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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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hatte. Es war ein eigenartiger Gedanke, dass sie alle vor langer, langer Zeit, bevor ich begonnen hatte zu existieren, im Himmel vereint gewesen waren. Gabriel erinnerte sich mit Sicherheit ganz genau daran. Ich wusste, dass er den Aufstand der rebellischen Engel miterlebt hatte, und auch, wie man sie für immer aus dem Königreich verbannt hatte. Ich wusste, wie viel Böses sie seitdem begangen hatten. Und trotzdem hallte nur ein Wort in meinem Kopf nach: Brüder . Was war aus ihnen geworden? Für einen Moment verschwand all meine Wut und Angst, und ich verspürte nichts als tiefe Traurigkeit. Schließlich brachte mich Luzifers Stimme zurück in den Gerichtssaal.
    «Du schuldest diesem Gericht eine Erklärung, Arakiel», sagte er. «Deine kleine Eskapade hat in unseren Reihen viel Zwietracht gesät. Manche Stimmen meinen, dass sie alles, was wir erreicht haben, untergräbt. Und um jeden Preis müssen wir das, was uns ausmacht, bewahren.»
    «Vater.» Jake senkte den Kopf. «Bei allem Respekt, aber Ihr selbst habt mir diese Aufgabe gegeben.»
    «Das ist wahr», stimmte Luzifer zu. «Ich habe mit Freude deinen Mut unterstützt, sie hierherzubringen. Aber deine Gefühle scheinen mit dir durchgegangen zu sein. Die ganze Sache ist für dich wohl nicht mehr rein geschäftlich.» Seine Augen verengten sich. «Genau genommen behaupte ich, dass sie das niemals war.»
    «Entschuldigung, ich hätte da mal eine Frage …» Ich machte einen Schritt nach vorne. Die Augen der Dämonen blitzten allesamt auf, als sich ihre Blicke auf mich richteten. Ich bohrte mir meine Fingernägel in die Hand, damit sie zu zittern aufhörte. Was ich hier tat, wusste ich selbst nicht genau, aber ich war auf der Suche nach Antworten und hatte ironischerweise das Gefühl, dass Luzifer mir die Wahrheit sagen würde. «Ich bin etwas verwirrt. Wenn ich das richtig verstanden habe, wolltet Ihr mich hier haben. Aber ich weiß immer noch nicht, warum.»
    Luzifers Mund verzog sich zu einem Lächeln. «Das stimmt», sagte er. «Arakiel hat dich mit meinem Einverständnis zu uns geholt.»
    «Aber ich bin nicht wichtig. Warum ausgerechnet ich?»
    Luzifer fuhr langsam mit den Fingern über den Stock. «Du bist unser Pfand, meine Liebe», sagte er. «Wie du weißt, hat der Himmel mal wieder einen seiner pathetischen kleinen Heile-Welt-Pläne geschmiedet.» Luzifer verdrehte die Augen. «Das Ganze ermüdet mich langsam – wir machen etwas kaputt, sie räumen es auf und so weiter und so fort. Und weil uns das alles anödet, bist du ins Spiel gekommen.» Er sah mich mit seinen blassen Augen an. «Sozusagen als Zeichen.»
    «Was für ein Zeichen?»
    Der dunkelhäutige Diego stand auf und erklärte: «Dass das Spiel begonnen hat.»
    «Was bedeutet das?», fragte ich leise und kämpfte gegen die aufsteigende Panik in meiner Brust an.
    «Ich denke, jetzt, wo du hier bist, können wir dich in unser Geheimnis einweihen», sagte Luzifer gedehnt. «Sagen wir so: Unsere kleine Familienfehde soll endlich mal entschieden werden.»
    Jake, der während des ganzen Gesprächs bisher geschwiegen hatte, schaltete sich jetzt ebenfalls ein. «Einen Engel gegen seinen Willen in die Hölle zu zwingen», erklärte er, «kennzeichnet den Beginn des Krieges.»
    «Ihr wollt Krieg führen?!»
    «Er steht seit Urzeiten bevor», sagte Luzifer. «Seit damals, als mein selbstgerechter Bruderarsch mich rausgeschmissen hat.»
    «Wir haben sehr lange gewartet», fügte Diego in seinem abgehackten spanischen Akzent fort. «Gewartet, ihnen zu zeigen, wer der Boss ist und wie zerbrechlich ihr hübscher kleiner Planet tatsächlich ist.»
    Ich schluckte heftig und schüttelte den Kopf. «Nein», sagte ich. «Das ist nicht wahr.»
    «O doch», meldete sich Nash zu Wort, begeistert von der Wendung, die das Gespräch genommen hatte. «Wir sprechen über den letzten Showdown, über die direkte Konfrontation zwischen deinem Boss und unserem.»
    «Glaub mir, kleiner Engel», fügte Luzifer hinzu. «Wir sind auf direktem Weg in Richtung Armageddon. Und ich verspreche dir, es wird eine Riesenshow!»

    Ich stand da wie festgenagelt und wagte kaum zu atmen. Ein Teil von mir hoffte, dass die Dämonen in Gelächter ausbrechen und mir erklären würden, dass sie einen grausamen Witz gerissen hatten. Aber tief in mir wusste ich, dass es kein Witz war, sondern dass sie es todernst meinten. Die Welt war in großer Gefahr. Die Dämonen setzten darauf, dass meine Entführung als eine Art Katalysator wirken würde, als

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