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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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zumindest ein bisschen wertschätzen.»
    «Hast du mir nicht schon genug geholfen?», sagte ich, nahm aber die Hand, die er mir entgegenstreckte.
    Langsam und gestützt von Jake, schaffte ich es, mich aus meinem Gefängnis zu befreien. Doch als ich auf den Füßen stand, konnte ich nur zwei Schritte gehen, bevor meine Knie nachgaben. Jake sah mich einen Moment an, reichte mir dann die Taschenlampe und hob mich auf seine Arme. Wie selbstverständlich durchschritt er mit mir die Katakomben, und obwohl ich überall Augen wie brennende Kohlen sah, die uns durch die Dunkelheit hindurch beobachteten, machte niemand den Versuch, uns aufzuhalten.
    Außerhalb der Kerker wartete Jakes Motorrad. Er ließ mich vorsichtig auf den Sitz hinab, bevor er selbst aufstieg und den Motor startete. Sekunden später war ich an seinen Rücken gepresst und sah das erdrückende Gefängnis hinter mir verschwinden.
    «Wohin fahren wir?», flüsterte ich. Die Umgebung kam mir nicht bekannt vor.
    «Ich habe so eine Ahnung, wodurch du dich besser fühlen könntest.»
    Jake fuhr, ohne anzuhalten, bis wir in eine tiefe Schlucht mit steil abfallenden Wänden kamen. Schwarzes Wasser schoss herab und floss in eine Art unterirdischen Kanal. Jake stieg leichtfüßig vom Motorrad und betrachtete mich mit wachsender Unruhe.
    «Hast du Schmerzen?»
    Ich nickte stumm. Es gab keinen Grund mehr, ihm irgendetwas zu verschweigen – er konnte es sowieso nicht mehr schlimmer machen. Jake schien geahnt zu haben, was mir bevorstand, er wusste hier unten einfach besser Bescheid.
    «Wie fühlen sich deine Flügel an?», fragte er weiter.
    Die Frage traf mich unvorbereitet, und ich wurde sofort rot, denn sie hatte etwas Anstößiges an sich. Die Flügel waren das, was mich ausmachte. Ich hatte mir große Mühe gegeben, sie vor den Menschen zu verstecken. Sie waren ein sehr intimes Teil von mir, und ich wusste nicht so recht, ob ich mit Jake Thorn, dem Prinzen von Hades, über ihre Befindlichkeiten sprechen wollte.
    «Ich habe nicht besonders auf sie geachtet», sagte ich ausweichend.
    «Dann tue es jetzt!»
    Schon spürte ich mit aller Intensität den pochenden Schmerz unter meinen Schulterblättern, der den ganzen Rücken hinunter ausstrahlte. Meine Flügel sehnten sich danach, endlich befreit zu werden. Es ärgerte mich, dass Jake das Thema aufgebracht hatte, schließlich hatte ich bewusst versucht, meine Flügel zu ignorieren, was hier in Hades sicher auch sinnvoll gewesen war.
    «Wir müssen etwas für sie tun», sagte Jake entschlossen. «Jedenfalls, wenn du noch Wert auf sie legst.»
    Es gefiel mir nicht, dass er wir sagte statt du . So erweckte er den Anschein, als wären wir ein Team, als hätten wir ein gemeinsames Problem, das wir zusammen lösen mussten. Ich sah ihn mit ausdruckslosem Blick an.
    «Ich glaube, ich muss dir mal was zeigen. Damit du verstehst, was ich dir sagen will.» Ehe ich wusste, wie mir geschah, hatte Jake schon seine Lederjacke ausgezogen und zu Boden geworfen. Er drehte mir den Rücken zu, zog sich das Hemd über den Kopf und stellte sich mit gesenktem Kopf vor mich hin, eine demütige Geste, die gar nicht zu ihm passte.
    «Was siehst du?», murmelte er. Ich ließ den Blick über seinen Rücken wandern. Er hatte schmale, aber kräftige Schultern und wirkte athletisch. Auch wenn er nicht wirklich muskulös war, war jede Sehne gespannt. Er wirkte schnell und gefährlich.
    «Nichts», sagte ich und wendete den Blick ab.
    «Schau genauer hin», drängte mich Jake und machte einen Schritt rückwärts auf mich zu, damit er näher vor mir stand, bis sein Rücken vor mir einen weißen Bogen bildete. Plötzlich fiel mir etwas ins Auge, das ich mit unverhohlener Neugier betrachtete. Die Haut an seinem Rücken war weich und unversehrt, abgesehen von zwei Reihen erbsengroßer Knötchen unter den Schulterblättern, die aussahen wie zusätzliche Wirbel. Die beiden Reihen waren nur ungefähr zwei Zentimeter voneinander entfernt und wirkten wie Narben von Wunden, die nicht richtig verheilt waren. Ich brauchte nicht zu fragen, was dort einmal gewesen war.
    «Was ist mit ihnen passiert?», fragte ich heiser. Langsam drang zu mir durch, welche Wahrheit er mir gerade offenbart hatte.
    «Sie sind mit der Zeit verkümmert und irgendwann abgefallen», sagte er offen.
    «Einfach nur, weil du sie nie benutzt hast?», fragte ich ungläubig.
    «Ja, auch, aber eher noch als eine Art Strafe», sagte er. «Egal, Fakt ist jedenfalls, dass ich auch einmal welche

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