Hades
blinzelte den Schlaf weg. Jake saß an meinem Bett und musterte mich. Er trug ein gutsitzendes Sakko zu einer engen Jeans und wirkte irgendwie zerzaust. Nach Hades zurückzukehren, war immer mit Enttäuschung verbunden, aber dass mein erster Blick Jake galt, machte es noch schlimmer. Mich aus dem Bett zu hieven und einem Tag entgegenzusehen, der so trostlos war wie der vergangene, ging über meine Kräfte. Ich beschloss, einfach unter der Decke zu bleiben, bis Hanna mich überreden würde aufzustehen. Jake aber ließ sich von meiner fehlenden Reaktion nicht abschrecken.
«Ich wusste nicht, dass du noch schläfst. Ich bin nur mal kurz vorbeigekommen, um dir ein Zeichen meiner Bewunderung zu überreichen.»
Ich stöhnte und drehte mich auf die andere Seite.
Jake ließ lässig eine langstielige Rose auf das Kissen fallen.
«Geht es noch klischeehafter?»
«Willst du mich beleidigen? So spricht man doch nicht mit seiner besseren Hälfte», sagte er mit gespielter Entrüstung.
«Du bist nicht meine bessere Hälfte. Wir sind Feinde, sonst nichts.»
Jake legte sich eine Hand aufs Herz. «Das schmerzt.»
«Was willst du eigentlich?», fragte ich wütend. Hatte ich dafür meinen Besuch abgebrochen?
«Oh, hat hier etwa jemand schlechte Laune?», fragte Jake.
«Warum wohl?» Wenn er absichtlich so begriffsstutzig tat, konnte ich mir den Sarkasmus nicht verkneifen.
Jake lachte leise und durchbohrte mich schier mit den Augen. Dann rutschte er schnell an mich heran, so schnell, dass ich die Bewegung kaum wahrnahm, bis er direkt über mich gebeugt war. Seine dunklen Haare fielen ihm über die Schulter. In dem dämmrigen Licht sah sein Gesicht wunderschön aus, seine Züge edel. Es überraschte mich, dass ich seine Schönheit registrierte, obwohl ich ihn doch mit aller Kraft hasste, die noch in meinem Körper verblieben war. Er öffnete seine blutleeren Lippen und atmete schwer. Als er seine schwarzen Augen über meinen Körper wandern ließ, erwartete ich ein anzügliches Lächeln, stattdessen aber runzelte er die Stirn.
«Du bist so traurig, das gefällt mir gar nicht», murmelte er. «Warum darf ich dich nicht glücklich machen?»
Ich sah ihn überrascht an. Nicht nur dass Jake meine Privatsphäre verletzte, wann immer er wollte, ich empfand es auch als immer unerträglicher, wie penetrant er uns beide als potenzielles Paar ansah. «Ich weiß, dass du bisher noch keine Gefühle für mich hast, aber das kriegen wir schon hin. Vielleicht hilft es, wenn wir gemeinsam den nächsten Schritt wagen …» Er ließ das Ende des Satzes bedeutungsvoll im Raum stehen. «Schließlich haben wir beide unsere Bedürfnisse.»
«Denk nicht mal dran.» Ich setzte mich auf und starrte ihn an. «Wage es bloß nicht.»
«Warum nicht? Es wäre nur natürlich. Und vielleicht würde es deine Stimmung heben.» Er ließ seine Finger in langsamen Kreisen über meinen Arm wandern. «Meine Fähigkeiten sind legendär. Du müsstest gar nichts tun. Ich kümmere mich um dich.»
«Was für Wahnvorstellungen hast du eigentlich? Wir werden niemals Sex haben», sagte ich angewidert. «Und wieso brauchst du eigentlich mich dafür? Ich dachte, die Mädels stehen bei dir Schlange.»
«Bethany, meine Liebe, es geht mir nicht um Sex. Davon ist gar nicht die Rede. Sex kann ich überall kriegen. Mit dir hingegen möchte ich Liebe machen.»
«Hör auf, so ein Zeug zu reden, und lass mich in Ruhe.»
«Ich weiß, dass du mich attraktiv findest. Das habe ich nicht vergessen.»
«Das ist lange her, da wusste ich noch nicht, was du bist.» Ich sah zur Seite und versuchte kaum, meinen Widerwillen zu verbergen.
Jake richtete sich auf und sah mich an. «Ich hatte gehofft, dass es zu einem gegenseitigen Einvernehmen kommen würde, aber offensichtlich brauchst du einen kleinen Anreiz, um deine Meinung zu ändern.»
«Was soll das heißen?»
«Das heißt, dass ich kreativer werden muss.» Seine Worte hatten einen bedrohlichen Unterton, der mir Angst machte, aber das würde ich ihn nicht spüren lassen.
«Gib dir keine Mühe. Das ändert nichts.»
«Das wollen wir erst mal sehen.» Irgendwie schienen meine Gespräche mit Jake immer in die gleiche Richtung abzugleiten. Er machte mir ein anzügliches Angebot, und wenn ich ablehnte, wurde er rachgierig. Irgendwie drehten wir uns im Kreis. Es war an der Zeit für eine neue Strategie.
«Um dein Angebot auch nur in Betracht zu ziehen, müsste ganz schön viel passieren», fügte ich daher hinzu. Ich hasste es, mich
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