Hades
zurückgeschlagen und war aufgestanden, als ich in der Tür das Geräusch einer Schlüsselkarte hörte. Für einen Moment verkrampfte ich mich – stand Ärger ins Haus? Doch es waren nur Hanna und Tuck, vermutlich die Einzigen, die über meine Rückkehr informiert waren. Hanna trug ein üppig beladenes Frühstückstablett, das sie beinahe fallen ließ, als sie freudig auf mich zulief.
«Ich bin so froh, Sie zu sehen», sagte sie und umarmte mich sanft. «Ich kann nicht glauben, dass Sie am Leben sind.» Ich sog ihren vertrauten Duft nach frisch gebackenem Brot auf.
Tuck, der immer noch stark humpelte, schlug mir freundschaftlich auf die Schulter. «Wir haben uns ganz schön Sorgen um dich gemacht», sagte er. «Was ist in der Arena geschehen?»
«Ich weiß es nicht genau», antwortete ich und nahm den Orangensaft an, den Hanna mir reichte. «Bewusst habe ich überhaupt nichts gemacht, das Feuer hat sich einfach um mich herum geteilt.»
«Wie bist du aus dem Verlies entkommen?»
«Jake hat mich gestern Abend befreit. Das gibt bestimmt noch Ärger.»
«Er hat die Anweisungen seines Vaters missachtet?» Hanna bekam große Augen. «Das ist noch nie vorgekommen.»
«Ja», sagte ich. «Ich hoffe, er weiß, was er tut.»
«Deine Kräfte und du, ihr seid im Moment DAS Thema», sagte Tuck. «Es gibt sogar das Gerücht, dass Opa Luzi selbst dich befreit hat, weil er einen Deal mit dir machen will.»
«Da müsste schon die Hölle zufrieren», flüsterte ich, konnte aber das leise Gefühl der Hoffnung, das in mir aufkeimte, nicht unterdrücken. Wenn Luzifer mir Konditionen anbieten würde, die akzeptabel waren, gäbe es vielleicht eine kleine Chance für mich, nicht wieder in das Gefängnis unter der Erde zurückkehren zu müssen. Andererseits – wenn Luzifer wütend war, weil Jake mich befreit hatte, steckte ich vermutlich in noch viel größeren Schwierigkeiten. «Ich brauche irgendetwas zum Anziehen», sagte ich mit einem Blick auf die schmutzigen Kleider am Boden. Ich trug noch immer den austernfarbenen Seidenschlafanzug, der zusammengefaltet auf meinem Bett gelegen hatte, als ich kam.
Ich durchwühlte meinen Schrank in der Hoffnung, irgendetwas Sauberes zu finden. Jake hatte zu den auffallenden Kleidern und Seidenblusen Jeans und ein Sweatshirt legen lassen. Hatte er endlich begriffen, wie wichtig es war, nicht aufzufallen? Ich hatte gerade das Sweatshirt übergezogen und meine Haare zu einem Zopf zusammengebunden, als es erneut an der Tür summte und Jake hereinplatzte – ohne anzuklopfen.
«Hat dir deine Mutter keine Manieren beigebracht?», fauchte ich. Ich hatte erwartet, ihn nach unserem gestrigen Ausflug angespannt zu sehen, aber er wirkte so sorglos, dass ich mich fragte, welchen Handel er heute Nacht noch abgeschlossen hatte.
«Hatte nie eine Mutter», antwortete Jake forsch. Dann gab er Hanna und Tuck ein herablassendes Zeichen. «Verschwindet.»
«Ich möchte, dass sie bleiben», protestierte ich.
Jake seufzte übertrieben laut. «Kommt in einer halben Stunde wieder», wies er sie in etwas freundlicherem Ton an, bevor er sich wieder mir zuwendete. «Also, wie geht es dir?»
«Viel besser», sagte ich wahrheitsgemäß.
«Also hatte ich recht», frohlockte Jake. «Die Lösung war offensichtlich.»
«Vermutlich», murmelte ich. «Und was geschieht jetzt als Nächstes? Muss ich mir Sorgen machen?»
«Entspann dich, ich arbeite dran. Mein Vater rühmt sich stets so sehr für seine soliden geschäftlichen Entscheidungen, da wird er es doch noch schaffen, dich als lohnende Investition zu sehen statt als Bürde. Und ich sage dir, er ist bereits am Grübeln.» Jake sah mich an, als erwartete er eine Antwort, aber ich schwieg. «Du kannst mir danken, wenn du so weit bist.»
«Auch wenn ich nicht wieder in dieses widerliche Loch zurückmuss, elend fühle ich mich trotzdem», erklärte ich.
«Man kann es auch übertreiben», sagte er flapsig.
«Das ist nicht übertrieben», sagte ich und ärgerte mich schon wieder über ihn. «Ich mag zwar keine Schmerzen mehr haben, aber deshalb ist dieser Ort trotzdem noch mein schlimmster Albtraum.»
Jake wirbelte herum. Seine dunklen Augen sprühten Feuer. «Wie soll das weitergehen, Bethany?», sagte er leise. «Nichts, was ich für dich tue, scheint gut genug zu sein. Mir gehen langsam die Ideen aus.»
«Was hast du denn erwartet?»
«Ein bisschen Dankbarkeit könnte jedenfalls nicht schaden»
«Wofür? Hast du wirklich geglaubt, dass es alles verändert,
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