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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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sehr eifersüchtig auf ihn», sagte Hanna. «Er ist mit allem gesegnet, was sich ein Mensch wünschen kann – Schönheit, Stärke und Mut. Er hat keine Angst vor dem Tod und hat einen Bund mit den Engeln. Vor allem aber besitzt er etwas, was Jake mehr will als alles andere auf der Welt.»
    «Und was soll das sein?»
    «Der Schlüssel zu Ihrem Herzen. Daher stellt er für Jake eine ziemliche Bedrohung dar.»
    «Aber Hanna», sagte ich, «wenn Jake sich bedroht fühlt, bedeutet das, dass es Hoffnung gibt. Xavier wird kommen und uns holen.»
    «Nur Sie», korrigierte Hanna. «Aber er ist bloß ein Junge, auch wenn er noch so heldenhaft sein mag. Wie soll ein einziger Mensch gegen Jake und seine Armee aus Dämonen ankommen?»
    «Er kann es», sagte ich fest. «Denn er hat die Mächte des Himmels an seiner Seite. Und vergiss nicht: auch Christus war ein Mensch.»
    «Aber er war auch Gottes Sohn, und das ist ein Unterschied.»
    «Wenn er nicht vor allem Mensch gewesen wäre, hätten sie ihn nicht kreuzigen können», sagte ich. «Er war Fleisch und Blut, wie Xavier. Du bist schon zu lange hier, du unterschätzt die Kraft der Menschen. Sie sind die reinsten Naturgewalten.»
    «Bitte vergeben Sie mir, Miss, wenn ich nicht so viel Hoffnung habe wie Sie», sagte Hanna unterwürfig. «Aber ich möchte keine Träume erwecken, nur um sie wieder mit Füßen treten zu müssen. Verstehen Sie das?»
    «Ja, Hanna, das tue ich», sagte ich. «Und darum hoffe ich für uns beide zusammen, wenn du nichts dagegen hast.»
    Nachdem Hanna gegangen war, dachte ich noch lange über sie nach. Auch wenn ich es kaum erwarten konnte, mich nach Venus Cove zu begeben, musste ich zuerst den Kopf freibekommen. Das harte Leben der jungen Hanna ließ mich nicht los. Ich erkannte, wie wenig ich das Leid der Menschen eigentlich begriff. Alles, was ich über die dunkelsten Zeiten in der Geschichte der Menschheit wusste, waren Daten und Fakten. Was die Leute dort wirklich erlebt hatten, war etwas ganz anderes. Vermutlich konnte ich viel mehr von Hanna lernen, als mir klar war.
    Eins aber wusste ich sicher: Hanna hatte zwar einen Fehler gemacht, aber sie bereute ihn und schämte sich für ihre Taten. Wenn sie trotzdem zu einem ewigen Leben unter der Erde verdammt war, stimmte mit dem System irgendetwas nicht. Bei so etwas durfte der Himmel nicht einfach zusehen und es ungestraft lassen.
    Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr.
    Hanna irrte sich. Der Himmel würde Gerechtigkeit walten lassen. Ich musste bloß Geduld haben.

[zur Inhaltsübersicht]
    13
    Wenn man vom Teufel spricht
    Ich hatte keine Ahnung, wie spät es in Venus Cove war, konzentrierte mich aber auf Xaviers Zimmer mit seiner Sporttasche und den schiefen Bücherstapeln auf dem Boden. Dies war der Ort, nachdem ich mich im Moment am meisten sehnte. Die Vorstellung, in seinem Zimmer und von seinen Dingen umgeben zu sein, ließ mein Herz vor Sehnsucht Purzelbäume schlagen. Wo war Xavier jetzt gerade? War er glücklich oder traurig? Dachte er an mich? Eins nur wusste ich mit Sicherheit: Xavier besaß einen Anstand, der aus Sterblichen Helden machte. Noch nie hatte er seine Freunde im Stich gelassen, wenn sie ihn brauchten, und so würde er auch mich nicht fallenlassen.
    Ich fröstelte, und weil die Glut im Kamin am Erlöschen war, nahm ich die rote Decke vom Fußende des Bettes und wickelte sie um mich. Die Kerzen waren schon weit heruntergebrannt und zauberten seltsame längliche Schatten auf die Wände.
    Mein Beschluss, auf keinen Fall in Jakes stickigem Königreich dahinzusiechen, hatte mich ruhiger gemacht. Sobald ich spürte, dass mich der Schlaf übermannte, fokussierte ich meine ganze Energie darauf, eine Verbindung zu Xavier herzustellen. Und obwohl mein Körper bald schwerer wurde, verspürte ich eine unbeschreibliche Leichtigkeit. Zwar konnte ich den Moment, in dem Geist und Körper unterschiedliche Wege einschlugen, nicht exakt benennen, aber ich wusste, dass es geschah, als die Konturen des Hotelzimmers unscharf wurden und auf einmal eine der Deckenrosen aus Stuck direkt über mir schwebte. Jetzt musste ich mich nur noch treiben lassen.
    Während der Reise, einer Art summenden Schwingens, wanderte ich durch Ort und Zeit und über Wasser, bis ich schließlich mein Ziel erreichte. Ich stand mitten in Xaviers Zimmer. Von einer Landung konnte man dabei nicht wirklich sprechen, eher war ich unter der Tür hindurch hineingeweht worden. Xavier lag ausgestreckt in Bauchlage auf

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