »Aber der Kollege, mit dem ich gesprochen habe, übrigens auch einer, der in diesem Sommer mit mir zusammen den Aufstiegslehrgang macht, der hört in dieser Branche sozusagen das Gras wachsen.«
»Wie, Gras? Das gehört aber eher in die Landwirtschaft und hier geht’s um Tiefbau«, flachste Wellmann.
»Er hat wohl einige Informanten, die ihm öfter mal was flüstern, aber bisher gab es noch keine Möglichkeit, dort jemanden festzunageln.«
Oskar Lindt nickte: »Sicherlich geht’s mal wieder um illegale Preisabsprachen. Wisst ihr nicht mehr, die Prozesse in der Zementbranche? Wie heißt es so schön: ›Du sollst dich nicht erwischen lassen‹! Aber vielleicht stellen es diese Firmen ja geschickter an.«
»Wieder eine Rundfahrt morgen?« Wellmann verdrehte die Augen bei dem Gedanken, auch noch diese drei ehemaligen Kollegen von Fink aufsuchen zu müssen.
»Also gut, Paul, wenn du so stöhnst, dann fährt Jan eben mit mir, aber um Hausbesuche kommen wir leider nicht rum. Irgendeiner wird uns doch noch Näheres über Conny Fink erzählen können. Oder glaubt ihr, der hat wirklich ein Schattendasein geführt?«
Diese Frage trieb den Hauptkommissar den ganzen Abend um. Beim Essen war er einsilbig. Er bemühte sich zwar, seiner Frau
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