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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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hatte. Und du kannst mir glauben, sie waren phantastisch.»
    Hörte ich da etwa leichtes Bedauern in seiner Stimme?
    «Warum erzählst du mir das?»
    «Weil ich nicht will, dass dir das Gleiche passiert.»
    «Aber was kann ich dagegen tun?», fragte ich. Tränen schossen mir in die Augen. «Ich bin immer eingesperrt. Es sei denn … Willst du mir sagen, dass ich hier fliegen darf?»
    «Nicht ganz», sagte Jake, noch bevor ich auf die Idee kommen konnte, mir Dinge vorzustellen, die einfach nur unglaublich klangen. «Ich stelle mir eher eine überwachte Aktion vor.»
    «Was soll das denn bedeuten?»
    «Ich lasse dich fliegen, aber unter zwei Bedingungen. Ich muss sichergehen, dass dir nichts passiert – und dass dich keiner sieht.»
    Auf einmal begriff ich, warum wir hier waren. Diese Schlucht war einfach perfekt für einen Flug.
    «Traust du mir nicht?»
    «Es ist keine Frage des Vertrauens. Du würdest nicht weit kommen, selbst wenn du versuchen würdest zu fliehen. Mir geht es mehr um die Dinge, denen du begegnen kannst, wenn du allein unterwegs bist.»
    «Und wie willst du meine Sicherheit garantieren?», fragte ich. «Du kannst schließlich nicht mitfliegen.»
    «Ich habe da so eine Idee», sagte Jake. «Sie wird dir vermutlich komisch vorkommen, aber sei einfach mal offen. Für dich ist es wirklich die einzige Möglichkeit, als Engel zu überleben.»
    «Und wie lautet deine Idee?», fragte ich neugierig. Als ob meine Flügel wüssten, dass wir über sie sprachen, drängten sie so sehr danach, sich aufzufalten, dass ich sie kaum im Zaum halten konnte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich nicht mehr dagegen ankam.
    «Eigentlich keine große Sache», sagte Jake achselzuckend. «Ich würde dich einfach nur gern mit einem Seil sichern.»
    «Du willst mich anleinen?», fragte ich geschockt.
    «Zu deinem eigenen Schutz», antwortete er beschwichtigend.
    «Das soll ja wohl ein Witz sein! Ich lass mich doch von dir nicht wie ein Haustier in der Luft herumscheuchen! Wie krank ist das denn? Nein, vielen Dank.»
    Ich klang sehr entschlossen, aber gleichzeitig spürte ich, wie meine Flügel nach Freiheit lechzten und sich gegen meinen Rücken stemmten. Der dumpfe Schmerz hinter meinen Schulterblättern wurde immer drängender.
    «Du lässt sie also lieber verkümmern? Viel Zeit hast du nicht mehr, bis sie zu bröckeln beginnen und wie Putz abplatzen. Bist du sicher, dass du das willst?», fragte Jake.
    «Warum bist du so wild darauf, mir zu helfen?»
    «Sagen wir, ich schütze meine Investition. Denk darüber nach, Beth. Du musst dich nicht sofort entscheiden, auch wenn es jetzt und hier ideal wäre.»
    «Ich bin nur einverstanden, wenn es keine Zuschauer gibt», sagte ich plötzlich verlegen.
    «Hier sind nur wir beide. Also keine Zuschauer. Ich möchte nicht, dass du deine Flügel verlierst, und du willst das auch nicht. Also für beide Seiten ein Gewinn, findest du nicht?»
    «Wenn ich es tue», sagte ich warnend, «dann nur, damit ich auch weiterhin meinen gottgegebenen Zweck erfüllen kann.»
    «Immer noch die alte Optimistin», sagte er lächelnd.
    «Das nennt man Glaube.»
    «Wie auch immer, ich finde, wir sollten alles tun, um dein engelhaftes Herzstück am Leben zu erhalten, oder nicht?»
    Jakes Angebot war Beleidigung und Versuchung zugleich. Wenn er recht hatte und ich Gefahr lief, einen wichtigen Teil meines Selbst zu verlieren, hatte ich keine Wahl. Meine Flügel waren eins der entscheidenden Dinge, die mich von ihm und seiner Art unterschieden. Sie waren ein wertvolles Geschenk meines Vaters. Was sollte ich ohne sie anfangen, wenn ich Hades entkommen konnte? Was würde Xavier denken, wenn ich zurückkam und mir ein so wichtiges Element fehlte?
    Ich wischte die Tränen fort, die mir die Wangen hinabliefen, und atmete tief durch.
    «Also gut», sagte ich. «Ich bin einverstanden.»
    Jake hob mein Kinn mit dem Daumen an und betrachtete mit seinen bizarren, aber wunderschönen Augen mein Gesicht. «Gute Entscheidung», sagte er und führte mich zu einem nahegelegenen Felsvorsprung. «Stell deinen rechten Fuß hier drauf», wies er mich an, bevor er den Inhalt einer kleinen geschnitzten Kiste auskippte, die er unter seinem Motorrad hervorgeholt hatte. Eine glitzernde Kette aus feinen Silbergliedern, an der ein paar Fesseln befestigt waren, fiel auf den Stein. Sie wirkten wie magische Objekte aus einer mystischen Welt. Ich hätte gern gefragt, wo er sie herhatte, hielt mich aber zurück. Jake wickelte sich

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