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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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war sehr kurzfristig», sagte meine Schwester. «Sie hätte dir bestimmt etwas erzählt, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte.»
    «Blödsinn», unterbrach Molly sie. «Ich glaube Ihnen kein Wort. Ich habe schon eine sehr gute Freundin verloren und bin nicht bereit, eine weitere aufzugeben. Lügen Sie mich nicht an. Bitte.»
    Xavier schob seinen Stuhl zurück und stellte sich an den Kaminsims. Dabei atmete er tief und hörbar ein und aus. Molly starrte ihn an.
    «Glaub ja nicht, dass ich dich in Ruhe lasse!», fauchte sie ihn an und machte einen Schritt auf ihn zu. Obwohl sie ihn beschimpfte, hob er nicht einmal den Kopf. «Monatelang habe ich versucht, Beth von dir loszueisen, und jetzt, wo sie wie vom Erdboden verschluckt ist, stehst du hier rum und drehst Däumchen.»
    Bei ihren Worten zuckte ich zusammen. Ich wusste, wie sehr sie Xavier damit verletzte. Er zerfleischte sich schon ohne ihre Anklage genug.
    «Ich bin vielleicht kein Mathegenie, aber auch nicht total bescheuert», fuhr sie fort. «Ich weiß, dass irgendwas nicht stimmt. Wenn Beth für eine Weile verreist wäre, wärst du auch nicht hier. Du wärst mit ihr gegangen.»
    «Wenn das doch bloß möglich gewesen wäre …», sagte Xavier mit aufgewühlter Stimme. Noch immer hob er den Blick nicht.
    «Was soll das heißen?» Mollys Gesicht wurde bleich. Malte sie sich am Ende das Schlimmste aus? Xavier wich von ihr zurück, offensichtlich voller Angst, zu viel gesagt zu haben.
    Die Situation überforderte ihn so offensichtlich, dass Gabriel sich einmischte.
    «Bethany ist nicht mehr in Venus Cove», erklärte er ruhig. «Sie ist nicht einmal mehr in Georgia. Aber sie ist nicht freiwillig gegangen.»
    «Was soll das denn jetzt? Ich hatte Sie gebeten, mich nicht anzulügen.»
    «Molly.» Gabriel durchquerte in zwei großen Schritten das Zimmer und packte sie fest an der Schulter. Sie starrte ihn überrascht an, völlig perplex, weil er etwas tat, was überhaupt nicht zu ihm passte. Ich stand so nah bei ihr, dass ich ihre Überraschung regelrecht spüren konnte. Noch nie zuvor hatte Gabriel Molly berührt, und an seinem Blick konnte sie deutlich sehen, dass irgendetwas ihn tief erschüttert hatte. «Wir glauben zu wissen, wo Bethany ist, aber ganz sicher sind wir nicht», sagte Gabriel. «Wir versuchen, es gerade herauszufinden.»
    «Wollen Sie mir sagen, dass sie verschwunden ist?», fragte Molly atemlos.
    «Nicht verschwunden.» Gabriel zögerte. «Eher – entführt.»
    Molly schlug sich die Hand vor den Mund und riss panisch die Augen auf. Xavier hob den Kopf und beobachtete sie niedergeschlagen.
    «Bist du verrückt geworden?» Sofort war Ivy an Gabriels Seite und positionierte sich zwischen ihm und Molly. Gabriel ließ seine Hände von Mollys Schultern fallen.
    «Es macht keinen Sinn, sie anzulügen», sagte er bestimmt. «Sie steht Bethany genauso nahe wie wir. Alleine kommen wir nicht weiter. Vielleicht kann sie uns helfen.»
    «Ich wüsste nicht, wie», sagte Ivy mit ungewohnter Schärfe in der sonst glockenhellen Stimme. Ihre silbergrauen Augen blitzten auf wie Scherben aus Eis. «Sie hat hier nichts verloren.»
    «Zum Teufel», unterbrach Molly sie lautstark. «Irgendein Psycho hat Bethany mitgenommen? Und was unternehmen wir?»
    «Jetzt sieh, was du losgetreten hast», murmelte Ivy. «Menschen können uns nicht helfen.» Sie warf Xavier einen resignierten Blick zu. «Am allerwenigsten, wenn Gefühle im Spiel sind.»
    «Wir waren an jenem Abend nicht dabei», konterte Gabriel. «Die einzigen Zeugen, die wir haben, sind nun einmal Menschen.»
    «Entschuldigung.» Molly starrte sie beide an. «Haben Sie gerade Mensch zu mir gesagt? Ich bin ziemlich sicher, dass ich nicht der einzige im Raum bin.»
    Gabriel ignorierte sie und spann seine Gedanken weiter.
    «Erinnerst du dich an Halloween? Was war das Letzte, was Bethany an jenem Abend gesagt oder getan hat?»
    Die Luft um Ivy herum kräuselte sich und schimmerte. Ich wusste, dass sie damit ihr Missfallen ausdrücken wollte. Ganz offensichtlich fand sie Gabriels Entschluss, Molly einzubeziehen, unangemessen. Sie schloss die Augen und atmete mit zusammengebissenen Zähnen. Ich las ihr am Gesicht ab, dass sie sich für die Folgen einer Katastrophe bereit machte, die Gabriels Entscheidung ihrer Meinung nach mit sich bringen würde.
    «Sie war durcheinander …», begann Molly zögernd.
    «Wieso?»
    «Wir wollten bei der Party diese Séance halten. Nur so aus Spaß. Beth war total dagegen und hat

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