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Hackschnitzel

Hackschnitzel

Titel: Hackschnitzel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Porsche? Stehen Sie heimlich doch auf sportliche Zweisitzer? Ich dachte immer, bequeme Limousinen wären eher Ihr Fall.«
    »Nein, nein, nicht das Auto, Jan. Der Fahrer kam mir bekannt vor, aber ich weiß beim besten Willen nicht, wo ich den ...«
    Lindt grübelte noch weiter, kam aber nicht drauf und auf der Autobahn ließ ein gefährlich dicht vor ihm ausscherender französischer Gemüsetransporter seinen Adrenalinpegel so hochschnellen, dass er den Neun-Elfer schlagartig vergaß.
     
    »Seebold ist praktisch pleite«, war die kurze Auskunft, mit der Paul Wellmann seine beiden Kollegen bei ihrer Rückkehr begrüßte.
    »Haben wir uns doch fast gedacht, so, wie es da aussah«, meinte Jan Sternberg. »Weißt du auch was über die anderen Betriebe?«
    »Nur Langenbach in Ettlingen steht einigermaßen gut da. Aber selbst der macht keine großen Gewinne. Die anderen haben gerade so leidlich zu tun. Der Wettbewerb scheint momentan ziemlich hart zu sein.«
    »Okay«, meinte Oskar Lindt, »jetzt haben wir wenigstens einen Überblick, was derzeit in dieser Branche so geht. Immerhin war das für Konrad Fink ein wesentlicher Teil seines Lebens.«
    »Wenn wir auch sonst praktisch nichts von ihm wissen«, zuckte Jan Sternberg resigniert die Schultern.
    Wellmann hob die Augenbrauen: »Habe ich richtig verstanden? War das heute noch mal eine Sightseeing-Tour rund um Karlsruhe? Wieder mit Saumagen, Oskar?«
    »Nein, Paul, zweimal hintereinander ist es mir dann doch zu viel«, antwortete Lindt betont spitz auf die Stichelei des Kollegen, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in sein eigenes Büro.
    »Au, das hättest du wohl nicht sagen sollen. Jetzt ist unser Chef auch noch eingeschnappt.«
    »Ach was, Jan«, winkte Wellmann ab. »Oskar und ich, wir kennen uns schon über fünfundzwanzig Jahre, da darf ich mir das schon mal erlauben. Und dass er gutem Essen nicht widerstehen kann, hast du ja schon oft genug erlebt.«
    Tatsächlich dauerte es keine fünf Minuten und der Leiter der Karlsruher Mordkommission erschien wieder aus seinem Büro, einer Nebelgestalt gleich in eine dichte Wolke aus Pfeifenrauch gehüllt.
    Er stellte sich an eines der Fenster – draußen war es schon ziemlich dunkel geworden – lehnte an den Sims und begann, laut zu denken, ohne dabei die Pfeife aus dem Mund zu nehmen:
    »Konrad Fink – einst: kaufmännischer Direktor einer florierenden Baufirma – einst: wohlhabender Single mit Sportflitzer, schicker Wohnung, Designerklamotten und Ferienwohnung in Österreich – jetzt: Tot, gehackt, zerfetzt, geschreddert, zerhäckselt und auf einem Spielplatz in Einzelteilen wiedergefunden.« Lindt schloss die Augen und machte drei Sekunden Pause.
    »Was haben wir? Erstens: Wir wissen, dass wir fast nichts über ihn wissen!
    Beruflich: tolle Karriere, erfolgreiche Arbeit, akkurat, genau, vielleicht pedantisch, aber: alle zufrieden!
    Privat: stammt aus kleinen Verhältnissen, wird vor zwei Jahrzehnten von einer Situation überfordert, weil sie sein Leben umkrempeln könnte, flüchtet, Beziehung endet tragisch.
    Zweitens: Nicht nur wir, sondern auch andere wissen fast nichts von ihm! Die eigene Schwester – seine Nachbarn, heutige und frühere Arbeitskollegen – Fehlanzeige. Überall nur Achselzucken.«
    Der Kommissar hielt nochmals inne.
    »Drittens: Es ist unsere Aufgabe, Licht in dieses Dunkel zu bringen!«
    Betretenes Schweigen im Raum. Die berühmte Stecknadel wäre zu hören gewesen.
    Ein Außenstehender hätte Lindts Worte für eine Standpauke an unfähige Mitarbeiter halten können, Wellmann und Sternberg wussten aber, dass ihr Chef diese Predigt zuallererst für sich selbst gehalten hatte.
    Nicht vorwärts zu kommen lastete er sich in jedem Fall selbst an. Vorwürfe an seine beiden Kollegen kamen ihm niemals in den Sinn, denn er war sich sicher, dass alle immer ihr Bestes gaben.
    »Aber es reicht nicht, was wir geben, es langt nicht, was wir tun, einzig und alleine der Erfolg zählt! Das ist es, was man von uns erwartet!«
    Paul und Jan wussten nur zu gut, was jetzt kam. Die Situation, nicht zu wissen, wie es weitergehen sollte, machte Lindt immer mit sich selbst aus.
    So auch dieses Mal.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schnappte er sich seine Jacke und verschwand nach draußen, würzig duftende Schwaden von Tabakrauch hinter sich herziehend.
    Der kalte Nordostwind zwickte ihm in die Ohren, als er aus dem markanten Sandsteinbau des Polizeipräsidiums trat. Er schlug den Kragen seiner Jacke hoch und

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