Hackschnitzel
Unser Vorteil ist nur, dass der, der diese Platte im Moment hat, vermutlich nicht ahnt, dass wir die Daten auch haben. Das gibt uns noch einen satten Vorsprung.«
»Satt bin ich jetzt auch, Oskar«, stellte Paul Wellmann fest und wischte sich noch einen winzigen Speckkrümel aus dem Mundwinkel. »Zeit, dass wir uns wieder ans Werk machen. Vielleicht gibt es schon was Neues aus Österreich.« Er lachte: »Bei der nächsten Dienstreise wäre ich auch mal ganz gerne zum Skifahren mitgekommen.«
»Pech gehabt, Intensivstation statt Bergstation, die Fahrt geht nur ins Klinikum«, verkündete Oskar Lindt. Als die drei Kriminalisten gerade aus der Tür ihres Ristorante getreten waren, hatte sein Handy geklingelt. »Barbara Steinle wurde vor ein paar Stunden aus dem künstlichen Tiefschlaf geweckt. Es scheint ihr ganz ordentlich zu gehen und sie will unbedingt mit uns sprechen. Jan begleitet mich und du, Paul, kannst ja mittlerweile mal telefonisch mit den Vorarlberger Kollegen Kontakt aufnehmen.«
»Es tut mir wirklich sehr leid, was passiert ist.« Der Kommissar drückte der Intensiv-Patientin vorsichtig die Hand. Ein dicker weißer Verband bedeckte den Kopf und insbesondere die rechte Seite. So gut es mit der Infusionsleitung in ihrer Ellenbeuge ging, hob Barbara Steinle langsam und vorsichtig ihren Arm und tastete über die Binden. »Das Ohr ist wieder dran, haben sie gesagt. Sehen konnte ich es noch nicht. Eigentlich tut gar nichts weh, nur hier«, sie strich mit zwei Fingern über den Schläfenbereich, »hier oben spüre ich manchmal was.«
»Die Splitter«, nickte Oskar Lindt, »irgend jemand hat auf Sie geschossen. Es war wirklich haarscharf.«
Die Frau schloss die Augen. »Ich wollte Ihnen doch ...«
Sie stand sichtlich unter dem Einfluss der Narkotika, mit denen sie im Koma gehalten worden war. Die beiden Kripo-Beamten merkten an ihrer Sprache, wie schwer es ihr immer noch fiel, etwas zu sagen.
Lindt zog einen Stuhl heran und setzte sich dicht neben die Patientin. Der grüne Schutzkittel, den er übergestreift hatte, war zwar XXL, zwickte aber trotzdem unter seinen Armen.
»…etwas von der Tochter erzählen«, vervollständigte er ihren Satz. »Annamaria heißt sie und wird dieses Jahr elf, das wissen wir mittlerweile schon.«
Barbara Steinle riss erschreckt die Augen auf. »Wer? Wie? Ein Kind?«
»Ja, Konrad Finks Tochter. Sie wohnt mit ihrer Mutter in Österreich, in Bludenz.«
»Nein, nein!« Sie versuchte, den Kopf zu schütteln. »Von einem Mädchen weiß ich nichts.«
»Aber Sie sagten doch: ›Es gibt da eine Tochter‹.«
»Ja, eine Tochter-Firma!«
Lindt und Sternberg schauten sich überrascht an.
»Hauptsächlich wegen der ganzen Rechnungen.«
»Welche Rechnungen, was meinen Sie?«
Barbara Steinle machte schlagartig einen hellwachen Eindruck. »Eigentlich sind das alles Scheinrechnungen. Dafür wurde nie gearbeitet. Die musste ich alle schreiben. Jeden Monat bestimmt vier oder fünf. Nach direkter Anweisung von Fink oder vom Chef.«
»Und woher wussten Sie, dass ...?« Der Kommissar begann langsam zu verstehen.
»Ich wusste es nicht, aber nach Finks Tod kam ich zufällig mal mit einem unserer Bauleiter ins Gespräch. ›Na, sind Ihre Männer schon fertig im Gebirge oder müssen die jetzt dort Schneeschippen‹, habe ich ihn gefragt. Der hat mich vielleicht blöd angeschaut. Er wusste überhaupt nichts davon, dass eine Kolonne unserer Firma im Ausland gearbeitet hat. Dummerweise habe ich dann Langenbach persönlich darauf angesprochen.«
»Das hätten Sie wohl besser gelassen«, mutmaßte Lindt.
»Ich hab’s ihm gleich angesehen. Für einen kurzen Augenblick fuhr so ein komisches Flackern durch seine Augen, aber dann hat er mir ausführlich erklärt, dass alles seine Richtigkeit hätte. Im Sommer helfen unsere Bauarbeiter öfter mal in Österreich aus und dafür kommen im Winter die Gruppen der ›Montafon-Bau‹ hierher.«
»Was?« Der Kommissar fiel fast vom Stuhl. »Wie heißt die Firma?«
»Ja, ›Montafon-Bau GmbH‹. Eine hundertprozentige Tochter, hat mir Langenbach gesagt.«
»Da haben Sie doch die Vollbremsung hingelegt, Chef.« Jan Sternberg erinnerte sich schmerzhaft und rieb den blauen Fleck an seiner Stirn.
»Natürlich, die Fahrzeuge haben genau dieselbe Farbe, königsblau und auch die silberne Aufschrift. Deswegen bin ich ja stutzig geworden.«
»Sie waren dort?«
»Ja, wir hatten wegen Konrad Fink in Bludenz zu tun.«
»Langenbach hat mit Sicherheit
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