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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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persönlich lag? Falls ja, hatte es nicht den gewünschten Effekt.
    «Hören Sie endlich auf so zu tun, als wären Sie ein Roboter», fauchte sie.
    «Wenn du mich so sehen willst …» Gabriel verstummte.
    «Will ich nicht», stieß Molly hervor. «Für mich sind Sie ein Mann, keine Zinnfigur ohne Herz.»
    «Ich habe ein Herz, aber es ist nichts als ein lebenswichtiges Organ, das Blut durch meinen Körper pumpt», erklärte Gabriel. «Die Liebe, von der du sprichst, kann ich nicht schenken. Diese Fähigkeit fehlt mir.»
    «Und was ist mit Beth?», fragte Molly. «Sie liebt Xavier, und sie ist eine von Ihnen.»
    «Bethany ist eine Ausnahme», gab Gabriel zu. «Eine seltene Ausnahme.»
    «Und warum Sie nicht?», drängte Molly.
    «Weil ich nicht so bin wie Bethany», sagte Gabriel bestimmt. «Ich bin weder jung noch unerfahren. Irgendetwas in Bethany erlaubt ihr, zu fühlen wie ein Mensch. Ist das eine Schwäche oder eine Stärke? Ich jedenfalls bin nicht so programmiert.» Die ständig zunehmende Spannung zwischen den beiden lenkte mich zu sehr von der Frage ab, ob ich jetzt beleidigt sein sollte.
    «Aber ich liebe Sie!», jammerte Molly.
    «Wenn du mich zu lieben glaubst, dann weißt du nicht, was Liebe ist», sagte Gabriel. «Wahre Liebe muss erwidert werden.»
    «Ich verstehe das einfach nicht», sagte Molly. «Bin ich Ihnen nicht sexy genug oder was?»
    «Jetzt bestätigst du genau, was ich meine», sagte Gabriel seufzend. «Der Körper ist nur ein Hilfsmittel. Wirklich tiefe Gefühle berühren die Seele.»
    «Also ist meine Seele unter Ihrem Niveau?»
    «Jetzt mach dich mal nicht lächerlich.»
    «Was ist bloß los mit Ihnen?», fragte Molly verzweifelt. «Warum wollen Sie mich nicht?»
    «Akzeptier bitte einfach, was ich sage.»
    «Sie wollen also sagen, dass ich anstellen kann, was ich will? Dass ich mich noch so bemühen kann – Sie werden nie etwas für mich empfinden?»
    «Du benimmst dich wie ein Kind, und das bist du auch.»
    «Sie finden mich also zu jung», sagte Molly verzweifelt. «Ich kann warten. Ich kann warten, bis Sie so weit sind. Ich werde alles tun, was Sie wollen.»
    «Stopp», sagte Gabriel. «Das Gespräch ist beendet. Du wirst von mir nicht die Antwort bekommen, die du hören willst.»
    «Warum nicht?» Molly wurde immer hysterischer. «Was ist so falsch an mir, dass Sie mich nicht einmal in Betracht ziehen?»
    «Geh jetzt», sagte Gabriel in einem plötzlich gleichgültigen Ton. Er versuchte nicht länger, sie zu trösten.
    «Nein», rief Molly. «Sagen Sie mir, was ich falsch gemacht habe.»
    «Du hast nichts falsch gemacht.» Gabriels Stimme bekam einen rauen Klang. «Es liegt an dem, was du bist.»
    «Was soll das denn heißen?», würgte Molly hervor.
    «Du bist ein Mensch.» Die Augen meines Bruders funkelten. «Es ist in deiner Natur, lustbetont, gierig, neidisch, hinterlistig und stolz zu sein. Dein ganzes Leben lang wirst du gegen diese Instinkte ankämpfen. Mein Vater hat euch den freien Willen geschenkt, hat euch auserwählt, über die Erde zu herrschen. Und jetzt sieh, was ihr daraus gemacht habt. Die Welt liegt in Trümmern, und ich bin nur aus diesem einen Grund hier: um Seinen Ruhm wiederherzustellen. Ein anderes Interesse habe ich nicht. Hältst du mich wirklich für so schwach, dass ich mich von einem rehäugigen Menschen verführen lasse, der fast noch ein Kind ist? Wir beide sind so verschieden, wie man nur sein kann. Ich kann allenfalls versuchen, dich zu verstehen, und du wirst mich niemals, nicht in tausend Jahren, auch nur im Entferntesten begreifen. Und aus diesem Grund sind deine Bemühungen sinnlos, Molly.»
    Gabriel sah ungerührt zu, wie Molly die Tränen kamen, sich mit ihrer Wimperntusche vermischten und die Wangen hinabliefen. Wütend wischte sie sie mit dem Handrücken weg.
    «Ich …» Sie stotterte vor lauter Schluckauf. «Ich hasse Sie.»
    Wie verletzlich sie wirkte! Wie gern hätte ich etwas für sie getan, ihr gezeigt, dass sie nicht allein war. Auch hätte ich meinem Bruder am liebsten einen Tritt vors Schienbein verpasst, weil er so dermaßen unsensibel war.
    «Gut für dich», sagte Gabriel distanziert. «Vielleicht ist Hass besser als Liebe.»
    «Ihnen ist das doch völlig egal», schluchzte Molly. «Ich bin Ihnen egal.»
    «Das ist nicht wahr», sagte Gabriel. «Wenn dein Leben bedroht ist, bin ich für dich da. Wenn du in Gefahr bist oder dir jemand weh tut, kannst du dich darauf verlassen, dass ich dich beschütze. Aber in

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