Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
Vom Netzwerk:
Bewegung wirkte beinahe roboterartig. Das gedämpfte Licht des Motels warf Schatten auf sein Gesicht, aber sein Haar, das sanft seine Wangen umspielte, leuchtete noch immer wie Gold. Seine Augenfarbe wechselte zwischen Silber und Eisblau.
    «Was soll ich spüren?», fragte er neugierig.
    Molly seufzte entnervt. Sie schien genug davon zu haben, Hinweise zu streuen. Langsam stand sie auf und stellte sich direkt vor ihn. Mit ihren meerjungfrauartigen Locken, den großen blauen Augen und der glatten Haut sah sie genauso verführerisch aus wie immer. Nur wenige Männer hätten die Willenskraft gehabt, ihr zu widerstehen.
    «Sie tun so, als ob Sie keine Gefühle hätten», sagte sie selbstbewusst. «Aber ich glaube, dass Sie viel mehr fühlen, als Sie zugeben. Ich glaube, dass Sie sich sogar verlieben könnten, wenn Sie es nur zuließen.»
    «Ich weiß nicht genau, was du mir damit sagen willst, Molly. Ich schätze das menschliche Leben», sagte Gabriel. «Ich möchte die Kinder meines Vaters verteidigen und beschützen. Aber die Liebe, von der du sprichst … Davon weiß ich nichts.»
    «Machen Sie sich doch nichts vor. Ich durchschaue Sie.»
    «Und was genau siehst du?» Gabriel hob eine Augenbraue. Hatte er eine Ahnung, wohin dieses Gespräch führte?
    «Ich sehe jemanden, der genau so ist wie ich», rief Molly. «Jemanden, der lieben möchte, aber zu viel Angst davor hat. Ich bedeute dir etwas, Gabriel – gib es zu!»
    «Ich habe nie abgestritten, dass du mir etwas bedeutest», sagte Gabriel sanft. «Es ist mir wichtig, dass es dir gutgeht.»
    «Es ist mehr als das», beharrte Molly. «Ich weiß es! Ich spüre, dass da zwischen uns etwas Großartiges ist, und ich weiß, dass du es auch spürst.»
    Gabriel beugte sich vor. «Hör mir gut zu», sagte er. «Du hast eine völlig falsche Vorstellung von mir. Ich bin nicht hier, um zu …»
    Bevor Gabriel aussprechen konnte, hatte sich Molly schon vorgebeugt und die Distanz zwischen ihnen überwunden. Sie legte die Arme um seine Hüfte und umschloss sein T-Shirt mit ihren Fingern. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und reckte sich zu ihm auf. Als sich ihre Lippen berührten, schloss sie für einen kurzen Moment, den Moment der höchsten Erregung, die Augen. Sie küsste ihn leidenschaftlich, begierig, wie berauscht. Sehnsuchtsvoll presste sie sich an ihn. Die Intensität des Ganzen ließ sie erzittern, während sich ihr Körper streckte, um ihm noch näher zu kommen. Das ganze Zimmer war von einer seltsamen Energie erfüllt, und für einen Moment dachte ich, dass zwischen ihnen etwas entfacht war, das die Wände des Motelzimmers zum Bersten bringen würde.
    Dann sah ich Gabriels Gesicht.
    Er hatte Molly zwar nicht von sich gestoßen, aber er erwiderte ihren Kuss auch nicht. Seine Arme hingen bewegungslos herunter, sein Mund war steif und weigerte sich, mit ihrem zu verschmelzen. Genauso gut hätte Molly eine Wachsfigur küssen können. Gabriel ließ sie einen Moment lang gewähren, bis er sich sanft aus ihrem Griff löste. Eine Sekunde lang kämpfte sie dagegen an, dann taumelte sie verblüfft zurück und sank auf das Bett.
    «Nein, Molly. Das geht nicht.»
    Mollys Liebeserklärung schien Gabriel lediglich traurig gemacht zu haben. Er sah Molly mit der gleichen Sorgenfalte an, die er für alle Probleme der Sterblichen übrig hatte. Genau so hatte er geschaut, als sie an der Tankstelle mit Earl gesprochen hatten oder als er die Kratzer an der Veranda der Abtei begutachtet hatte. Mit ernstem Blick in den klaren Augen suchte er nach einer Lösung für ein Problem, das ihm neu war. Schließlich dämmerte Molly, dass Gabriel nichts für sie empfand, und ich konnte ihr am Gesicht und an der gerunzelten Stirn ablesen, was sie dachte: Wie kann es sein, dass diese übermenschliche Anziehungskraft, die er auf mich hat, absolut einseitig ist? Das Blut schoss ihr ins Gesicht, und sie wand sich unter Gabriels durchdringendem Blick.
    «Soll ich mich wirklich so geirrt haben?», murmelte sie. «Das ist mir noch nie passiert.»
    «Es tut mir leid, Molly», sagte Gabriel. «Wenn ich je etwas gesagt oder getan habe, was dich ermutigt hat, dann entschuldige ich mich dafür.»
    «Empfinden Sie wirklich überhaupt nichts für mich?», fragte sie beinahe wütend. «Da muss doch irgendetwas sein!»
    «Ich habe keine menschlichen Gefühle», sagte Gabriel und fügte hinzu: «Genauso wenig wie Ivy.» Hoffte er, dass Molly sich besser fühlte, wenn sie wusste, dass es nicht an ihm

Weitere Kostenlose Bücher