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Hackschnitzel

Hackschnitzel

Titel: Hackschnitzel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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gegenüber nicht unhöflich zu sein, doch als sie gegen halb acht zum monatlichen Kegeln mit ihren Kolleginnen aufbrach, war Oskar Lindt gar nicht unglücklich darüber, alleine zu sein.
    Er versuchte es mit einem gemütlichen Platz auf dem Sofa, aber keines der Fernsehprogramme, durch die er zappte, wollte ihm gefallen.
    Er griff nach einem Krimi seiner Frau, den er ihr kürzlich in einer der Buchhandlungen auf der Kaiserstraße gekauft hatte, doch nach drei Seiten klappte er das Buch wieder zu. Nicht einmal die drastische Schilderung, wie ein Scheusal von Ehemann mittels Stromschlag aus dem manipulierten Toaster ins Jenseits katapultiert wurde, vermochte ihn zu fesseln.
    ›Holzhäcksler reicht mir vorerst an Brutalität‹ sagte er zu sich selbst, stopfte seine größte Pfeife, hüllte sich in eine dicke Jacke und trat auf den Balkon. Erst spürte er die Kälte der Winternacht kaum, lehnte an die Brüstung und betrachtete versonnen den Nachthimmel, an dem sich erste Sterne zeigten.
    Über eine Stunde stand er so, trat ab und zu ein paar Schritte nach links, dann wieder nach rechts, betrachtete einige Hundebesitzer, die ihre abendlichen Runden drehten und schaute dann wieder zum Himmel, doch erst als seine Pfeife fast leer geraucht war, er einen etwas beißenden Geschmack auf der Zunge und die Kälte an seinen Beinen spürte, ging er wieder hinein in die Wärme.
    Seine innerliche Unruhe setzte sich im Schlaf fort. Ab und zu schlief er tiefer, doch die halbe Nacht wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Gegen vier Uhr wachte er fröstelnd auf, weil er seine Bettdecke wie ein großes Knäuel an das Fußende gewurstelt hatte.
    Lindt war hellwach. Keine Chance wieder einzuschlafen, das war ihm völlig klar. Leise stand er auf, um seine Frau nicht noch mehr zu stören und ging im Morgenmantel zum Briefkasten. Tatsächlich, die Zeitung war schon da.
    Am Küchentisch blätterte er sie durch, wie immer von hinten nach vorn, zuerst die Anzeigen mit dem schwarzen Rand, denn oftmals kannte er eine/n von denen, die hier letztmalig inserierten.
    Den Sportteil ließ er wie üblich unbeachtet und widmete sich den Lokalseiten, doch was ihn normalerweise interessierte, überflog er nur und wusste schon gleich nicht mehr, ob er es eigentlich gelesen hatte.
    Die Nachrichten aus aller Welt, den Wirtschaftsteil und die Landesmeldungen hatte er in zwei Minuten durchgeblättert. Kopfschüttelnd faltete er das Blatt zusammen.
    Nichts hatte Platz in seinem Kopf, nur der immer rätselhafter werdende Konrad Fink, den sein Chef Conny nannte und den die Hackmaschine in lauter kleine Stückchen zerfetzt hatte. Ein Mann ohne Bekannte, ohne Freunde – nirgends hatte er Spuren hinterlassen.
    ›Zumindest keine, die wir bis jetzt gefunden haben – aber das kommt noch‹, sprach sich Oskar Lindt mehr zweifelnd als daran glaubend etwas Mut zu und stieg in die Dusche, um die Wärme des Brausewassers zu genießen.
    Gegen sechs Uhr ging er zu Fuß ein paar Minuten bis zum nächsten Bäckerladen, kaufte zwei Brezeln und vier Milchbrötchen, deckte zu Hause den Frühstückstisch und weckte vorsichtig seine Frau.
    Noch ganz schläfrig sah sie ihn kopfschüttelnd an und meinte nur: »Es wird Zeit, dass ihr vorwärts kommt mit diesem Fall.«
    Selbst Staatsanwalt Conradi, der auch in der Waldstadt, nur ein paar Häuser von Lindt entfernt wohnte, schien ihm die durchkämpfte Nacht anzusehen. Mit seiner Terrierhündin an der Leine beim morgendlichen Gassigehen traf er den Kommissar, als der gerade in den Dienstwagen steigen wollte.
    »Gibt’s was Neues in Ihrem aktuellen Fall?«
    Lindt zuckte nur mit den Schultern: »Zäh, alles sehr zäh. Nichts als mühselige Kleinarbeit. Bisher haben wir noch niemanden gefunden, der den Fink richtig gekannt hat. Wir gehen jedem kleinsten Hinweis nach, befragen sogar frühere Kollegen von vor zwanzig Jahren – gestern hatten wir über zweihundert Kilometer – aber das Ergebnis ist gleich Null!«
    »Nicht aufgeben, Herr Lindt«, sprach ihm Conradi Mut zu, »das war doch immer Ihr Erfolgsrezept.«

7
    »Der hat gut reden«, meinte der Kommissar später zu seinem Mitarbeiter Jan Sternberg, als die beiden am späten Vormittag gemeinsam in Richtung Rheinhafen unterwegs waren.
    Ein stechender Geruch nach Bitumen lag über dem weitläufigen Firmengelände der ›Badischen Asphalt‹ und selbst in den geschlossenen Räumen des abseits stehenden Verwaltungsgebäudes meinten die beiden Kriminalbeamten noch etwas davon in

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